Stuttgart - Gut essen gehen, ohne beim Partner zu naschen? Für die meisten Paare ist das undenkbar. Sie schnabulieren, bis die Gabel tropft. Doch angeblich wird das in Spitzenrestaurants nicht gern gesehen. Wirklich nicht?

Zwei "feinschmeckende" Ehegatten, so hat der Philosoph Brillat-Savarin einmal bemerkt, haben auch dann Gelegenheit zur Vereinigung, wenn einer von beiden Kopfschmerzen hat. Das gemeinsame Mahl, das Plaudern darüber, was sie gegessen haben oder noch essen werden, so schwärmt der Franzose, trage doch "viel zum Lebensglück" bei.

Gott sei Dank hat sich die Welt seit dem 18. Jahrhundert kaum verändert. Das Tête-Õ-Tête am Restauranttisch gehört auch heute noch zu den beliebtesten Vergnügungen zweier Menschen, die sich mögen. Auch die "kleinen Aufmerksamkeiten", die Brillat-Savarin ausdrücklich erwähnt, haben sich erhalten: Man lässt sein Gegenüber gern vom eigenen Teller naschen.

"Hmmm, diese Dorade, möchtest du probieren?", fragt sie huldvoll und gabelt einen Bissen für ihn auf, während er versucht, seinen Risotto unfallfrei über den Tisch zu balancieren. "Darf ich?", flötet sie derweil am Nachbartisch, und man sieht, wie ihr Dessertlöffel in Papayaschaum eintaucht.