Der Startschuss für die Vesperkirche in Balingen ist gefallen. Foto: Szymanski

Das Motto der 3. Ökumenischen Vesperkirche in Balingen kann allen Mut machen in dieser zerrütteten Zeit: Miteinander. Essen. Reden. Leben. Täglich bis zum 7. Februar, jeweils von 11 bis 14 Uhr, können alle ein Dreigängemenü essen und spenden.

„Wärme“ ist das Zauberwort dieser Aktion. Hinter ihm stecken warme Stube, warmes Essen, ein gutes Wort, gelebte Gastfreundschaft, Nächstenliebe und Teilhabe, erklärt Dekanatsreferent Achim Wicker. Schon der festliche Gottesdienst in der Stadtkirche war recht gut besucht, bevor alle miteinander ins katholische Gemeindehaus zogen zum ersten gemeinsamen Mittagsessen mit vielen Ehrengästen und Mitwirkenden.

Auch Oberbürgermeister Dirk Abel, Schirmherr dieses Begegnungsprojekts, war zugegen. Er begrüßte die Gäste an den fast voll besetzten Tischen, dankte den vielen Helfern sowie Sponsoren, nämlich der Stadt, Firmen und Banken. Auch die Träger erwähnte Abel. Und das sind die katholische Kirchengemeinde, die Caritas und Diakonie. An die Kirchenvertreter gewandt, sagte der Schirmherr: „An vielen Stellen und Ereignissen wie der Gartenschau bringen sich unsere Kirchengemeinden ein für die Gesellschaft. Das sind die richtigen Zeichen.“

Wenn keiner der Geladenen kommt

Den Gottesdienst zuvor gestalteten Pfarrer Wolfgang Braun, Dekan Michael Schneider und Dekanatsreferent Achim Wicker sowie der Posaunenchor Balingen-Heselwangen unter Leitung von Jürgen Stengel und Bezirkskantor Wolfgang Ehni an der Orgel. Pfarrer Braun hob hervor, dass die Vesperkirche eine schöne und wertvolle Einrichtung sei für ein respektvolles Miteinander.

Dekan Schneider predigte über Lukas 14. Das Gleichnis schildert ein Festmahl, zu dem keiner der Geladenen kommt, und der Gastgeber deshalb Menschen von der Straße in sein Haus bittet, und zwar ohne Ansehen der Person. Zuvor jedoch verteilte der Dekan Zettel mit Ausreden, warum man eine Einladung nicht annehmen will oder kann: Katze hat Junge bekommen, Garage ausräumen und Bäume schneiden, Verabredung mit der Freundin ins Kino.

Balingen setzt ein klares Zeichen

Derlei Vorwände gäbe es viele, die aber den Gastgeber verletzten. Doch das Gleichnis ließe sich auch so auslegen: „Es gibt bei Gott keine Ersatzgäste. Er behandelt alle gleich.“ Das Christentum sei eben kein exklusiver Club. Schneider kam auch zu sprechen auf die Demonstration gegen Rechtsextremismus mit über 2000 Menschen: „Am Samstag hat Balingen ein deutliches Zeichen gesetzt. Und wir tun es ab heute auch mit der Vesperkirche.“ Hier werde jeder Gast mit Respekt behandelt und könne so sein, wie er ist.

Im Gemeindehaus ließ sich nun genau das erleben: Suppe, Hauptspeise und Nachtisch, zubereitet in der Küche des Zollernalb Klinikums, gemeinsam zu verspeisen, neue Leute kennen zu lernen und mit ihnen über Gott und die Welt zu reden. Und die Gastfreundschaft genießen und sich bedienen und somit verwöhnen zu lassen. Dafür sorgte das gut eingespielte Helferteam. Darunter Rebecca Thiel, die im Diasporahaus ihr Freiwilliges Soziales Jahr leistet. An ihrer Seite und etwas aufgeregt, betätigten sich der 13-jährige Alek und der 16-jährige Mohamed als Servierer. „Ich helfe gerne alten oder armen Menschen“, bekannte Alek.

Ein Tipp war den Veranstaltern wichtig im Rahmen der Vesperkirche: Das Konzert mit der Band Finn McCool am Donnerstag, 1. Februar, 19.30 Uhr, im Katholischen Gemeindehaus. Der Eintritt ist frei.