Helga Klingele vom Ordnungsamt verteilt Dankeschön-Karten an Autofahrer, die an heiklen Stellen richtig parken. Foto: Fuchs

Ordnungsamt schafft Bewusstsein für ruhenden Verkehr. Richtiges Verhalten wird belohnt.

Sulz - Die Straßen sind recht ruhig, als sich Verkehrsüberwacherin Helga Klingele am Mittag auf den Weg macht. "Ordnungsamt" steht auf ihrer blauen Uniform. Auf der Schulter trägt sie einen Sack, fast wie der Weihnachtsmann, nur in schwarz und auch nicht ganz so groß.

Es gibt einige heikle Kreuzungen in Sulz, an denen Falschparken den fließenden Verkehr gefährdet. "Eins, zwei, drei", zählt Klingele, während sie große Schritte von der Einmündung der Kurve bis zum ersten parkenden Auto macht. "Drei Meter sind gerade noch genug", meint die Frau vom Ordnungsamt. Der Fahrer hat richtig geparkt. Aus ihrem schwarzen Beutel holt sie eine Karte mit einem groß gedruckten "Dankeschön!" und einem Päckchen Gummibärchen darauf heraus. Die wird hinter den Scheibenwischer geklemmt. Ein bisschen wie Weihnachten ist das Ganze also schon. Die Aktion hat jedoch einen ernsten Hintergrund.

Viele positive Reaktionen

"Falschparken verursacht Unfälle, weil die Straßen dadurch unübersichtlicher und schlechter einsehbar sind", erklärt Sabrina Glöckler, Sachgebietsleiterin der Bürgerdienste. "Wir versuchen, solchen Situationen vorzubeugen."

Die Aktion zum Thema "Ruhender Verkehr" ist Teil der Verkehrssicherheitskampagne "Vorsicht. Rücksicht. Umsicht". Die hat das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg in diesem Jahr ins Leben gerufen. Jährlich ist ein anderes Schwerpunktthema geplant. "Eigentlich lief die Aktion ab dem 4. November, doch wir starteten zeitversetzt am 25. November", sagt Glöckler. Das liege daran, dass die Gummibärchen zu spät angekommen seien, weil so viele Kommunen versorgt werden mussten. "Nun geht die Aktion in Sulz bis zum 20. Dezember. Und nächstes Jahr machen wir weiter." Wie lange, hänge davon ab, wie viele Gummibärchen übrig seien. "Sie passt wunderbar zu unserer Weihnachts-Aktion." Die gebe es nun schon seit einigen Jahren. Aus Kulanz werde Falschparkern, ausgenommen sind sehr schwere Fälle, das Knöllchen erlassen. Der Betroffene findet in der Vorweihnachtszeit also, wenn er Glück hat, lediglich einen "Gutschein" an seiner Windschutzscheibe, der auf die Ordnungswidrigkeit hinweist.

Parallel zu den Dankeskarten hinter den Scheibenwischern hängen in der Stadt Plakate aus, die für gefährliche Halte- und Parksituationen sensibilisieren und auf das richtige Verhalten hinweisen sollen. "Dort ist zum Beispiel abzulesen, dass man sich umschaut, bevor man eine Autotür öffnet oder dass man nicht vor einem Zebrastreifen parkt", sagt Glöckler. Oftmals komme es vor, dass Autofahrer nur kurz halb auf dem Gehweg parken wollen, aber genau dann ein Rollstuhl- oder Rollatorfahrer vorbei komme, der dann auf die Straße ausweichen müsse.

Stadt will Gefahren einschränken

Dass sich aus der Aktion eine sichtbare Besserung des Parkverhaltens ergeben habe, lasse sich noch nicht feststellen. "Wir machen das ja auch erst seit etwa drei Wochen." Die Aktion dauerhaft beizubehalten hält sie nicht für sinnvoll. Um ein Bewusstsein für den Verkehr zu schaffen, dürfe kein Gewöhnungseffekt eintreten. "Aber wenn wieder einmal eine Aktion im Rahmen der Kampagne ansteht, sind wir gerne dabei." Es gehe der Stadt nicht darum, Strafzettel zu verteilen. Die rechnen sich gemessen am Verwaltungsaufwand in Sulz ohnehin nicht, meint Glöckler. "Uns geht es darum, Gefahren einzuschränken. Sulz ist eine der wenigen Städte, in denen Parken kostenlos ist. Dann sollten sich die Fahrer aber auch an die Regeln halten." Das Sulzer Ordnungsamt sei ohnehin schon "sehr kulant".

Diese Tatsache stößt bei Autofahrern sichtlich auf Dankbarkeit. "Manchmal hupen die Leute im Vorbeifahren und bedanken sich für die Gummibärchen", freut sich Klingele. Kürzlich habe sie eine Fahrerin in der Torstraße darauf hingewiesen, dass sie entgegen der Fahrtrichtung parke. Einen Strafzettel gab es nicht, aber sie habe die Frau gebeten, das nächste Mal richtig zu parken, erzählt Klingele. "Als ich wieder in der Straße vorbei kam, stand das Auto richtig herum. Dafür gab es dann auch eine Dankes-Karte. Die Frau hat sich auch sehr darüber gefreut."

Den Reaktionen nach zu urteilen, sind sich die städtischen Mitarbeiterinnen sicher, zumindest in einigen Köpfen ein langfristiges Umdenken zu bewirken, das zu mehr Verkehrssicherheit beitragen kann.