Bei Unternehmen, die mit Russland im Geschäft sind, beobachtet die IHK momentan eine gewisse Unsicherheit. Foto: dpa

Unsicherheit bei Unternehmen: IHK-Präsident Dieter Teufel nimmt Stellung zur aktuellen wirtschaftlichen Lage.

Schwarzwald-Baar-Heuberg - Dieter Teufel, Präsident der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, nimmt auf Anfrage Stellung zur aktuellen wirtschaftlichen Lage.

Seit der letzten Konjunkturumfrage haben sich die Krisenherde in der Ukraine und in Nahost vergrößert. Hat das Einfluss auf die IHK-Unternehmen der Region?

I inwieweit sich die Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine auf unsere Wirtschaft auswirken werden, lässt sich derzeit nicht genau beziffern. Mit Auswirkungen, etwa im Maschinenbau oder bei der Produktion von sogenannten Dual-Use-Gütern, also solchen, die sich sowohl militärisch als auch zivil nutzen lassen, ist aber zu rechnen. Wir beobachten branchenübergreifend eine gewisse Unsicherheit bei unseren Unternehmen, die mit Russland im Geschäft sind. Die beschlossenen Sanktionen werden das Russland-Geschäft der Betriebe in der IHK-Region weiter belasten. Wir erkennen jedoch angesichts der Lage an, dass die Politik handeln und Position beziehen muss. Sanktionen sind ein politisches Instrument, und es ist Aufgabe der politischen Akteure zu entscheiden, ob und wie reagiert werden soll. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass keine Türen zugeschlagen werden.

Wie ist die konjunkturelle Lage in der Region momentan? Wie sind die derzeitigen Erwartungen der Unternehmen in Bezug auf Auftragseingänge für dieses Jahr, beziehungsweise das nächste Quartal?

Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung müssen wir vor allem auch die Situation im Euroraum im Auge behalten. Hoffnungsvoll stimmt mich, dass unsere Wirtschaft dieses Jahr wohl um rund zwei Prozent wachsen wird. Während Russland und die Ukraine weniger im Fokus unserer Unternehmen stehen, sind die Länder der Eurozone, insbesondere die angrenzenden Nachbarländer, immer noch unsere bedeutendsten Handelspartner. Die Wichtigsten, wie Frankreich oder Italien, stagnieren oder befinden sich sogar in einer Rezession, was unsere Exportchancen möglicherweise einschränkt. Durch unsere hohe Exportquote von über 46 Prozent sind wir von diesem Märkten besonders abhängig.

Haben die Rentengesetze der Regierung (Rente mit 63, Mütterrente) Auswirkungen? Gibt es in Bezug auf den Fachkräftemangel neuere Entwicklungen?

Es bleibt abzuwarten, inwieweit die jüngsten rentenpolitischen Beschlüsse der Bundesregierung unsere wirtschaftliche Lage letztlich beeinflussen werden. Ich glaube, dass das Rentenpaket und insbesondere die abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren das falsche Signal sind. Das Vorhaben wird den Fachkräftemangel sicherlich weiter verschärfen. Schon ohne das Rentenpaket werden bis zum Jahr 2020 laut unserem IHK-Fachkräftemonitor voraussichtlich 12 000 Fachkräfte in der Region fehlen.

Wollen die Unternehmen den Beschäftigtenstand halten?

Wie wichtig es ist, die Mitarbeiter möglichst im Unternehmen zu halten, hat die vergangene Krise von 2008 und 2009 gezeigt. Unsere wirtschaftliche Lage ist derzeit sehr gut, die Arbeitslosigkeit in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg beträgt lediglich 3,4 Prozent und auch aufgrund der demografischen Entwicklung haben unsere Unternehmen derzeit keinen Anlass, Personal abzubauen.