Ein mitreißendes Neujahrskonzert gibt das Residenz-Orchester Baden-Württemberg unter der Leitung von Sven Gnass in der Sulzer Stadthalle. Foto: Vollmer

900 Besucher erleben in der Stadthalle das Residenz-Orchester Baden-Württemberg mit drei Solisten.

Sulz - Momente magischer Klangfarben – dafür steht das spielfreudige Residenz-Orchester Baden-Württemberg mit seinen weit über die Region hinaus bekannten Neujahrskonzerten. Die mit 900 Plätzen gefüllte Sulzer Stadthalle zeigte wieder, dass das Publikum diese konzertanten Aufführungen um den Jahreswechsel liebt. Schwungvoll und schlichtweg genial zündete das 66-köpfige Orchester unter dem begeisternden Dirigat von Sven Gnass zur Begrüßung des neuen Jahres ein farbenprächtiges Feuerwerk. Übermütig, ja frech interpretierte das Orchester zum Auftakt Richard Wagners eindrucksvolles Vorspiel zum 3. Aufzug aus der Oper "Lohengrin".

Danach begrüßte Sven Gnass, Dirigent und künstlerischer Leiter des Konzerts, das Publikum: "Ihnen allen ein kraftvolles Jahr 2014 mit Lohengrins Geist im Raum." Mit großer Anziehungskraft sang anschließend Mezzosopranistin Tajana Raj, in großen Opernhäusern zu Hause, die herrliche Arie "Les tringles des sistres tintaient" aus "Carmen" von Georges Bizet. Sven Gnass erntete Szenenapplaus, als er in diesem Zusammenhang ankündigte, dass Tajana Raj 2015 im Schloss Glatt die Carmen verkörpern werde. Adam Kim, dem Publikum bekannt durch Rigoletto letzten Sommer im Schloss Glatt, überzeugte mit seinem voll timbrierten Bariton in der Rolle des Herausforderers Escamillo "Votre toast, je peux vous le rendre". Fetzig spielte das Orchester "Summer Skies", die sensationellen Tonschöpfungen Leroy Andersons.

Musical-Superstar Kevin Tarte mit seinem charakterstarken Tenor wurde mit lauter Begeisterung begrüßt, als "This is the moment" von Frank Wildhorn und Leslie Bricusse und "If I loved you" aus "Carousel" von Richard Rodgers erklangen. Die Stimmung im Saal stieg von Stück zu Stück. Was wäre die Gattung Operette ohne "Die Fledermaus" von Johann Strauss (Sohn). Das Publikum war mitgerissen, wie wunderbar das Orchester, insbesondere die Streicher, unter der präzisen, frischen Führung von Sven Gnass die Ouvertüre, meisterte, welche, in freier Sonatenhauptsatzform geschrieben, zu den größten Schöpfungen von Johann Strauss zählt. Sie fasst die hauptsächlichen Musikszenen des Gesamtwerkes zusammen und ist mit ihrer Dynamik und den rasanten Tempi auch für Spitzenorchester immer wieder eine Herausforderung.

In der Pause knallten im Foyer für das sich in prickelnder Laune befindliche Publikum die Sektkorken zum "Prosit Neujahr". Neben heiteren Gesprächen beschäftigten sich viele Besucher mit der sehenswerten Ausstellung zweier bildender Künstler im Foyer.

Zuschauer begeistert von dem Stück "Skyfall"

Der zweite Konzertteil begann mit der Walzerfolge Nr. 2 op. 59 aus dem 3. Akt von "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss. Gnass verstand es ausgezeichnet, sich kostbaren Details der Partitur mit ihrer üppigen schwierigen Tonsprache anzunehmen. Im Jahr 2014 feiere die Musikwelt den 150. Geburtstag von Strauss, dem letzten deutschen Spätromantiker. Er, der gesagt habe, "zur Not vertone ich auch ein Glas Bier", sei bekannt für seine hervorragende Instrumentation, die bei den Musikern Schweißperlen erzeuge, erklärte Gnass.

Aus dem Musical von Mitch Leigh "Man of La Mancha" sang Adam Kim das herrliche Arrangement "Impossible Dream". Der Ballade "How do you keep the music playing" von dem sich im Orchester befindlichen Arrangeur Georg F. Mayer geschrieben, drückte Kevin Tarte seinen ganz eigenen Stempel auf.

"Leider nicht von mir", schrieb einst Johannes Brahms unter eine Partitur des Walzers "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauß Sohn. Auf das Publikum, das sich in Höchststimmung befand, verfehlte das Stück seine Wirkung auch nicht. Das James-Bond-Medley von John Berry/Monty Norman spiele kein Orchester "so gut wie wir", meinte Gnass augenzwinkernd. In der Tat war es wie ein Rausch der Klänge. Und Tajana Rajs bezaubernde Stimme löste bei dem melodischen Stück "Skyfall" von Paul Epworth/Adele Adkins Beifallsstürme aus.

Mit langen stehenden Ovationen und tosendem Applaus bedankte sich das begeisterte Publikum anschließend beim hervorragenden Orchester, den brillanten Instrumentalsolisten, seinem souveränen Leiter und den hochkarätigen Gesangssolisten für ein grandioses Einläuten des neuen Jahres mit zündender Musik.

Für alle Akteure und sogar für manche Zuhörer regnete es Blumen in Winterweiß. Ein paar Schmankerln als Zugabe gab es selbstverständlich. Virtuos sang Adam Kim ein atemberaubend schnelles Stück aus "Il Barbiere di Siviglia" von Giocchino Rossini und erntete anhaltende Bravorufe für seinen Gesang, Lachen und Pfiffe für seine starke Präsenz und Gestik als Barbier. "O sole mio" trug das Gesangssolistentrio vor. Und mit dem Radetzky-Marsch setzte das Orchester zusammen mit dem nach Dirigat mal wild, mal zurückhaltend klatschenden Publikum den furiosen Schlusspunkt.

So dachte man, nein, es folgte eine weitere Zugabe, mit dem James-Bond-Medley und "Skyfall" als Wiederholung. Ein mitreißender Abend, strahlende Gesichter.