Mystische Klänge aus früheren Zeiten bringt die Schola Gregoriana Kirchpergensis bei der ersten Kirchberg-Vesper in diesem Jahr näher. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Schola Gregoriana Kirchpergensis singt in der Johanniskirche mittelalterliche Lieder

S ulz. Mit "Mein König und mein Bräutigam – die mystischen Visionen der Kirchberger Nonnen" war die erste musikalische Vesper in diesem Jahr überschrieben. Die Hymnen, Lobgesänge und Orgelwerke aus dem frühen Mittelalter, die hohe Qualität des Dargebotenen und die andachtsvolle Atmosphäre sorgten für eine Sternstunde der Liturgie und Konzertdarbietung.

Den gesanglichen Genuss bot die Schola Gregoriana Kirchpergensis mit Leiter David Bosch. Kirchenmusiker Markus Uhl aus Freiburg umrahmte die Vesper mit feinen Klangbildern an der Orgel. Vikarin Inke Kutzbach aus Altenriet rezitierte Biografien der Kirchberger Nonnen. Die gelungene Liedauswahl überzeugte die Konzertbesucher in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche.

Mit dem von der Empore aus gesungenen Responsorium "Haec est virgo – Dies ist eine weise Jungfrau" begann eine Zeitreise in die alte Geschichte christlicher Kirchenmusik. Schlicht, aber sehr wirkungsvoll erklangen die Verse aus dem Matthäusevangelium. Der Eingangsruf der Novizen "Suscipe me, Domine – Nimm mich auf, Herr" vertonte wohl Gefühle und Hoffnungen der Frauen im 8. und 9. Jahrhundert. Mit dem Prozessionsgesang "Schmücke dein Brautgemach, Zion" ließ sich Festliches und Nachdenkliches verbinden. Wie ein roter Faden zog sich das Kirchenlied "Wie schön leuchtet der Morgenstern" von Philipp Nicolai, bei dem die Gemeinde alle sieben Strophen mitsingen durfte, durch die Konzertstunde. Das Leben und die Gedanken der Kirchberger Nonnen mit Ita von Holzhausen, Mechthild von Waldeck und Werntraud von Büren beleuchtete die Rezitatorin in kurzen Worten sehr gehaltvoll. Die Sehnsucht nach Gott prägte demnach das Leben der Nonnen im 14. Jahrhundert. Schnell wurde deutlich, dass für die Ordensschwestern das Ideal der "Braut Christi" erstrebenswert war. Text, Vertonung und Klangfarben formten sich zu geistlichen Kunstwerken. Dabei konnten die Schola-Sänger mit Paul Leon Meisel, Dennis M. Meisel, Florian Bosch und David Bosch die Charakteristika der zumeist lateinischen Werke stimmungsvoll herausarbeiten.

Bei der von Markus Uhl aufgeführten Orgelimprovisation "Siehe der Bräutigam kommt" erlebten die Zuhörer dann ganz unterschiedliche Melodien. Kunstfertig zog der Organist wirklich alle Register und präsentierte eine effektvolle Komposition, die für einen Höhepunkt des Konzertes sorgte. Die markanten Stimmen der Schola-Sänger prägten den Lobgesang "Dir gebührt unser Lob" aus dem Epheserbrief. Feinsinnig ging Pfarrer Matthias Gössling in seiner Lesung auf das "Gleichnis von den zehn Jungfrauen" im Matthäusevangelium ein. Der Choral "Qui Manducat – Wer mein Fleisch isst" verdichtete die Sängerstimmen und machte damit Fülle erlebbar. Auch im Notre-Dame-Conductus "Flos in monte cerniture" begeisterte die sonore Wärme der Männerstimmen. Die besondere Kunstfertigkeit der Schola zeigte sich wieder einmal bei seiner sensiblen und präzisen Textausdeutung. Mit "Caritas abundat, die Liebe überflutet das All", einer Antiphon der heiligen Hildegard von Bingen ging eine besondere Vesper zu Ende.