Das Fackelfeuer vertreibt den Winter. Foto: Dettinger

Eine Jahrhunderte alte Tradition wurde in Feckenhausen angegangen. Mit Feuer und Kratzete wurde der Winter vertrieben.

Das Fackelfeuer im Gewann „Auf dem Berg“ wurde wieder entzündet. Ursprünglich einmal ein heidnischer Kult zur Vertreibung des unliebsamen, strengen und eiskalten Winters, hat man sich das Fackelfeuer in Feckenhausen bis zum heutigen Tag als traditionelles Brauchtum erhalten.

Die Tradition der Fackelbuben ist alt. Vermutlich gibt es sie länger als 100 Jahre. Vor dem Abbrennen des Fackelfeuers zogen am Nachmittag die Buben aus dem Dorf von Haus zu Haus um Lebensmittel zu heischen. Es geht um Mehl, Eier, Zucker und Fett. Daraus werde „Kratzete“ gebacken, einst für die Helfer des Fackelfeuers.

Verzweiflung und Hunger in Sprüchle verpackt

Dabei wird ein uraltes Sprüchle aufgesagt: „Mir wend im ... d’Fackel traga, er wird uns s’ Küchle net versagen. Pflugeisele unser Recht, mir sind so arme Ackersknecht. Ma hät uns an Wecka versprocha mit siebazehn Ecka. Pflugeisele unser Recht mir sind so arme Ackersknecht. Hond s’ Glöckle höra klingla mit Nussa und mit Äpfel. Pflugeisele unser Recht mir sind so arme Ackersknecht.“

In diesem alten Spruch sind Verzweiflung und Hunger der Ackersknechte deutlich spürbar. Vermutet wird, dass sie durch den Ort gezogen sind, weil sie von ihren Herren, trotz vieler Versprechen, nichts bekommen haben.

Damit dieser alte Brauch des Heischens auch in Zukunft bestehen bleibt und nicht ausstirbt, waren am Samstagnachmittag - nach mehreren Jahren Pause mangels mitmachender Kinder und auch Corona – „große und kleine Fackelbuben und erstmals auch Mädels“ von Haus zu Haus unterwegs und haben ihr uraltes Sprüchle aufgesagt. An jedem Haus. Und die Zutaten haben für mehrere Kilo „Kratzete“ gereicht.

Viele Stunden Aufbauzeit

Aber nicht nur zum Heischen waren die „Fackelbuben“ unterwegs. Auch um den Aufbau des Fackelfeuers kümmerten sie sich früher. Dies ist leider so schon seit Jahren nicht mehr möglich. Dies übernehmen mittlerweile viele engagierte Männer aus dem Ort, die früher meist selbst bei den „Fackelbuben“ dabei waren. Viele Stunden Aufbauzeit, Traktoren, Radlader, Greifer und viel Einsatzkraft und Herzblut sind nötig, um am Samstag ein mehrere Meter hohes Fackelfeuer auf dem Berg aufzubauen.

Noch immer ist es so, dass man an zwei bis drei Samstagen in den Wald geht. Vom Förster bekomme man immer eine Fläche zugeteilt. Auch ausgediente Weihnachtsbäume werden für das Fackelfeuer verwendet.

Und während das Feuer wunderschön in den Nachthimmel loderte, wurden die Besucher mit Roter Wurst, Punsch, Glühwein und in diesem Jahr erstmals leckerer „Kratzete“ bewirtet. Der Erlös wird für den Erhalt des Brauchtums verwendet.

Alle Mitstreiter des Fackelfeuers hoffen, dass der alte Brauch auch die nächsten hundert Jahre und darüber hinaus bestehen bleibt.