Am Landgericht Konstanz läuft der Prozess gegen eine achtköpfige Drogendealer-Bande. Foto: Seeger

Verhandlung am Landgericht Konstanz startet schleppend. Geschäfte mit Haschisch und Marihuana in großem Stil.

Villingen-Schwenningen - Die Handschellen und Fußfesseln klirren, als die acht Angeklagten in den Saal des Landgerichts Konstanz geführt werden. Der Vorwurf: bandenmäßiger Drogenhandel im Bereich Bad Dürrheim, Villingen-Schwenningen, Donaueschingen. Am zweiten Tag der Hauptverhandlung dürfen nun die Angeklagten zu Wort kommen. "Sie sollten wissen, dass sich ein Geständnis mildernd auswirkt", so die Mahnung des Vorsitzenden Richters, Joachim Dospil. 

Nur die Hälfte der achtköpfigen Gruppe äußert sich persönlich

Doch was danach folgte, waren meist lückenhafte Erzählungen über die Taten, weil sich die Angeklagten an vieles angeblich nur noch schemenhaft erinnern könnten. So wollte niemand mehr genau wissen, wie viel Stoff er von wem bekommen habe, "von irgendwelchen Italienern" war da etwa die Rede, von dubiosen Kontaktleuten in Frankfurt und Mailand. Zudem behaupteten die meisten der Angeklagten: Der Kontakt zum Hauptdrahtzieher sei nur "durch Zufall" zustande gekommen, und wie überrascht sei einer der Angeklagten gewesen, als er auf dem Haftbefehl einen Halbsatz über seine Dienste als Drogenkurier-Fahrer las. Nur die Hälfte der acht Beschuldigten äußerte sich persönlich, zwei schwiegen, und ebenso viele gaben eine vom Anwalt vorgelesene Erklärung ohne weiteren Kommentar ab. Auch die Stieftochter des mutmaßlichen Haupttäters verweigerte die Aussage.

Viel auskunftsbereiter gaben sich zwei Polizisten des Landeskriminalamts (LKA) und der Kriminalpolizei Rottweil. Wochenlange Ermittlungen mit verdeckt agierenden Beamten brachten ans Licht, was für die Gruppe ein einträgliches Geschäft werden sollte: Bei Durchsuchungen fanden die Drogenfahnder rund 19 Kilogramm Haschisch und weitere rund zehn Kilogramm Marihuana. Laut Gutachten sollten daraus etwa 286.000 "Konsumeinheiten" entstehen.

Hauptangeklagter ist kein unbeschriebenes Blatt

Der Hauptangeklagte, der die meiste Zeit der Verhandlung mit gesenktem Kopf schweigend auf der Anklagebank saß, habe einen "großen kriminellen Erfahrungsschatz", sagte der Beamte des LKA im Zeugenstand. "Sie machten sich lustig über Polizei und Zoll, wie dumm die eigentlich sind, was man mit denen alles machen kann", so berichtete der Beamte aus einem Gespräch, das ihm ein verdeckter Ermittler weitergab.

Nur wenige Wochen später flog der Händlerring in Schwenningen auf: In der Nähe eines Cafés schlugen die Fahnder bei der Übergabe eines 20-Kilo-Haschisch-Pakets zu. Seither sitzen sechs der acht Angeklagten fürs Erste hinter Gittern.

Bereits Mitte 2016 hat die Kripo vom Drogenhandel "in größerem Stil mit Marihuana und Haschisch" erfahren. Weiter berichtete der Kripo-Beamte, dass nochmalige Hinweise Mitte November eingegangen seien.

Die Angeklagten standen untereinander in engem persönlichen Kontakt. Es gab ein Paar und Beziehungen, die familiäre Ausmaße hatten. Dass niemand konkreter werden möchte, sei "für ein solches Geflecht nicht untypisch", so Staatsanwalt Hubert Aichel. Die Geschäftsbeziehungen gingen weit ins Persönliche, jede Aussage, die ein ›Familienmitglied‹ treffen könnte, wiege daher umso schwerer.

Mindestens zwei weiterere Verhandlungstage stehen in dem Drogenprozess aus. Danach fällt das Urteil.