Erzieherinnen und Sozialarbeiter haben am Mittwoch demonstriert, um auf Missstände in ihrem Beruf aufmerksam zu machen. Foto: dpa

Verhandelt wird in Düsseldorf, gestreikt auch in Karlsruhe. Dort mussten Eltern die Betreuung von Kindern anders organisieren, weil Kita-Beschäftigte auf die Straße gingen: Die Arbeit für Menschen dürfe nicht weniger wert sein als die Entwicklung eines Autos.
 

Karlsruhe - Mit der Forderung nach einer Aufwertung sozialer Berufe haben am Mittwoch mehr als 500 Beschäftigte von Kitas und anderen Einrichtungen in Baden-Württemberg die Arbeit niedergelegt. Allein in Karlsruhe blieben 33 von 40 städtischen Kitas und Horten geschlossen, wie ein Sprecher der Stadt mitteilte. Zweiter Schwerpunkt war Pforzheim. Die Aktionen sollen den kommunalen Arbeitgebern im bundesweiten Tarifstreit Druck machen, am Donnerstag wird in Düsseldorf weiterverhandelt.


„Es kann doch nicht sein, dass die Arbeit für Menschen weniger wert ist als die Entwicklung eines Autos oder Computers“, sagte der Sozialarbeiter und Personalrat Dieter Bürk auf einer Kundgebung im Anschluss an eine lautstarke Demonstration von rund 400 Menschen in Karlsruhe. Die diskriminierende Bezahlung sei historisch bedingt und längst überholt. Die noch aus dem Jahr 1991 stammende Eingruppierung für soziale Berufe gehöre „in die Mottenkiste der Geschichte“.


Mit neuen Arbeitsfeldern wie der Beratung von psychisch Kranken oder der Flüchtlingshilfe seien die gesellschaftlichen Anforderungen an Sozialarbeiter stetig gestiegen, sagte Bürk. An der Demonstration nahmen auch Beschäftigte des Heidelberger Reha-Unternehmens SRH teil, die seit mehreren Wochen streiken, weil sie nach Gewerkschaftsangaben seit elf Jahren keine Lohnerhöhung mehr hatten.


Es gebe eine breite gesellschaftliche Wertschätzung für die Arbeit in Kitas und sozialen Diensten, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Amely Poll der Deutschen Presse-Agentur. „Der Wert der Leistung schlägt sich aber nicht in der Bezahlung nieder.“


Die Gewerkschaften Verdi und GEW fordern eine bessere Eingruppierung von bundesweit rund 240 000 Kinderpflegern, Erziehern und Sozialarbeitern in kommunalen Einrichtungen. Verdi spricht von einer Einkommensverbesserung von rund zehn Prozent. Die dritte Verhandlungsrunde steht am Donnerstag in Düsseldorf an. „Wir hoffen, dass sich die Arbeitgeber dann bewegen“, sagte Poll. Für Donnerstag sind keine Aktionen in Baden-Württemberg geplant.