Der Vorstand des Kinderschutzbunds (von links): Peter Schimak, Christine King, Anne-Marie Beaurier-Storz, Alexander Janson und Stefan Aberle. Foto: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Kinderschutzbund: 153 nichtdeutsche Jugendliche besuchen Erhard-Junghans-Schule

Schramberg (ks). Rektor Udo Trost informierte in der Hauptversammlung des Kinderschutzbunds über die aktuellen Entwicklungen an der Schule, vor allem in Hinblick auf die Flüchtlingskinder. Breit gefächert sei das Niveau der geflüchteten Kinder. Teils kämen sie aus von Taliban oder dem IS beherrschten Gebieten in Afghanistan oder Syrien.

Manche Kinder hätten erlebt, wie Schulen geschlossen oder Lehrer umgebracht wurden. Ein paar hätten nie die Chance gehabt, eine Schule besuchen und seien Analphabeten. Viele Syrer seien sehr bildungsbeflissen und kämen aus der Oberschicht, sprächen neben Arabisch häufig auch Englisch, Französisch und Latein. Man merke deutlich, wenn die Eltern hinter der Entwicklung der Kinder stünden.

Im Mai besuchten 153 Kinder und Jugendliche ohne deutsche Staatsbürgerschaft die Erhard-Junghans-Schule. Darunter seien 42 Flüchtlinge (26 aus Syrien, sechs aus Irak, zehn aus Afghanistan), 28 aus Balkanstaaten, 15 aus der Türkei und 63 aus dem europäischen Ausland (darunter 21 aus Italien). Es gebe 74 Schüler in Vorbereitungsklassen.

Die Deutschkenntnisse sind gegliedert in Kenntnisse von Anfängern bis hin zu erweiterten und guten Sprachfähigkeiten. Dabei geht es um den Wortschatz, das Sprachbewusstsein, Schrift, das Erfassen von Texten, die Gesprächsführung, die Lesekompetenz und das sinnverstehende Lesen. "Erreichen den Stand auch die Deutschen?", fragte Peter Schimak, der Vorsitzende des Kinderschutzbunds, augenzwinkernd.

Für die geflohenen Kinder und Jugendlichen sei der Schulalltag in drei Abschnitte gegliedert. Anfangs stehe die "Willkommensklasse" mit 27 Unterrichtsstunden an. Darin stünden wöchentlich 23 Stunden Deutsch im Stundenplan, aber auch Musik, Bildende Kunst und Sport. Meist würden die Neuankömmlinge von erfahreneren Klassenkameraden unterstützt.

Der nächste Schritt umfasst im Deutschunterricht 14 Schulstunden und weitere Fächer kommen hinzu. In der dritten Stufe, nach etwa fünf bis sechs Monaten, sind die Schüler in der Regelklasse. Hier muss die Chemie in der Klassengemeinschaft passen, erklärte Trost.

Unter 18 Jahre ist ein Rückgang in die Werkrealschule nur in besonderen Fällen möglich. Viele Schüler besuchen Klassen der Berufsschule in Sulgen oder werden in die Berufsfachschule aufgenommen. Möglich sind auch Aufnahmen am Berufskolleg oder in einem beruflichen Gymnasium. Voraussetzung für die Aufnahme am beruflichen Gymnasium sind neben Sprachkenntnissen, Mathematik, Englisch als Fremdsprache sowie ein zwölfjähriger Schulbesuch. Ab 18 Jahren bietet die Arbeitsagentur das Programm "Perspektiven für junge Flüchtlinge" an.

Nebenbei bietet die Jugendkunstschule traumatisierten Flüchtlingen kreative Angebote an. Der Hauptschulabschluss gelinge Schülern die jetzt zwischen der fünften und siebten Klasse seien, prophezeite Trost. Wichtig sei es, den jungen Leuten Perspektiven zu geben. Manche würden sehr schnell Deutsch lernen und seien bereits nach einem Jahr als "Übersetzer" einsetzbar. "Wir haben keine Probleme mit dem Schulbesuch", zeigte sich Schulleiter Trost zufrieden. Mit vier Vorbereitungsklassen sei die Erhard-Junghans-Schule gut aufgestellt. Peter Schimak sprach die Kinderarmut in Deutschland an, betroffen seien 2,7 Millionen Kinder. Nachdem der Kinderschutzbund Einrichtungen aufgegeben habe, wolle er sich nun neu positionieren. Angedacht seien Familienpatenschaften, um soziale Präventionsprogramme anbieten zu können. Wer sich vorstellen könne, Familienpate zu werden, kann sich an den Kinderschutzbund wenden.

Der Kinderschutzbund arbeitet in Netzwerken mit, wie etwa beim Kinderfonds, deren Leiterin Anne-Marie Beaurier-Storz die Aktivitäten erläuterte. Wichtig sei es, regelmäßig Präsenz zu zeigen. Finanzschwachen Familien könnten die Kosten für einen Schulausflug mitfinanziert werden. Zum Weltkindertag soll den Grundschülern ein Film gezeigt werden. "Kinder haben Rechte, egal welcher Nation sie sind. Das soll ins Grundgesetz", betonte Schimak. Das Gesetz solle drei Punkte beinhalten: Schutzrechte, das Recht auf Bildung sowie das Einbeziehen von Kindern und Jugendlichen.

Kassierin Christine King berichtete, dass manchmal Zuwendungen vom Amtsgericht kämen, wobei der Kinderschutzbund dieses Geld nicht einplanen könne. Werde Geld eingenommen, soll es auch sinnvoll und zeitnah eingesetzt werden. Bei den Wahlen wurden die Posten wie folgt verteilt: Vorsitzender Peter Schimak, Vize Anne-Marie Beaurier-Storz, Kassiererin Christine King und Schriftführer Stefan Aberle sowie die Revisoren Alexander Janson und Jutta Kuhn.