"Stop it, Putin!" Foto: Maier

Mehrere hundert Menschen haben am Dienstag in Balingen ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine demonstriert – und ein deutliches Zeichen dafür gesetzt, dass der von Russland begonnene Krieg bald enden möge.

Balingen - Ganz am Ende wurde es für lange Sekunden ganz still. Der Balinger Oberbürgermeister Helmut Reitemann hatte die Teilnehmer der Kundgebung, darunter Bürgermeister aus dem Umland, Landrat Günther-Martin Pauli sowie die Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß (CDU) und Robin Mesarosch (SPD) auf dem Marktplatz zu einer Gedenkminute aufgefordert, "für den Frieden, für die Menschen, die vom Krieg betroffen sind".

"Imagine" und "Let it be"

Still und nachdenklich klang die Versammlung danach auch musikalisch aus, als das Vater-und-Sohn-Duo Felix und Dietmar Hokenmaier den Beatles-Song "Let it be" mit Gitarre und Mundharmonika spielten. "Let it be" – man solle es in der Bedeutung hören, die Paul McCartney transportieren wollte, sagte Dietmar Hokenmaier: Dass man manchmal Dinge geschehen lassen müsse, weil man nicht alles beeinflussen könne; dass man aber tun solle, was man könne. Zu Beginn der Versammlung noch hatte das Duo den Lennon-Song "Imagine" gespielt, seit seinem Erscheinen vor nunmehr über 50 Jahren eine Hymne der Friedensbewegung.

Flaggen vor dem Rathaus

Einige Teilnehmer der Versammlung auf dem Balinger Marktplatz hatten Transparente dabei, andere die Friedensfahne, Kinder spielten mit Luftballons in blau gelb, den Nationalfarben der Ukraine. Deren Flagge war zusammen mit der Regenbogenfahne und dem Balinger Stadtwappen vor dem Rathaus gehisst.

"Solidarität zeigen"

Was kann der Einzelne, was können die Menschen in der Region tun gegen den Krieg Russlands in der Ukraine? Diese Frage zog sich durch die Beiträge fast aller Redner an diesem – mit etwas mehr als 30 Minuten – doch recht kurzen Kundgebungsabend in Balingen. Der frühere Balinger Bürgermeister Reinhold Schäfer sagte im Namen des Aktionsbündnisses Zollernalb "Demokratie ist mehr Wert", es gehe darum, Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen. Indem man den Menschen, auch jenen auf der Flucht helfe. Und indem man die gegen Russland verhängten Sanktionen mittrage. Er sei, wie so viele andere Menschen auch, "tief betroffen" angesichts des von Russland in völkerrechtswidriger Weise begonnenen Krieges, so Schäfer, und hoffe auf baldigen Frieden.

Gewalt geht unter die Haut

Die evangelische Stadtkirchenpfarrerin Birgit Wurster sagte vor ihrem Gotteshaus, es sei wichtig, mit der Versammlung ein klares Zeichen zu setzen für den Wunsch nach Frieden. Die von Russland angezettelte Gewalt, die Bedrohung, die Menschen auf der Flucht, das Blutvergießen – das gehe "unter die Haut". Der Krieg in der Ukraine müsse schnell beendet werden. "Uns hier eint der Wille nach Frieden", sagte Wurster ins Mikrofon – und erhielt dafür Beifall von den Kundgebungsteilnehmern.

"Friede beginnt im Kleinen"

"Unvorstellbar" sei es für ihn gewesen, sagte der katholische Pfarrer Wolfgang Braun, dass in Europa nun wieder Krieg sei. Angesichts der Gewalt zu resignieren oder nur zu lamentieren sei der falsche Weg. Jedes noch so kleine Zeichen, jedes Wort des Protests gegen diesen Krieg sei wichtig, so Braun – und werde, so habe es der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gesagt, von den Menschen in der Ukraine auch wahrgenommen. "Friede beginnt im Kleinen", so Braun, und die Kundgebung in Balingen sei – wie die vielfältigen Hilfsaktionen, die nun ins Rollen kommen – eines dieser kleinen Zeichen.

Der aus dem Raum Rottweil stammende evangelische Pfarrer Andreas Heid sagte, dass man die Hilferufe der Ukrainer auch hier höre. Die Menschen dort stünden ein für Offenheit, Vielfalt, Demokratie, gegen Abschottung und Nationalismus. Die Ukrainer kämpften somit "auch für unsere Werte", so Heid.

Bus mit Flüchtlingskindern erwartet

Helmut Reitemann sagte, Solidarität mit der Ukraine müsse sich auch in Taten zeigen. In den nächsten Tagen werde ein Bus mit Kindern aus dem Kriegsland in Balingen erwartet. Der Appell des Balinger Oberbürgermeisters: Dass diese Kinder, dass alle Flüchtlinge im Zollernalbkreis "mit offenen Armen" empfangen werden, damit sie "in Frieden ankommen" könnten.