Diese Rehe haben sich den ganzen Winter über in Autobahnnähe aufgehalten. Foto: Steinmetz

Zahlreiche Rehe auf der Feldseite zwischen Oberndorf und Empfingen. Ludwig Schrägle will schwere Unfälle auf A 81 durch Maßnahme vermeiden.

Sulz - Vom Autolärm lassen sich die Rehe nicht stören. Den Winter über hielt sich ein ganzer Sprung von neun bis elf Tieren in der Nähe der A 81 auf Bergfelder Gemarkung auf. Nicht auszudenken, wenn die Gruppe in Panik auf die Autobahn gerannt wäre.

Ein frei laufender Hund hätte die Rehe entdecken und auf die Autobahn jagen können. "Ein schwerer Verkehrsunfall, möglicherweise mit Toten, wäre die Folge gewesen", sagt Hegeringleiter Ludwig Schrägle.

Auf die Gefahr durch Wildtiere hat er die Autobahnmeisterei mittlerweile aufmerksam gemacht. Während auf der Waldseite, rechts von Singen Richtung Stuttgart, ein Zaun steht, gibt es für das Wild auf der gegenüber liegenden Feldseite keine Hindernisse. Darauf führt es Schrägle zurück, dass es zwischen den Anschlussstellen Empfingen und Oberndorf häufig zu Wildunfällen kommt. Oft genug muss er selber die Kadaver beseitigen. Keine schöne und außerdem gefährliche Arbeit: Bei dem starken Verkehr werden die Tiere gleich mehrfach überfahren. Wenn Wild – es sind nicht nur Rehe sondern auch Wildschweine – über die Autobahn rennen, werden nicht zuletzt Autofahrer gefährdet. Bis jetzt habe es noch keine Menschenleben zu beklagen gegeben: "Das grenzt schon an ein Wunder", meint Schrägle.

Der Hegeringleiter hat die Zahl der Wildunfälle in den vergangenen Jahren dokumentiert. So wurde beispielsweise Ende November 2014 ein Wildschwein im Revier Wittershausen verendet aufgefunden. Es wurde vermutlich auf der Autobahn angefahren. Seit 2011 gab es im Revier Vöhringen drei Unfälle mit Wildschweinen und vier mit Rehen. Der jüngste Wildunfall im Revier Bergfelden war 2014. Eine Bache wurde totgefahren. Die Frischlinge irrten, so Schrägle, noch tagelang herum, seien zum Teil ebenfalls überfahren worden. Im Revier Renfrizhausen und Mühlheim sind ebenfalls mehrere Unfälle mit Rehen und Wildschweinen festgestellt worden. Schrägle geht davon aus, dass die Dunkelziffer noch höher ist als die von ihm ermittelten Zahlen. Überhaupt nicht mitgezählt hat er Unfälle mit Fuchs, Dachs und Hase.

Neben verendetem Wild entdeckte der Jäger zahlreiche Wildspuren und Wühlstellen wenige Meter neben der Schnellstraße. Dort jagt Schrägle nicht: Das sei zu gefährlich, zum einen wegen möglicher Querschläger, zum anderen, weil das Wild auf die Autobahn springen könnte. Beim Autobahnbau 1976 sei nur ein Zaun auf der Waldseite für notwendig erachtet worden, erklärt Schrägle. Seither habe der Bestand von Wildschweinen aber um das Zehnfache zugenommen. Der Hegeringleiter befürchtet, dass beim geplanten Bau einer doppelseitigen Betonwand auf dem Mittelstreifen die Unfallgefahr zunimmt. Diese Hürde könne dann kein Tier mehr nehmen.

Entlang der Autobahn befinden sich mehrere Biotope, Feldgehölze oder Hecken. In einer ansonsten ausgeräumten Feldflur stellten diese im Winter Ruheraum und Rückzugsgebiete für Wildtiere dar. Auch ziehe das starke Buschwerk direkt an der A 81 das Wild "magisch" an. Somit seien Wildunfälle programmiert. Schrägle fordert deshalb den Bau eines Zauns auf der Feldseite zwischen Oberndorf und Empfingen. Er empfahl auch, zusammen mit dem zuständigen Forstrevierleiter Klaus-Peter Mühleck, den waldseitigen Wildzaun zu ergänzen und defekte Teile zu reparieren. Wie Schrägle mitteilt, habe man ihm eine "wohlwollende Prüfung" seines Anliegens zugesagt.

Autofahrern rät er, bei einem Wildunfall die Polizei oder den Jäger zu verständigen, der eine Wildunfall-Bescheinigung ausstellt, sonst übernehme die Versicherung bei einem Schaden keine Kosten.