Dieses Bildnis wurde formschön und sehr detailgetreu gestaltet. Foto: Bieger Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Werk des Horber Bildhauers Peter Paul Hausch zieht bis heute viele Blicke auf sich / Mehrere Renovierungen

Vor 140 Jahren wurde der neugotische Altar in der Bierlinger Kirche St. Martinus vom Horber Bildhauer Peter Paul Hausch angefertigt.

Starzach-Bierlingen. Die Bierlinger Kirche und Pfarrei St. Martinus sind erstmals nachweislich laut der amtlichen Kreisbeschreibung des Landkreises Tübingen im Jahre 1275 erwähnt. Sie gehörten zum Landkapitel Empfingen-Haigerloch.

Mittelbau bietet Platz für 250 Besucher

Die im einfachen gotischen Stil mit spitzbogigen Eingängen in der Dorfmitte erbaute Kirche wurde mehrfach renoviert. Zuletzt wurde im Jahr 1972/73 das Längsschiff zwischen Chor und dem weithin sichtbaren viereckigen Turm aus dem Jahre 1478 abgerissen. Ein moderner Mittelbau wurde dafür eingeschoben, der das Kirchenschiff nach Süden und Norden verbreiterte und so für rund 250 Kirchenbesucher Platz schaffte.

Der gotische Chor wurde samt dem neugotischen Altar, der 1875 von Horber Bildhauer Peter Paul Hausch angefertigt wurde, im Original erhalten. Eine erste gründliche Renovierung des Gotteshauses fand im Jahre 1504/1505 statt. Es folgten weitere Renovierungen im Jahr 1713 und 1859. Damals wurde das alte Satteldach der Kirche abgehoben und auf dem alten Turmschaft buchstäblich ein neuer, insgesamt 58 Meter hoher Turm errichtet.

Neben dem Eutinger Altar ist das bislang älteste erhaltene Werk des Horber Bildhauers Peter Paul Hausch der Bierlinger neugotische Altar von 1875, der 1500 Gulden gekostet hatte.

Er weist nur vier Figuren auf: Im Gesprenge über dem Tabernakel befindet sich ein Kruzifix, rechts neben dem Schrein des vergoldeten Allerheiligsten steht die Figure des Heiligen Martinus als Bischof und Kirchenpatron und links des Heiligen Joseph sowie zwei kleinere Engel. Alle Figuren zeichnen sich durch eine lebhafte Faltengebung aus.

"Als besonders gelungen", so wurde vor 140 Jahren anlässlich der Konsekration des Altars in der Chronik geschrieben, "erscheint das Tabernakulum, auf dessen reine und korrekte Durchführung unverkennbar ein vorzüglicher Fleiß verwendet wurde und ohne Goldüberladung als Wohnung Gottes bei den Menschen hervortritt".

Das herrliche, aus Lindenholz fein geschnitzte Abendmahl als Reliefbild im Antipendium des Altars und der ebenso zart markiert und filigran ausgearbeitete Aufbau zeugen von der hohen Kunst der Hausch’schen Schule. Das Schmuckstück fügt sich formschön in den spitzbogigen Chorraum mit seinem Netzgewölbe, dessen profilierte Gurten von vergoldeten Apostelbrustbildern ausgehen und in zwei Schlusssteinen als Rosette zusammenlaufen, wie angegossen.

Patronatsherrschaft sagt viel Positives

Das Hochamt 1875 bei der Altarweihe zelebrierte der damalige Ortspfarrer Dr. Menz selbst. "Seinem einträchtigen Zusammenwirken mit dem Stiftungsrat und den bürgerlichen Kollegien verdankt die erfreute Kirchengemeinde die ganz würdige Restaurierung der Pfarrkirche", heißt es in der Chronik.

Sehr viele Auswärtige hatten sich am Morgen zur kirchlichen Feier eingefunden. Auch die freiherrlich von Ow’sche Patronatsherrschaft war ehrenvoll vertreten. Das einhellige Urteil war damals: "Der Chor der Kirche ist ganz schön und würdig restauriert, doch der Hausch’sche Hochaltar ist und bliebt die Hauptzierde der Kirche". Dies ist er auch bis auf den heutigen Tag, 140 Jahre später, so geblieben.