Für Rolf Schilli war es keine Überraschung, dass Martin Schmitt ein starkes Weltcup-Comeback hinlegte. Foto: Hochmuth Foto: Schwarzwälder-Bote

Nachwuchs-Bundestrainer über den Schonacher, Shootingstar Andreas Wellinger und Martin Schmitt.

Die deutschen Skisprung-Talente sorgten bei der Vierschanzentournee für Furore. Vor allem Shootingstar Andreas Wellinger (17/SC Ruhpolding), derzeit auf Rang sechs in der Weltcup-Gesamtwertung, begeisterte zuletzt die Fans. Aber auch Karl Geiger (19/SC Oberstdorf) bewies, dass er an einem guten Tag bereits mit den besten Springern der Welt mithalten kann. Klar, dass Nachwuchs-Bundestrainer Rolf Schilli die beiden Bayern bereits fest für die Junioren-Weltmeisterschaft im tschechischen Liberec (20. bis 27. Januar) nominiert hat. Auch ein Schonacher wird dann die deutschen Farben vertreten. Wir sprachen mit dem Coach aus Schönwald.

Herr Schilli, Andreas Wellinger schwimmt derzeit auf einer Euphoriewelle. Hätten Sie gedacht, dass der 17-Jährige so schnell den Sprung in die Weltspitze schafft?

Ganz ehrlich – auch für mich war dies eine Überraschung. Andreas hat zwar schon im Sommer angedeutet, dass er gut in Form ist, aber mit dieser Konstanz im Winter konnte man nicht rechnen. Es ist echt stark, wie sich Andreas derzeit präsentiert. Allerdings warne ich vor zu viel Euphorie. Man hat ja bei Pascal Bodmer gesehen, dass es beim Skispringen auch schnell in die andere Richtung gehen kann.

Apropos Pascal Bodmer. Wie geht es dem Meßstetter, der ja vor knapp zwei Jahren in Planica schwer gestürzt ist und seit diesem Zeitpunkt nicht wieder die Rückkehr in die Weltspitze geschafft hat.

Pascal springt solide und war zuletzt beim Deutschland-Pokal in Garmisch im Einsatz. Ihm fehlt aber nach dem schweren Sturz immer noch die notwendige Sicherheit. Er tut sich also nach wie vor sehr schwer. Sein Ziel sollte es sein, demnächst die Qualifikation für die Continental-Cup-Wettbewerbe zu schaffen.

Pascal Bodmer war früher im Furtwanger Ski-Internat. Eine der derzeitigen SKIF-Hoffnungen ist Tobias Löffler vom ST Schonach-Rohrhardsberg.

Ja, Tobias springt bisher eine gute Saison, belegte bei den beiden Alpencup-Springen in Seefeld vor Weihnachten Top-10-Plätze. Zudem sammelte er beim Continental-Cup in Engelberg als 27. Punkte. Ich bin mit seinen Leistungen sehr zufrieden. Er ist auch sehr motiviert, was im Sommer noch etwas anders aussah. Es ist jetzt schon klar, dass Tobias bei der Junioren-Weltmeisterschaft dabei ist.

Jetzt schon?

Ja, durch die Vorleistungen haben wir bereits vier Springer fix für die JWM nominiert. Neben Tobias Löffler, Andreas Wellinger und Karl Geiger, der bisher auch eine glänzende Saison hingelegt hat, wird Christian Heim vom SC Auerbach in Liberec sicher dabei sein. Um das fünfte JWM-Ticket kämpfen derzeit Michael Dreher vom SC Oberstdorf und Sebastian Bradatsch vom WSC Ruhla. Eventuell dürfen wir aber auch sechs Springer mit nach Liberec nehmen.

Und was sind die Ziele für die JWM?

Wir wollen auf jeden Fall eine Medaille im Teamwettbewerb. Im Einzel muss man abwarten, da gehört auch etwas das Glück dazu. In Liberec spielt oft der Wind eine Rolle – und bei Junioren-Weltmeisterschaften gibt es keine Windregel wie beim Weltcup. Das kann also auch eine Lotterie werden. Wir werden uns nun intensiv auf die JWM vorbereiten. So hat Tobias Löffler am Sonntag nach dem Damen-Weltcup auf der Schonacher Langenwaldschanze auch noch intensiv getestet. Da haben wir etwas ausprobiert – mehr möchte ich dazu aber nicht verraten.

Dann verraten Sie uns doch etwas über Niklas Wangler von der SZ Breitnau, der ja ebenfalls am SKIF ist.

Niklas ist seit Sommer in der Trainingsgruppe von Stefan Horngacher und Jens Deimel. Er trainiert also mit Andreas Wank, Danny Queck oder Martin Schmitt. Er tut sich derzeit schon schwer und ich hoffe, dass er durch ein vermehrtes Sprungtraining bald wieder besser in Form kommt. Für ihn ist es wichtig, dass er von uns Trainern mit viel Vertrauen und Geduld wieder an schon gezeigte Topleistungen herangeführt wird.

Sehr gut in Form ist dagegen Routinier Martin Schmitt vom SC Furtwangen, der bei der Vierschanzentournee als Gesamt-Zehnter ein glänzendes Comeback feierte.

Ja, das freut mich sehr. Ich habe mit Martin während des Continental-Cups vor Weihnachten in Engelberg, bei dem er sich ja für die Vierschanzentournee erst qualifiziert hat, lange geredet. Mein Tipp für Martin war, dass er noch entschlossener springen muss. Ich habe es ihm zugetraut, dass er noch einmal den Sprung in die Weltspitze schafft. Entscheidend war, dass er immer an sich glaubte und es mit seinen Leistungen bei der Vierschanzentournee auch einigen Kritikern gezeigt hat.

u  Die Fragen stellte Gunter Wiedemann