Biblisches Alter: Der einzige Keiler im Wildgehege bringt es auf stolze 18 Jahre. Foto: Schwarzwälder-Bote

Wildgehege: Keine Frischlinge in diesem Jahr / "Versprochener" Keiler kommt doch nicht

Von Andreas Hennings

Besonders spannend ist ein Besuch des Wildgeheges im Natzental meist im Frühling. Dann kommen die Frischlinge auf die Welt und erkunden ihre Umgebung. Nicht so in diesem Jahr: Wildschwein-Jungtiere wird es nicht geben.

VS-Schwenningen. Eigentlich war in Sachen Nachwuchs alles genau geplant: Ein neuer Keiler sollte rechtzeitig zur Paarungszeit ins Gehege gebracht werden. Alle paar Jahre müssen diese ausgetauscht werden, um die Wildschwein-Rotte mit neuen männlichen Genen aufzufrischen. So eigentlich auch in diesem Frühjahr. Die beiden bisherigen Keiler wurden im Herbst also vorsorglich aus dem Wildgehege genommen. "Mit dem neuen Keiler hätten die sich sonst bis auf den Tod bekämpft", schildert Forstrevierleiter Bruno Allgaier.

Ein Ersatz-Keiler war dem städtischen Forstamt bereits versprochen worden, er sollte aus der Pfalz von einer Gehegeauflösung kommen. "Wir haben dann aber doch eine Absage erhalten", erklärt Allgaier. Da waren die beiden bisherigen Keiler allerdings schon nicht mehr da.

Neuer Anlauf im nächsten Jahr

Kein Keiler – kein Nachwuchs. Denn die Rotte in Schwenningen besteht ansonsten nur aus vier Bachen, zwei Jungtieren aus dem Vorjahr – ein Männchen und ein Weibchen – sowie einem Keiler im, salopp gesagt, Rentenalter.

Doch es besteht Hoffnung: "Inzwischen haben wir die Zusage für ein weiteres Tier, allerdings ist dieses erst ein Jahr alt", so Allgaier. Der Keiler kommt aus dem mittleren Schwarzwald. Da ein fremdes Tier von einer Rotte aber erst einmal gebissen, umhergescheucht, ja bekämpft wird, sollte der Keiler 50 bis 60 Kilogramm wiegen, um sich gegen die Angriffe wehren zu können. Erst wenn das Tier dieses Gewicht erreicht hat, wird es nach Schwenningen kommen. Wann das in diesem Jahr sein wird, ist unklar. "So wird es aber wahrscheinlich ein Jahr ohne Frischlinge bleiben", sagt Allgaier.

Nachdem im vergangenen Jahr 22 der 24 Frischlinge aufgrund der unerlaubten Fütterung mit verschimmeltem Brot verendet waren (wir berichteten), mangelt es der Rotte also an Nachwuchs. "Wirkliche Auswirkungen hat das aber nicht. Manche der Tiere hätten wohl geschlachtet werden müssen, da der Platz im Gehege begrenzt ist", so Allgaier. Gut sei hingegen, dass es wegen der wenigen Tiere mehr Grünfläche gebe. "Es wäre Platz für deutlich mehr Tiere, aber dann wäre hier alles niedergetrampelt."

Das saftige Grün genießt in diesen Wochen auch noch der ältere Keiler im Gehege. Stolze 18 Jahre ist er alt, dabei erreichen Wildschweine in Wildgehegen normalerweise nur ein Alter von 15 oder 16 Jahren. "So etwas kommt ganz selten vor und es zeigt, dass es den Tieren hier gut geht", so der Revierleiter. Der in die Jahre gekommene Keiler, einst aus Allensbach am Bodensee ins Natzental gebracht worden, bleibt der täglichen Fütterung mit Futtergetreide wie Gerste, Weizen und Triticale inzwischen jedoch fern, da er wohl nicht mehr gut kauen kann. Lieber wühlt er ein wenig im Dreck umher. Bruno: Allgaier: "Er bekommt hier sein Gnadenbrot."