Wer sich am Dienstag vor die Haustür traute, bekam die Naturgewalt von Tief "Niklas" zu spüren - wie hier bei Rottweil. Foto: Schickle

Im Südwesten fegt Sturmtief mit Tempo 140 über den Schwarzwald. Bundesweit mindestens drei Tote.

Region - Hohen Sachschaden hat am Dienstag Sturmtief "Niklas" im Land angerichtet. Mit bis zu 140 Stundenkilometern fegten die Böen über den Schwarzwald hinweg. Eine Frau in Rottweil wurde von einer abgeknickten Fichte getroffen und schwer verletzt.

Die 64-jährige Fußgängerin wurde mit Verdacht auf Hüft- und Beckenbrüche ins Krankenhaus eingeliefert. Auch sonst gab es im Kreis Rottweil vor allem am Morgen und am Vormittag viele Zwischenfälle. Besonders stark waren die Böen offenbar zwischen der Kreisstadt und Dunningen: Auf der B 462 erfassten sie den Anhänger eines Lastwagens und schleuderten ihn eine Böschung hinab. Der Lastwagen selbst stellte sich quer und kam noch auf der Fahrbahn zum Stehen, sein Heck ragte über den Abhang. Der Fahrer des 40-Tonner-Gespanns blieb unverletzt. Die Bergung vor allem des Hängers gestaltete sich wegen des anhaltenden Windes aber schwierig. Die Polizei schätzt den Sachschaden auf 35 000 Euro.

Darüber hinaus stürzten vielerorts Bäume auf Straßen und Wege. In Oberndorf und Rottweil deckte der Wind Kirchendächer ab, mancherorts kam es zu Stromausfällen.

Den Schwerpunkt der Sturmeinsätze stellte im Bereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen der benachbarte Schwarzwald-Baar-Kreis dar. Bis zum Mittag mussten Einsatzkräfte mehr als 50 Mal ausrücken. Die Feuerwehren sicherten 40 Gefahrenstellen, wegen umgestürzter Bäume gingen mehr als 100 Notrufe ein. Herabstürzende Ziegel beschädigten Fahrzeuge. Verletzt wurde niemand.

Schwarzwaldbahn kommt zum Erliegen

Am stärksten wütete der Orkan in St. Georgen, wo 20 Bäume umstürzten. Unter anderem die Zufahrt zur Seebauernhöhe musste gesperrt werden. In Villingen war bereits in der Nacht eine große Tanne auf einen Kindergarten gestürzt, hatte dort das Dach durchschlagen und Schäden in Höhe von mindestens 30 000 Euro verursacht. Auch zahllose umgestürzte Bäume, die teilweise Garagen eindeckten oder Straßenlaternen umwarfen, ließen Feuerwehr und den städtischen Bauhöfen kaum Zeit zum Verschnaufen.

Auf der Landstraße zwischen Villingen und Unterkirnach wurden Autofahrer gar von Tannen eingeschlossen, die die Straße blockierten. Die Fahrzeuge wurden nicht beschädigt. In Schwenningen musste die Höhenrettung der Feuerwehr unter schwierigen Bedingungen ein Gerüst sichern, das herabzustürzen drohte. In Blumberg gefährdeten heruntergefallene Ziegel den Verkehr auf der B 27. Mehrere Bäume stürzten auf Häuser, unter anderem in Königsfeld und Niedereschach.

Auf der Schwarzwaldbahn lief zwischen Hornberg und Donaueschingen wegen umgestürzter Bäume nichts mehr. In Vöhrenbach wehte der Sturm ein metergroßes Trampolin in die Breg.

Auch im Kreis Lörrach verursachte "Niklas" in manchen Gemeinden einen teils mehrstündigen Stromausfall.

Tief rot leuchteten gestern auch die Unwetterkarten der Wetterdienste für die Region Freudenstadt. Wer das Haus nicht verlassen musste, blieb drinnen, denn zwischen den Böen gab es heftige Regen- und Hagelschauer. Für die Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Straßenmeisterei war Dauereinsatz angesagt: Zahlreiche Straßen mussten wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden, teilweise fielen Ziegel von Hausdächern.

Verletzt wurde im Kreis niemand. Auch die Folgen für den Wald halten sich nach Einschätzung der Experten in Grenzen: "Wir rechnen nicht mit gravierenden Schäden", meldete am Nachmittag Kreisforstamtsleiter Georg Jehle. Nach überstandenem Sturm können sich die Schwarzwälder jetzt jedoch wieder auf Winter einstellen: Laut Wetterprognose gibt es in den Höhenlagen des Nordschwarzwalds "weiße Ostern".

Wie das Sturmtief in der Region wütete, sehen Sie in unserer Bildergalerie.