Mario Voigt (CDU, rechts) griff seinen Kontrahenten Björn Höcke (AfD) bei dem Schlagabtausch im Fernsehen vehement an. Foto: dpa/Michael Kappeler

Hat das TV-Duell mit dem CDU-Politiker Voigt den AfD-Rechtsaußen Björn Höcke politisch salonfähig gemacht? Nein, sagt der Dresdner Politikwissenschaftler Vorländer. Unterschiede seien deutlich geworden.

Nach Ansicht des Dresdner Politikwissenschaftlers Hans Vorländer ist AfD-Rechtsaußen Björn Höcke im TV-Duell mit Thüringens CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt vor allem in der Europa- und Migrationspolitik demaskiert worden.

„Es ist deutlich geworden, wie rassistisch, nationalistisch und völkisch Höcke argumentiert - und dass solche Positionen dem Land schaden und nicht nützen“, sagte Vorländer am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Dem völkischen Nationalismus des wohl umstrittensten AfD-Politikers habe Voigt einen Thüringer Patriotismus entgegengesetzt. „Man kann Patriot sein, ohne nationalistisch zu sein.“ 

Ein viel diskutiertes TV-Duell

Das Duell auf dem TV-Sender Welt am Donnerstagabend ist politisch umstritten - Kritiker befürchten, Höcke sei damit ein bundesweites Podium geboten worden. Auch er sei im Vorfeld sehr skeptisch gewesen und habe die Sorge geteilt, dass Höcke durch das Duell auf Augenhöhe mit einem demokratischen Politiker daherkomme. Diese Sorge habe sich nicht bestätigt, sagte der Dresdner Politik-Professor.  Die AfD mit ihrem Chef Höcke wird in Thüringen seit 2021 vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextrem eingestuft und beobachtet.  

„Der Versuch Höckes, sich als lammfromm und ebenbürtig zu zeigen, ist nicht aufgegangen“, schätzte Vorländer ein. Er sei von den Moderatoren und Voigt mit Zitaten aus Reden und seinem Buch konfrontiert worden. Höcke hätte sich plötzlich an Namen nicht erinnern können, sei zeitweise nervös geworden und haben den umstrittenen Begriff „Remigration“ vor allem als die Rückholung von deutschen Auswanderern aus dem Ausland interpretiert.

„Klärungsversuch zwischen CDU und AfD“

In der Regel meinen Rechtsextremisten mit „Remigration“, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang. 

Ob man mit einem solchen Duell potenzielle AfD-Wähler für demokratische Parteien zurückgewinnen könne, sei Spekulation, sagte der Politikwissenschaftler. „Wer in Versuchung steht, wegen der Unzufriedenheit mit anderen Partei die AfD zu wählen, der könnte ins Grübeln gekommen sein.“ Vorländer wertete das Duell als „Klärungsversuch zwischen CDU und AfD“ und letztlich zwischen den Spitzenkandidaten beider Parteien für die Landtagswahl am 1. September, bei der nach den Umfragen die AfD weit vorn liegt und eine schwierige Regierungsbildung droht.