Die Wirtin Karla (Daniela Jabs) bringt den abgefüllten Norbert (Oliver Böhler) in eine lächerliche Situation. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater-Truppe der Fachschule für Sozialpädagogik spielt Fabel von Michael Ende / Gelungene Inszenierung

Königsfeld. Die Konkurrenz war groß – mussten die jungen Leute der Fachschule für Sozialpädagogik der Zinzendorfschulen doch gegen die Fußball-Nationalmannschaft spielen. Rund 60 Zuschauer fanden dennoch den Weg ins Haus des Gastes, wo die angehenden Erzieher eine Studie über Gewalt inszeniert hatten.

Diese basiert auf Michael Endes Fabel "Norbert Nackendick – oder das nackte Nashorn", in dem ein Nashorn alle Tiere der Steppe tyrannisiert, bis es durch die List eines kleinen Vogels schließlich seinem schlimmsten Feind gegenübersteht und die Flucht ergreift.

"Wir haben die Fabel zurück übersetzt", erläuterte der Theaterpädagoge Götz Knieß. "Eine Fabel ist ja eine Geschichte, bei der die Menschen von Tieren verkörpert werden, bei uns sind es wieder Menschen."

Und diese Rückübersetzung konnte sich sehen lassen: Die Handlung spielt unter Jugendlichen, die von dem selbstherrlichen, tyrannischen Norbert (sehr überzeugend gespielt von Oliver Böhler) schikaniert werden. In der Kneipe beratschlagen sie, was sie tun könnten. Die Vorschläge reichen von Verprügeln über Flucht bis zum Kaltstellen mit k.o.-Tropfen. Dabei haben die angehenden Erzieher die Charaktere der Tiere aus der Fabel – wie den Löwen Richard Rachenrauh, den Marabu Eusebius Schlammbohrer oder die Gazelle Dolores Immerscheu – sehr gelungen wieder in die Menschenwelt übertragen.

Natürlich ist es Dolores, die die Flucht vorschlägt und Richard, der sich wehren will. Doch schließlich bleiben sie alle weg – bis auf den Madenhacker Karlchen Klammerzeh, der in der Theater-Version zur Wirtin Karla (Daniela Jabs) wird.

Diesen füllt Norbert mit Schnaps und k.o.-Tropfen ab, hüllt ihn in Königskleider und verdonnert ihn dazu, sich nicht vom Fleck zu rühren. Im Delirium erinnert er sich an die Demütigungen, die er als Kind und Jugendlicher von Eltern, Mitschülern und Lehrern erleiden musste.

Als er aufwacht, hält ihm Karla einen Spiegel vor. Entsetzt schlüpft Norbert in immer neue Rollen, bis er schließlich die Flucht ergreift – und die Jugendlichen wieder ihren Raum erobern.

Die angehenden Sozialpädagogen haben die Fabel in eine sehr kurzweilige, aktuelle Bühnenfassung gebracht, die sie durchweg überzeugend inszenierten. Besonders gut kamen die kleinen, selbstironischen Bemerkungen über ihre eigene Zunft an.

Das Publikum belohnte die Leistung der Mimen mit lang anhaltendem Applaus – und war bei Bedarf trotzdem noch rechtzeitig zur zweiten Halbzeit vor dem Fernseher.