Das Hühnermobil wird von den Hühnern gut angenommen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Neue Form der artgemäßen Haltung rund um Bierlingen / Familie Bischof beschreitet neue Wege / Ausgeklügeltes Lampenmanagement

Von Gunar Haid

Starzach-Bierlingen. Was ein Wohnmobil ist, ist landauf und landab bekannt. Aber welche Bedeutung hat ein Hühnermobil? So ein Gefährt zieht seit einigen Wochen neugierige Blicke am Ortsrand von Bierlingen auf sich.

Im Hühnermobil der Familie Bischof leben 240 Hühner. Es wird von Zeit zu Zeit auf eine andere Wiese bewegt, sodass die Tiere ständig ein optimales grünes Grasfeld vor sich haben. Experten sprechen davon, dass eigentlich nur die Hühnerhaltung in einem derartigen mobilen Stall echte Freilandhaltung sei.

Der Bierlinger Nebenerwerbslandwirt Fabian Bischof und sein Vater Harry haben sich letztes Jahr mit diesem neuen Konzept beschäftigt. Sie gingen auf die Messe nach Hannover und waren überzeugt, dass dieses Geschäftsmodell mit der Freilandhaltung im ländlichen Bierlingen und Umgebung gut funktioniert. Zudem liegen genügend Wiesenflächen mit frischem Gras, welche teilweise gepachtet werden, direkt vor der Haustür und der zeitliche Aufwand hält sich in Grenzen.

Das Hühnermobil ist ein komplett ausgerüsteter Stall auf Rädern, der mit dem Trecker nach Bedarf versetzt wird. In diesem Stall finden die Tiere frisches Wasser und Futter, einen Raum zum Scharren, Sitzstangen zum Schlafen sowie frische Luft und Tageslicht. Eine Innenbeleuchtung versorgt die Hühner in der dunklen Jahreszeit mit ausreichend Licht, denn sie benötigen auch im Winter 12 bis 14 Stunden Helligkeit.

Gentechnikfreies Futter aus regionalem Anbau wird selbst gemischt

Die Tiere legen ihre Eier in speziell ausgefütterte Nester. Auf dem Dach des Hühnermobils ist eine Fotovoltaikanlage installiert, mit der der Strom für das Licht und für das eigenständig gesteuerte Schließen der Klappen nach Einbruch der Dunkelheit und nach Sonnenaufgang fürs Öffnen der Türen erzeugt wird.

"Das ist wegen des Fuchses, aber auch aus produktionstechnischen Gründen wichtig", erläutert der 27-jährige gelernte Konstruktionsmechaniker. Die Kunst bei der Legehennenhaltung sei nämlich, die Tiere möglichst gut zu nähren. Das gentechnikfreie Futter wird von Fabian Bischof aus regionalem Anbau selbst gemischt. Essen nehmen die Hühner erfahrungsgemäß nur bei Helligkeit zu sich. Im Winter werde der Tagesablauf deshalb mit einem ausgeklügelten Lampenmanagement simuliert.

Übrigens: Das Hühnermobil der Familie Bischof ist komplett isoliert, so dass die Hühner auch im Winter in ihrem mobilen Stall bleiben können. Nach maximal zwei Jahren wird der komplette Stall geräumt und desinfiziert und die komplette Hühnerherde wird ausgetauscht. Die Hühner werden dann geschlachtet und als Suppenhühner verkauft.

Die Freilandhaltung im mobilen Hühnerstall bietet für Landwirte und Kunden Vorteile. Durch das regelmäßige Umsetzen des Stalles spätestens nach zwei Wochen wird eine konstante Futterqualität erreicht, die Grasnarbe geschont und der Auslauf der Tiere regeneriert sich wieder.

Ein Verdrecken des Auslaufes und der Hühner wird verhindert. Daher verringert sich das Risiko von Krankheiten.

Harry Bischof: "Damit verbessern sich Geschmack und Qualität der Eier. Die Kunden sind von den Eiern begeistert." Nicht zuletzt ist die Tierhaltung transparent und die Verbraucher wissen, woher die Produkte stammen. Aktuell verkaufen die Bischofs die Eier im Haus in der Bierlinger Rathausgasse 8. Jedoch planen sie demnächst den Kauf eines Eierautomaten.

"Die Legeleistung ist besser als bei stationären Ställen, wo der Auslauf gleich unansehnlich aussieht", so Harry Bischof. Läuft es optimal, können die Bischofs täglich über 200 frische Eier einsammeln. Warum das so ist? Fabian Bischof muss da nicht lang überlegen: "Weil unsere Hühner glücklich sind."