Reinhard Jäckle glänzte als Erzähler. Fotos: Mittelstaedt Foto: Schwarzwälder-Bote

Reinhard Jäckle und Andreas Roßmy führen Zuhörer als Erzähler und Musiker auf den Weg

Von Harald Mittelstaedt

St. Georgen. Als besonderer Leckerbissen für Feingeister entpuppte sich eine Veranstaltung der Evangelischen Erwachsenenbildung im Ökumenischen Zentrum. Sichtlich beeindruckt waren die Zuhörer vom Vortrag "Siddhartha – Der lange Weg der Sinnsuche". Reinhard Jäckle als Erzähler und Andreas Roßmy mit meisterhafter musikalischer Untermalung begleiteten die gebannt zuhörenden Gäste auf einem spannenden und unterhaltsamen Weg der Selbstfindung.

Reinhard Jäckle fasste die als Hommage an den Dichter und Schriftsteller Hermann Hesse (1877 bis 1962) gedachte Erzählung in 17 Sonette zusammen. Zur Erklärung der Bedeutung eines Sonetts empfahl er, gut zuzuhören, um die Aufteilung in Drei- und Vierzeiler zu erfassen. Laut Jäckle löste die im Jahr 1922 erstmals in Berlin veröffentlichte Erzählung erst nach dem Ersten Weltkrieg wahre Begeisterung, vor allem bei jungen Lesern, aus und wurde gar zum Kult.

Kamala weistin Liebesdingen ein

Verständlich wurde dies den Zuhörern durch den von Reinhard Jäckle ruhig und gut betonten Weg der mühsamen Sinnsuche des Titelhelden. Beginnend mit der selbst auferlegten Askese über die Bekanntschaft mit Kamala, die Siddhartha in Liebesdingen einwies, bis hin zum beruflichen und gesellschaftlichen Aufstieg stellte Jäckle die zahlreichen Stationen des Suchenden dar. Rastlos trifft dieser immer wieder auf seinen Weggefährten Gowinda. Mit ihm sowie dem Fährmann Vaseduva tauscht er sich bei jeder Gelegenheit aus.

Vaseduva bringt Siddhartha dazu, vom Fluss zu lernen. Er kann aber nicht verhindern, dass der Sinnsuchende bei seinem Sohn, den ihm Kamala geschenkt hat, die gleichen Fehler begeht, die er einst seinem Lehrmeister im Kloster vorwarf.

Bis Siddhartha endlich seinen Frieden findet und erkennt, dass einzig in der Liebe der Sinn des Lebens besteht, hat er einen steinigen Weg zu beschreiten. Diesen gestaltete Andreas Roßmy auf dem Violoncello musikalisch meisterhaft aus. Er hatte die Texte von Reinhard Jäckle gründlich gelesen und eigene Improvisationen sowie passende Musik von Johann Sebastian Bach perfekt der Handlung angepasst.

Das lange Schweigen vor dem verdienten Schlussbeifall war ein Beleg für die Ergriffenheit der äußerst beeindruckten Zuhörer.