Auch andere Projekte wie den Karlsplatz betrachtet der Städtebauausschuss kritisch.

Stuttgart - Der Städtebauausschuss im Stuttgarter Rathaus hat sich am Dienstag kritisch mit den aktuellen Entwicklungen bei wichtigen Projekten in der Landeshauptstadt auseinander gesetzt.

Projekt Neckarpark: Einhellig sprach sich das Gremium gegen die von OB Wolfgang Schuster und Finanzbürgermeister Michael Föll angeregte Ansiedlung eines Ikea-Möbelhauses aus. "Ich bin sprachlos angesichts dieser Idee", hieß es da beispielsweise. Auch der Architekt Fritz Auer ging klar auf Gegenkurs: "Man kann doch nicht ohne Not einen so ausgewogenen Plan mit Wohnen und passendem Gewerbe aufgeben - das finde ich daneben."Zwischen Stuttgart und Esslingen gebe viele perfekte Stellen für Ikea.

Projekt Karlsplatz: Der Städtebau-Experte Carl Fingerhuth aus der Schweiz äußerte Bedenken gegen die Form der Architektenwettbewerbe in Stuttgart, von denen er manche im Preisgericht miterlebt hatte. Über das Da-Vinci-Projekt am Karlsplatz sagte er, von den zwölf eingeladenen Architekten-Weltstars hätten sich zehn gar nicht auf den Bauplatz eingelassen, sondern Ideen wie für Hongkong oder Singapur geliefert. Fingerhuths Diagnose: "Es gibt eine gefährliche Entfremdung der prominenten Architekten vom Ort der Planung." Wahrscheinlich müsse man die Lösungen mehr in Werkstatt-Verfahren oder zweistufigen Wettbewerben aus Grundentwürfen heraus entwickeln.

Städtebaubürgermeister Matthias Hahn entgegnete, die Verwaltung habe den Wettbewerb in einer zweiten Stufe mit zwei Architekturbüros fortsetzen wollen. Die Bauherren und eine Mehrheit der Architekten in der Jury hätten dies verhindert. Im Fall des alten Messegeländes sei die Stadt wie gewünscht vorgegangen.

Projekt Einkaufszentrum auf dem A-1-Gelände: Hier beklagten einige Architekten, dass die Investorin ECE für ihr Vorhaben gleich drei Parzellen nutzt, die ohnehin schon groß bemessen seien. Dass man 450 Wohnungen auf das überdimensionierte Einkaufszentrum setze, solle das schlechte Gewissen kompensieren, sagte Auer. Ilse Lange-Tiedje von der Bauverwaltung des Landes erklärte es für grundsätzlich falsch, den Gewerbebauten zwanghaft Wohnungen überzustülpen. Hahn appellierte an die Architekten, das Europaviertel nicht aufzugeben: "Das Viertel ist noch nicht erledigt."