Tierbestattung in Pfeffingen Foto: Horst Schweizer

In Pfeffingen ist am Samstag die erste Tierbestattungskirche in Deutschland eröffnet worden. Das Interesse war groß. Das Ereignis lockte Fernsehteams von SAT1 und SWR auf die verschneite Alb. Rund 500 Anmeldungen zur Eröffnung lagen vor.

„Unsere Passion ist es, unabhängig von Glauben und Konfession einen besonderen Raum zu bieten, in dem das geliebte Tier im Mittelpunkt steht“, betonen Ellen Weinmann und Florian Düsterwald unisono. Die Betreiber der Tierbestattung Schönhalde in Pfeffingen, die es seitmehr als drei Jahren gibt, haben Anfang des Jahres die leerstehende ehemalige evangelisch-methodistische Pauluskirche gekauft, die entweiht wurde. Ausschlaggebend war, dass der Platz für Beratungen und Gespräche in dem ehemaligen Schafstall bei ihrem Wohnhaus in der Onstmettinger Straße zu klein war.

Die Sitzbänke und der Teppichboden sind entfernt

Die Pauluskirche hat ihr Gesicht zwischenzeitlich grundlegend verändert. Sitzbänke kamen samt Teppichboden raus. Tagelang wurde Klebereste davon auf dem Holzboden mühevoll entfernt. „Uns war wichtig, dass dieser Boden erhalten bleibt“, sagt Florian Düsterwald. Nach weiteren Arbeiten sieht dieser jetzt wieder aus wie neu. Aus Ehingen stammt ein 35 Jahre alter und vier Meter hoher Korkenzieher-Haselnussbaum. Um in die Kirche gebracht zu werden, musste er in vier Teile zerlegt werden. Dort zusammengefügt trägt dieser rund 2000 kleine Herzen mit Namen von toten Tieren, welche die Tierbestatter seit Beginn eingeäschert haben. An einer dreiteilige Holzständerwand, aus Einzelteilen zusammengebaut, sind rund 100 verschiedene Urnen, alles Unikate, ausgestellt.

Ein großes Einzugsgebiet

Das Gebiet, von wo tote Tiere abgeholt werden, ist groß. „Es geht nördlich bis Esslingen, deckt Teile vom Schwarzwald ab und reicht bis zur Schweizer Grenze“, informiert Ellen Weinmann. Die Nacht vor der Eröffnung musste sie trotz Eis und Schnee nach Ravensburg, um ein totes Tier abzuholen. Die erste Tierbestattungskirche, die inzwischen als „schöner Ort“ von denjenigen Menschen, die um ein lieb gewonnenes Tier trauern, gut angenommen wird, machte schnell bundesweit und über die Grenzen hinaus Schlagzeilen. „Es gab sehr viele Anfragen von Presse, Rundfunk und Fernsehen, die wir fast alle ablehnen mussten“, betont Florian Düsterwald. SAT1 und der Südwestrundfunk (SWR) bekamen die Zusage für Interviews und Fernsehaufnahmen. Vom Privatsender kam Fernsehjournalistin und Redakteurin Petra Schorrer aus Frankfurt mit Kameramann Klaus Markl aus Stuttgart. Ellen Weinmann und Florian Düsterwald wurden verkabelt und zu verschiedenen Bereichen für das SAT1-Frühstücksfernsehen befragt. Ebenso Trauerrednerin Sonja Westermann. Vom SWR reiste Redakteurin Katharina Kregel mit Kameramann Moritz Holch an. Das Interview mit Ellen Weinmann wurde am Samstagnachmittag in SWR4 ausgestrahlt. Die Fernsehaufnahmen waren abends in der Landesschau zu sehen.

Shuttlebus bringt die Besucher vor Ort

Da rund 500 Anmeldungen zur Eröffnung vorlagen, gab es in der Onstmettinger Straße am Samstag ein Halteverbot. Der Bereich von der Einmündung Theodor-Heuß-Straße bis zum ehemaligen Gasthaus Rössle war für den Verkehr gesperrt. Vom Parkplatz auf Langenwand war ein Shuttlebus unterwegs. Der Wintereinbruch und rund 35 Zentimeter Schnee in Pfeffingen hielten allerdings viele von einer Fahrt zur Eröffnung ab. Dennoch kamen viele Interessenten. So auch Wolf-Dieter Kessler, Pastor der methodistischen Kirchengemeinde: „Ich freue mich und finde es ganz toll, was hier mit ganz viel Herzblut entstanden ist.“ Aus seiner Sicht soll die Kirche weiterhin seelsorgerische Begleitung für Menschen sein. „Ein Tier hat den gleichen Wert wie ein Mensch. Es löst bei seinem Tod Trauer aus, weil es oft zehn oder 15 Jahre ein treuer Begleiter war“, betonte der Pastor. Aus Empfingen war Tierärztin Nadine Gallatz mit Ehemann Maximilian Meyer angereist – mit dabei Anna Jetter-Auenland von Konzept KG. Sie gehören wie Ellen Weinmann einer Hundeexpertengruppe an und finden die Tierbestattungskirche „einfach super und zeitgemäß“ für Tiere. Vor allem, weil es oftmals einen abrupten Abschied von einem Tier gebe und man dort entsprechend trauern dürfe und Abschied finde.