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Instrument liefert auch nachts gestochen scharfe Bilder. Für Autofahrer kaum wahrnehmbar.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Mit einem neuen Radargerät geht das Landratsamt im gesamten Kreisgebiet seit dem Sommer auf Raser-Jagd. Der Clou an der Neuanschaffung: Für die Autofahrer ist das Gerät kaum wahrnehmbar und es liefert auch nachts gestochen scharfe Bilder.

Die Dame lächelt, als sie den Amtsmitarbeiter auf Höhe des Friedhofs in Brigachtal erblickt. "Ach, stehen Sie heute hier?" Sie ist eine der Personen, die sich freut, wenn sie das Fahrzeug des Landratsamtes sieht. "Ich finde die Kontrolle gut", betont die Anwohnerin und verabschiedet sich freundlich.

Ganz anders dürften das jene Autofahrer empfinden, die in das Visier der neuen "Super-Waffe" geraten sind – und es womöglich in vielen Fällen nicht mal gemerkt haben. "Das Gerät ist so klein, dass es kaum auffällt", erklärt jener Mitarbeiter, der den Geschwindigkeitsmesser bedient.

Und tatsächlich: Der Geschwindigkeitsmesser, der kaum größer als eine Spiegelreflexkamera ist, wird von den Autofahrern quasi nicht wahrgenommen. Ein Vorteil: Er kann überall platziert werden. "Wir können ihn auf ein Stativ setzen, an Masten hängen und sogar aus dem Auto heraus fotografieren." In Brigachtal hängt er – etwas oberhalb von der Straße – an einem Baum. Bis Raser das Gerät erkennen, hat es schon lange das Gesicht und das Kennzeichen fotografiert – und zwar gestochen scharf. "Bei schlechten Lichtverhältnissen nehmen wir einen Blitz dazu, normalerweise haben wir aber auch so hervorragende Bilder", erklärt der Landratsamt-Mitarbeiter und sagt dann lachend: "Daraus können Sie sogar Passbilder machen, da kann sich niemand rausreden!"

Neben der Qualität überzeugt die Anlage auch dank eines schnellen Aufbaus – innerhalb von 15 Minuten ist alles fertig eingestellt, "bei anderen Geräten braucht man eine Dreiviertelstunde." In einem Koffer ist der Rechner und die Funkeinheit untergebracht, ein zweiter, kleinerer Koffer beherbergt den Akku. Übertragen werden die Aufnahmen und ein Livebild mit Funk in das Fahrzeug, von dort aus kann das Geschehen auf der Straße beobachtet werden.

Der dortige Bildschirm hält auch an diesem Tag zahlreiche Temposünder fest. Fast im Minutentakt löst die Kamera aus, weil die Verkehrsteilnehmer innerorts mehr als 59 Stundenkilometer drauf haben. "Wir erheben erst ab sechs Stundenkilometer Überschreitung ein Bußgeld, hinzu kommen drei Stundenkilometer Toleranz."

Doch selbst diese Grenze wird in Brigachtal am dortigen Friedhof oft überschritten, "Hier erwischen wir immer viele – und das, obwohl die Fahrer hier ja aus einer 30er-Zone kommen", erklärt der Mitarbeiter.

Das sei nicht an allen Stellen so, die das Landratsamt anfährt. Von den Gemeinden kämen entsprechende Anfragen, auf den Gemarkungen Messungen durchzuführen, "manchmal haben wir dort aber kaum Frequenz." Hinzu komme, dass die Geschwindigkeit von monierenden Anwohnern oftmals höher wahrgenommen wird, als sie in Wirklichkeit ist. Vermeintliche Raserstellen entpuppen sich daher manchmal als Fehlwahrnehmung.

Ansonsten liege der Fokus insbesondere auf innerörtliche Bereiche und der Schulwegüberwachung. Zwischen zwei und vier Stellen werden nach diesen Kriterien innerhalb eines Tages abgeklappert – doch auch Einsätze in der Nacht sind nicht unüblich. Sicher dürfen sich die Raser also zu keiner Tages- oder Nachtzeit fühlen.

Und dann kommt – unvermittelt – genau jener Moment, der dem "Raser-Jäger" die Bedeutung seiner Aufgabe deutlich macht. Ein Audi rauscht aus dem Ort heraus – direkt in das unauffällig platzierte Radargerät. "Der war ordentlich", ist er sich sicher – und tatsächlich: 82 Stundenkilometer wurden gemessen. Mitleid? "Nein", sagt er, "so jemand gehört bestraft."