Seit 90 Jahren wird in Sulgen geradelt / Geschichte ist mit sportlichen Höhepunkten gespickt

Schramberg-Sulgen (lh). Der Radfahrerverein Edelweiß Sulgen feiert von heute, Freitag, bis Sonntag, 22. Juli, sein 90-jähriges Bestehen auf der Etterwiese in der Lindenstraße. Ein Anlass, um auch einen Blick zurückzuwerfen. Am 1. Mai 1922 trafen sich im Gasthaus Hasen in Sulgau einige Radsportbegeisterte und gründeten den Radfahrerverein Edelweiß Sulgen-Sulgau. Sie wählten Otto Herzog zum Vorsitzenden.

Neben Korso und Rennfahren wurde ein Jahr später eine Reigenmannschaft gestellt. Bereits 1925 richtete der stark aufstrebende Verein das Bezirksfest aus. Erste sportliche Erfolge stellten sich 1926 ein, in dem auch die Radlermusik gegründet wurde. Weltwirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit führten ab Ende der 20er Jahre zu einer Auswanderungswelle, auch von mehreren "Edelweiß"-Mitgliedern, die im Verein empfindliche Lücken hinterließen.

Die Vereinstätigkeit musste zwangsläufig eingeschränkt werden und es war in erster Linie dem seit 1930 amtierenden Vorsitzenden Josef Laufer zu verdanken, dass der RV Edelweiß in dieser schwierigen Zeit nicht unterging. Selbst die Übernahme des RVE in den Reichsbund für Leibesübungen aufgrund der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 änderte sich nichts in der Vereinsarbeit. Eine erste Blütezeit erlebte der Verein unter dem Vorsitz von Anselm Lamprecht im Jahre 1937, als schöne Erfolge im Radball, bei Wanderfahrten und im Radrennen erzielt wurden. Ab 1942 kam das Vereinsleben dann zum Erliegen. Durch den Tod vieler Kameraden und fehlender finanzieller Mittel war der Wiederaufbau nach dem Krieg besonders schwierig. Anfang zunächst noch im Großverein, dann ab 24. März 1950 durch die Wiedergründung kam der Trainingsbetrieb wieder in Schwung. Als weitere Sportart wurde das Radpolo aufgenommen, das nur von Mädchen und Frauen gespielt wurde, quasi das Gegenstück zum (männlichen) Radball. Im Jahre 1952 übernahm Eugen Trost die Vereinsführung, verbunden mit einem sportlichen Höhe, darunter ein württembergischer Meistertitel im Radpolo. 1957 erfolgte der Eintrag des RVE ins Vereinsregister. Der 50. Geburtstag wurde 1972 mit Kunstradfahr-Weltmeister Manfred Maute gefeiert. 1979 endete die 27-jährige Ära von Eugen Trost, der durch Alfons Laufer abgelöst wurde.

Trost wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt und später für seine Verdienste von Kreis- bis auf Bundesebene mit dem Bundesverdienstkreuz und des Ehrenrings des Landesportbundes gewürdigt. Herausragend besetzt war das Profi-Radrennen 1983, als Stars wie Dietrich Thurau, Gregor Braun, Rudi Pevenage und Danny Clark am Start waren. Beim Kreis- und Bezirksfest 1985 sah Sulgen den bis bislang größten Korso.

Nachdem die Leistungsträger im Radball nach und nach ihre aktive Laufbahn beendet hatten, drohte diese Sparte in die Versenkung zu verschwinden. Durch eine Radball-AG an der Schule konnte jedoch eine neue Nachwuchstruppe aufgebaut werden, deren Früchte heute noch sichtbar sind. Nicht verhindert werden konnte dagegen das Ende des Radpolo Anfangs der 90er Jahre, nachdem mehrere junge Frauen von Sulgen wegzogen. 1997 wurde unter dem Vorsitzenden von Walter Irion, der 1993 Laufer beerbte, das 75-jährige Bestehen gefeiert, seit 2000 führt Reinhold Rapp den Jubelverein.