Richter haben den Raubüberfall auf den Unternehmer Felix W. als versuchten Mord eingestuft.

Stuttgart - Wer letztendlich die zwei fast tödlichen Schüsse auf den 41-jährigen Stuttgarter Unternehmer Felix W. abgefeuert hat, bleibt ungeklärt. Trotzdem hat das Landgericht Stuttgart drei der vier Angeklagten wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und versuchten erpresserischen Menschenraubs zu Gefängnisstrafen von neun, zehn und elf Jahren verurteilt. Der vierte Angeklagte wurde wegen Beihilfe mit sechs Jahren Haft bestraft.

Vor der Urteilsverkündung am Donnerstag zeigen sich die 22 bis 46 Jahre alten Angeklagten nicht sonderlich angespannt. Ehe die Richter der 9. Schwurgerichtskammer den Saal betreten, lachen sie, winken in den mit Angehörigen und Freunden besetzten Saal und werfen Küsschen. Untereinander scheinen die vier Italiener unbeschwert zu scherzen. Das ändert sich schlagartig, als der Vorsitzender Richter Hahn in seiner betont sachlichen Art die Urteile verkündet.

Durchs Rolltor geht es in die Garage

Heimtückisch und aus Habgier hätten die Angeklagten den Geschäftsmann, der in der Mode- und Immobilienbranche tätig ist, überfallen und fast getötet. "Er schwebte in allerhöchster Lebensgefahr und wird bleibende Schäden davontragen", so Richter Wolfgang Hahn.

21. November 2009, später Abend. Felix W. und seine Lebensgefährtin fahren im Audi Q7 auf das Gelände an der Heilbronner Straße in Feuerbach, wo der Unternehmer Geschäfts- und Wohnräume hat. Durchs Rolltor geht es in die Garage. Dort jedoch warten bereits zwei der Angeklagten und ein bisher unbekannter Mittäter. Die Männer sind maskiert und halten den Opfern zwei Handfeuerwaffen entgegen.

Die Räuber, die das Gelände Wochen zuvor ausgekundschaftet hatten, wollen Felix W. zwingen, die Tresore in seinem Domizil zu öffnen.

Gericht verweist Aussage ins Reich der Fabel

Um seine Freundin zu schützen, geht der 41-Jährige auf die Bewaffneten zu. Ein Maskierter schießt dem Unternehmer in den linken Oberschenkel und in die linke Hüfte. Die Räuber flüchten ohne Beute, Felix W. wird ins Katharinenhospital eingeliefert, wo die Ärzte sein Leben retten können. Der Mann wird in der Folge insgesamt 18 Operationen unter Vollnarkose über sich ergehen lassen müssen. Die Chancen, dass er je wieder normal gehen kann, stehen schlecht.

Weil ein aus Italien angereister Angeklagter eine Sporttasche mit Einbruchswerkzeug am Tatort zurücklässt, können die Fahnder bald Erfolge vermelden. An der Tasche hing noch das Gepäckband der Fluggesellschaft. Die Verdächtigen werden observiert. Anfang Dezember werden drei Männer festgenommen, der vierte wird in Italien dingfest gemacht. Allein der vierte, unbekannte Täter bleibt verschwunden.

Gericht verweist Aussage ins Reich der Fabel

"Die Angeklagten hatten beschlossen, scharfe Schusswaffen mitzunehmen und notfalls davon Gebrauch zu machen", sagt der Richter. Deshalb seien drei wegen versuchten Mordes zu verurteilen. "Die Folgen der Schüsse waren den Angeklagten egal", ergänzt Richter Hahn. Der vierte Mann hielt sich zur Tatzeit in einer Bar in Fellbach auf - deshalb nur Beihilfe. Er gilt zwar als der Initiator des Überfalls. Doch nachweisen kann man ihm das nicht.

Zu Beginn des Prozesses hatten die Männer geschwiegen. Dann ließen sie wissen, zwei unbekannte Italiener hätten sie angeheuert. Das jedoch verwies das Gericht ins Reich der Fabel.