Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt Foto: dpa

Seit Monaten wehren sich die Forscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt angeblich gegen den Späh­angriff eines ausländischen Geheimdienstes. Auch die Standorte im Südwesten dürften betroffen sein, wie ein Bericht des „Spiegels“ nahelegt.

Stuttgart/Lampoldshausen - Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete, gelang es einem ausländischen Geheimdienst offenbar, in Computer des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) einzudringen. Auch die beiden DLR- Standorte in Stuttgart und Lampoldshausen sind vermutlich von der Attacke betroffen. Laut des Berichts konnten die mutmaßlichen Angreifer ihre Spionageprogramme auf mehrere Festplatten des Raumfahrtzentrums schleusen. Diese sogenannten Trojaner haben dort womöglich hoch sensible Daten ausspioniert.

Die Bundesregierung stuft den Vorfall als äußerst ernst ein. Denn: Der Angriff zielt wohl auf die Rüstungs- und Raketentechnologien des DLR. Am Standort Lampoldshausen (nahe Neckarsulm) arbeiten rund 200 Wissenschaftler an der Verbesserung von Raketenantrieben, die unter anderem in der europäischen Trägerraketenserie Ariane zum Einsatz kommen. Die Wissenschaftler in Stuttgart forschen beispielsweise an innovativen Verbrennungsmotoren oder Lasertechnologien. Letztere dienen unter anderem dazu, chemische, biologische, radioaktive, nukleare oder explosive Gefahrstoffe frühzeitig zu identifizieren. Eine Technik, die nicht zuletzt in Kampfgebieten der Bundeswehr in Afghanistan zum Einsatz kommen könnte.

Cyber-Attacke auf Betriebssysteme für Forschungsaufgaben

Die Cyber-Attacke betrifft alle Betriebssysteme, die das DLR für seine Forschungsaufgaben einsetzt. Sie falle vor allem durch ihre langfristige Planung und gezielte Koordination auf, so der Bericht. Diese professionelle Durchführung legt den Verdacht nahe, dass ein ausländischer Geheimdienst hinter dem Angriff steckt.

Das DLR schaltete bereits das nationale Cyber-Abwehrzentrum in Bonn ein, um seine Systeme wieder sicher zu machen. Den IT-Spezialisten gelang es bislang nicht, den Absender der Schadprogramme eindeutig zu identifizieren – die Trojaner zerstörten sich nach ihrer Entdeckung selbst. Es gebe lediglich Indizien für einen Angriff aus Fernost, da einige Programmierzeilen chinesische Schriftzeichen und wiederkehrende Tippfehler enthalten. Das entdeckten IT-Forensiker des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), die ebenfalls hinzugezogen wurden.

NSA-Schnüffelei nicht ausgeschlossen

Eine mit der Angelegenheit vertraute Person warnte aber, es könnte sich bei den elektronischen Spuren „auch um simple Tarnung handeln“. Der Insider wollte auch den Angriff eines westlichen Geheimdienstes – wie beispielsweise der US-amerikanischen National Security Agency (NSA) – nicht ausschließen.

Zu dem Vorfall wollte sich eine Sprecherin des DLR nicht weiter äußern. Es bleibt daher zunächst unklar, in welchem Umfang die Eindringlinge Daten auf den Rechnern des Raumfahrtzentrums absaugen konnten. Ob mittlerweile schon effektive Gegenmaßnahmen gefunden wurden, ließ das DLR ebenfalls offen.