Amokwarnung per Kreide auf der Schultafel – ganz so vorsintflutlich ist man an der Warenbergschule nicht. Trotzdem sind hier Amokwarnungen per Durchsage, was heutzutage eigentlich Usus ist, ein Ding der Unmöglichkeit: Die Anlage ist seit über einem halben Jahr defekt. Im Notfall soll der Hausmeister rennen. Foto: shootingankauf/Fotolia.com

An Warenbergschule muss im Notfall muss Hausmeister rennen. Sorge nach mehreren Drohungen.

Villingen-Schwenningen - An elf deutschen Schulen gab es am Montag Amokdrohungen. Wäre die Villinger Warenbergschule darunter gewesen, hätte es im Ernstfall schlimm enden können: Die dortige "elektroakustische Anlage" ist defekt – und das seit längerem.

Besonders seit Winnenden, wo 2009 ein 17-Jähriger wild um sich ballerte und 15 Mitschüler in den Tod riss, ist das Thema Amokalarm an Schulen aktuell. Viel wurde seither in kommunalen Gremien landauf, landab darüber diskutiert, wie Amokalarm auszulösen ist und welche Anforderungen an Schulen dafür zu erfüllen seien. Doch an der Villinger Warenbergschule mangelt es offenbar schon an der Mindestanforderung: an funktionierenden Durchsage-Einrichtungen. Diese seien nicht nur seit über einem halben Jahr defekt, brachte jetzt der Freie-Wähler-Gemeinderat Bertold Ummenhofer in Erfahrung, sondern nicht einmal in allen Schulräumen vorhanden.

"Da nützen die bestausgestatteten Rettungswege nichts, welche wir teilweise für viel Geld geschaffen haben, beziehungsweise noch schaffen wollen", bemängelte Ummenhofer deshalb in einem Schreiben an die Stadtverwaltung. Nun fordert er einen ausführlichen Bericht zum Status Quo der Alarmierungsanlagen in den Schulen der Doppelstadt – und auch, dass die Technik an der Warenbergschule wieder inkraftgesetzt wird.

Das Geld ist offenbar da. Über 200 000 Euro stehen der Stadt zur Verfügung, um in den Schulen Warnsysteme zu installieren – abgerufen wurde davon aber bislang nach Informationen unserer Zeitung kaum etwas. Immerhin: An der Schwenninger Friedensschule wird derzeit in einem Pilotprojekt. In allen Zimmern, auch Aufenthaltsräumen oder dem Lehrerzimmer, werden Alarmknöpfe angebracht. Im Notfall, etwa bei einem Amokfall, wird Alarm ausgelöst – zunächst an das Rektorat oder das Sekretariat, aber auch die Polizei oder Feuerwehr sollen diesen Alarm empfangen können.

Vorsintflutliche Zustände hingegen an der Villinger Warenbergschule: Dort müsste infolge der defekten Anlage im Amokfall derzeit der Hausmeister Schüler und Lehrkräfte über den Notfall informieren. Es könnte im Ernstfall ein heißer Sprint für ihn werden...

Vielleicht naht Rettung nicht nur nach Ummenhofers Brief, sondern auch nach dem Pilotversuch in Schwenningen. Denn verläuft dieser positiv, will man auch andere Schulen ab 100 Schülern aufwärts mit einem solchen Warnsystem ausrüsten.