Mehr griechische Musik im Kinosaal und im Hotel – davon träumt Kulturministerin Lina Mendoni. Foto: Panagiotis Moschandreou

Mehr griechische Musik an öffentlichen Orten: Griechenlands Kulturministerin will das heimische Liedgut per Quote fördern. Bei Verstößen sollen Geldstrafen von bis zu 20 000 Euro drohen.

Lina Mendoni sorgt sich um die griechische Musik. Griechenlands Kulturministerin möchte mehr davon im Radio hören, und auch ausländische Touristen sollen damit berieselt werden. Der Plan stößt aber auf Proteste.

Ein kürzlich vorgestellter Gesetzentwurf des Kulturministeriums sieht vor, dass Hotels öffentliche Räumen wie die Lobby, aber auch die Aufzüge zu mindestens 45 Prozent der Zeit mit griechischer Musik beschallen müssen. Die Quote soll auch in Einkaufszentren und auf Flughäfen gelten. Griechische Filme, die mit öffentlichen Geldern gefördert werden, müssen ihre Soundtracks künftig zu mindestens 70 Prozent aus griechischen Liedern bestreiten – egal, ob das nun zur Thematik des Films passt oder nicht.

Erfreute Songtexter, entrüstete Filmproduzenten

Mehr als 150 griechische Komponisten, Songtexter und Musiker gratulierten der Ministerin in einem offenen Brief zu ihrem Gesetzentwurf. Sie freuen sich auf mehr Tantiemen. Alle anderen Betroffenen äußern Unverständnis. Vor allem die Hoteliers sind dagegen. Sie wollen sich nicht vorschreiben lassen, welche Musik sie ihren Gästen aus den Lautsprechern zu Gehör bringen. Es sei nicht Aufgabe des Staates, das akustische Ambiente in den Hotel-Lobbys und die Musikuntermalung in den Aufzügen zu bestimmen, heißt es in einer Stellungnahme der griechischen Hotelierskammer. Der promovierten Archäologin Mendoni werfen die Hoteliers eine „anachronistische und überholte Betrachtungsweise“ vor.

Der Verband der Filmproduzenten spricht sogar von „Zensur“. Dann könne das Kulturministerium ja auch gleich die Drehbücher verfassen, heißt es. Bei Verstößen sieht der Gesetzentwurf Geldstrafen von 2000 bis 20 000 Euro vor.

Aber wie soll die Umsetzung des Gesetzes kontrolliert werden? In Griechenland gibt es 10 400 Hotels und 19 500 Pensionen sowie andere Touristenunterkünfte. Will Kulturministerin Mendoni künftig ein Heer von Kontrolleuren beschäftigen, die mit Stoppuhren in den Hotels und Einkaufszentren über die Einhaltung der Quote wachen?

Auch im Radio wünscht sich die Ministerin mehr griechische Musik. Sender, die ihrem ausländischen Repertoire zu mehr als 50 Prozent griechische Musik beimischen, sollen mit mehr Werbezeit belohnt werden. Sie dürfen dann pro Stunde 16 Minuten Werbung senden. Bisher liegt die Obergrenze bei zwölf Minuten.

Radioquoten in Kanada und Frankreich

Kanada führte eine Musikquote im Radio schon 1971 ein, Frankreich 1994. Auch in anderen EU-Staaten gibt es ähnliche Regelungen. In Griechenland ist die Situation aber anders. Hier kann man nicht behaupten, dass griechische Musik im Radio zu kurz kommt. Es gibt zahlreiche private Radiosender, die ausschließlich griechische Musik spielen und damit sehr erfolgreich sind. Sie werden künftig sogar benachteiligt, weil es für sie bei der Obergrenze von zwölf Minuten Werbezeit bleibt.

Am Dienstag kam der Präsident der griechischen Hotelierskammer, Alexandros Vassilikos, mit Tourismusministerin Olga Kefalogianni zusammen. Er appellierte an die Ministerin, ihre Kollegin im Kulturressort dazu zu bewegen, den umstrittenen Gesetzentwurf komplett zurückzuziehen. Mehr als einen „Dialog“ konnte Kefalogianni aber nicht versprechen.