Andreas Fath wird in Speyer als "Sohn der Domstadt" feierlich empfangen. Foto: Hochschule

Andreas Fath kommt bei Projekt auch an Geburtsstadt Speyer vorbei. Abenteuer durch Rhein dient der Wissenschaft.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Halbzeit heißt es beim Schwimm-Marathon im Dienst von Wissenschaft und Forschung: Andreas Fath und sein Team haben auf 620 Kilometern den Rhein beprobt. "Bei der Streckenplanung ist uns das gar nicht aufgefallen“, sagt der promovierte Chemiker und Professor für Physikalische Chemie und Analytik mit dem Schwerpunkt Umwelttechnik an der Hochschule Furtwangen (HFU).

"Aber es ist natürlich ein schöner Zufall, dass wir in meiner Geburtsstadt Speyer die halbe Distanz unseres Schwimm-Marathons durch den Rhein absolviert haben. Schließlich habe ich vor rund 40 Jahren hier im örtlichen Schwimmverein meine Leidenschaft für das Wasser und den Schwimmsport entdeckt, die bis heute mein privates und berufliches Leben prägt. Und ohne die es das Projekt 'Rheines Wasser' gar nicht gäbe.“ Kurz vor 16 Uhr war der Wissenschaftler und passionierte Langstreckenschwimmer am Montag in seinem Heimatort für einen Zwischenstopp aus dem Rhein gestiegen. Monika Kabs, die Bürgermeisterin von Speyer, nahm den "schwimmenden Professor" und Sohn der Domstadt in Empfang. Mehr als 600 Kilometer im Rhein hat Fath bis dahin zurückgelegt. Aufgebrochen war er am 28. Juli im Toma See, der Rheinquelle in den Schweizer Alpen.

Dieselbe Distanz liegt noch vor ihm, bevor er am 24. August die Rheinmündung in die Nordsee im niederländischen Hoek van Holland erreicht. Trotz einer unfreiwilligen Unterbrechung wegen eines behördlichen Schwimmverbots infolge Hochwassers bei Karlsruhe ist das Projekt "Rheines Wasser" nach wie vor im Plan.

"Die so fehlenden 20 Kilometer habe ich auf die nächste Teilstrecke draufgepackt", erklärt Fath. "Ich bewege mich nun einmal unheimlich gern im Wasser." Dabei ist das Schwimmen beim Projekt "Rheines Wasser" eigentlich nur Mittel zum Zweck. Denn dem Chemie-Professor und seiner Crew aus Wissenschaftlern und Studierenden der Hochschule Furtwangen geht es vor allem darum, die Qualität des Rheinwassers über die gesamten 1231 Flusskilometer unter verschiedenen wissenschaftlichen Fragestellungen zu analysieren. Sie untersuchen, welche Substanzen in welcher Konzentration sich im Rhein befinden, um so eine umfassende Bestandsaufnahme seiner Wassergüte zu erstellen.

Gemeinsam mit Partnern vom Schweizer Wasserforschungsinstitut Eawag (Dübendorf), vom Technologiezentrum Wasser (Karlsruhe), dem Alfred- Wegener-Institut (Helgoland), der Universität Bayreuth, dem niederländischen Wetsus Institut (Leeuwarden) und der Scienion AG (Berlin) werden die täglich beim Schwimmen gezogenen Wasserproben unter anderem auf zahlreiche Pharmazeutika, Pestizide, Süßstoffe, Drogen, Haushalts- und Industriechemikalien, Krankheitserreger und Mikroplastik untersucht. Während die Resultate der aufwändigen Analysen erst in einigen Wochen vorliegen und dann bewertet werden müssen, ermittelt das Projektteam bereits vor Ort mit Hilfe von Schnelltests Fließgeschwindigkeit, pH-Wert, Leitfähigkeit und die Temperatur des Flusswassers. "Auffällig, aber nicht wirklich überraschend ist, dass die Leitfähigkeit des Rheinwassers von rund 54 Mikrosiemens pro Zentimeter in der Flussquelle auf mehr als den sechsfachen Wert bei Kehl angestiegen ist", erläutert der Chemiker Fath.

Auch die Nitrat- und Phosphatkonzentrationen im Flusswasser haben kontinuierlich zugenommen. Auch bei den Temperaturen gab es bereits deutliche Unterschiede: An der Quelle im Toma See waren es gerade einmal 7,5 Grad, im Bodensee bis zu 23 Grad Wassertemperatur. Neben den Wasserproben erfolgt die Analyse des Rheinwassers zudem über eine spezielle Kunststoffmembran, die die Schweizer Partner der Eawag zur Verfügung gestellt haben.

Die Membranfolien werden an den Waden des Rhein-Schwimmers angebracht und nehmen organische Stoffe auf, mit denen er im Rhein in Berührung kommt. Sie werden den Wissenschaftlern zeigen, welche Stoffe auch auf die Haut von Fischen und anderen Lebewesen im Fluss wirken. "Ich bin dann gewissermaßen der dickste Lachs im Rhein" schmunzelt Andreas Fath. Über erste Forschungsresultate wird er auf dem "7. Hansgrohe Wassersymposium" am 13. November in Schiltach berichten