Andre Schmid bricht eine Lanze für Reptilien und Amphibien / "Kreuzottern gibt es hier gar nicht"

Von Marcella Danner

Sulz. Nein – Schlangen sind nicht feucht und glitschig. Und ja – sie haben wohl mehr Angst vor den Menschen als umgekehrt. Andre Schmid möchte mit manchem Vorurteil gegenüber den Reptilien aufräumen und stattdessen das Bewusstsein für deren gefährdete Existenz schärfen.

Schon von klein auf fand der heute 29-Jährige die Spezies Reptilien und Amphibien faszinierend. Dabei ist dem Mühlheimer durchaus bewusst, dass nicht alle seine Leidenschaft für diese Tiere teilen. "Die haben halt keine Lobby," sagt er. Für putzige Vögel oder Kaninchen ließen sich eben mehr Menschen begeistern. Ein Grund mehr für ihn, eine Lanze für die Schlangen und Eidechsen zu brechen. "Diese Tiere sind schutzbedürftig." So muss er schmunzeln, wenn er ab und an in der Zeitung liest, jemand sei in der Umgebung mit einem Kreuzotterbiss ins Krankenhaus eingeliefert worden. Denn die giftigen Kreuzottern, so Schmid, gebe es im Neckartal überhaupt nicht. Ein wenig macht ihn diese Falschinformation auch wütend. Spaziergängern oder Wanderern werde so eine Angst vermittelt, die gar nicht nötig sei. In der Regel seien es Schlingnattern, mit denen die Kreuzotter verwechselt werde. Diese völlig ungefährlichen Reptilien sähen für den Laien den Kreuzottern ähnlich. Zudem habe jedes Tier seine eigene individuelle Zeichnung. Andre Schmid selbst macht sich regelmäßig mit dem Fotoapparat auf, um die heimischen Reptilien und Amphibien zu fotografieren. Er weiß, wo sie sich aufhalten, nähert sich leise mit seiner Kamera mit Teleobjektiv und fängt so in tollen Aufnahmen die ganz eigene Schönheit der Tiere ein. Wer beim Spaziergang mit der Familie, beim Joggen oder Wandern eine Schling- oder Ringelnatter erspähe, der solle sich einfach am seltenen Anblick erfreuen, meint Schmid. Auf keinen Fall sollten die Schlangen mutwillig gestört oder gar mit einem Ast malträtiert werden. Das sei übrigens per Gesetz verboten. Wenn das Tier die Menschen bemerke, fliehe es ohnehin. Im Idealfall kann man mit dem Handy ein Foto machen und den Fund den zuständigen Behörden melden (siehe weitere Informationen). So könne das Vorkommen der Arten besser dokumentiert werden. Der Industriemechaniker ist Mitglied im Verein "Amphibien & Reptilien Biotopschutz Baden-Württemberg". Der verantwortungsbewusste Umgang mit dieser Spezies bedeutet für Andre Schmid auch einen Beitrag zum Naturschutz. Die Lebensräume für Schlangen und Eidechsen würden kleiner. Schnellstraßen zerschneiden Populationen, Neubaugebiete schränken ihr Habitat ein. Deshalb appelliert der junge Mann an die Bewohner in den Ortsrandlagen, am Zaun doch mal einen Steinhaufen zu installieren, in dem sich Eidechsen und Schlangen wohlfühlen. In Komposthäufen legten Ringelnattern gerne ihre Eier ab. Das bemerke der Gartenbesitzer meist gar nicht.

Als Kind habe wohl schon jeder mal eine Blindschleiche - die hier heimisch ist – begutachtet. Dass diese Unbedarftheit im Erwachsenenalter oft einer unbegründeten Angst weiche, findet Schmid schade. Zumal es im Neckartal, so betont er, gar keine giftigen Kreuzottern gebe. Eine Biene etwa sei für Menschen mit Allergieren weitaus gefährlicher. Und dennoch erfasse die Menschen keine Panik, wenn sie die gelbgestreiften Brummer auf einer Wiese sähen.

Weitere Informationen:

www.amphibienschutz.de oder lubw.baden-wuerttemberg.de