Der Respekt beruht auf Gegenseitigkeit: Falkner Franz Ruchlak mit seinen edlen Greifvögeln. Foto: Schmidtke

Beeindruckende Greifvogel-Flugschau mit Falkner Franz Ruchlak. Mensch und Tier begegnen sich mit Respekt.

Schramberg-Waldmössingen - "Ich habe Herzklopfen wenn ich Ihnen die Vögel hier zeige", gesteht Franz Ruchlak, Falkner aus Bachheim bei Löffingen. Mit seinen Greifvögeln faszinierte er jetzt die Menschen beim Kastell in Waldmössingen.

Das Wetter nahezu perfekt. Zwar schwül ohne Ende, aber der Regen bleibt aus. Die Sonne schafft es kaum, sich durch den bewölkten Himmel zu brennen. Der Andrang der Menschen ist groß. Einheimische Ausflügler mischen sich mit Feriengästen. Jede Altersgruppe ist vertreten, fasziniert von den Greifvögeln.

Viele Leute zücken ihre Handys, knipsen Erinnerungsfotos, manche haben Ferngläser dabei. Nicht wenige Hobbyfotografen nutzen die Gelegenheit für hochwertige Aufnahmen mit der Spiegelreflex.

Mit jedem Tier das der Falkner zeigt, klärte er auch über dessen Größe, Gewicht, Spannweite, Alter und der Lebenserwartung auf. Drei Falken, drei Adler, ein Uhu und ein Wüstenbussard durften mitkommen. Die Schwächen der Greifvögel ermöglichen die Arbeit des Falkners erst. In der Regel bekommt er sie als Jungvögel und zieht sie auf. Nicht viel anders als bei einem Hund arbeitet man auch bei Greifvögeln mit Futter. Als Leckerlis dienen hier aber kleine Küken, Kaninchenfleisch, Rinderherz oder Fische. Dennoch spürt man einen tiefen auf Gegenseitigkeit beruhenden Respekt zwischen Falkner und Greifvogel.

Ein Pfiff, ein Lockruf, ein Wink mit einer Forelle aus dem Discounter (die der Weißkopf-Seeadler besonders liebt) und das Tier nimmt Kurs auf den Arm seines Chefs – wenn es gerade will. Aus mehreren hundert Metern kommt der Herrscher der Lüfte mit erstaunlicher Spannweite seiner Flügel angeflogen. Das amerikanische Wappentier landet kraftvoll und zielsicher, thront mit seinen rund fünf Kilos majestätisch auf dem Arm des Falkners. Da ist die stabile Lederhandschuh gerade recht der den Arm vor den kräftigen Krallen schützt.

Manchem Beobachter stockt beim Zusehen der Atem. "Welche Vogelart ist der deutsche Wappenvogel?", fordert Ruchlak das Publikum heraus, lässt raten. "Nein, es ist nicht der Pleitegeier", lacht der 60-jährige Falkner. Es ist ein Seeadler – ähnlich seinem amerikanischen Kollegen, nur ohne Weißkopf. Aber nicht weniger erhaben und stolz. Schon von Kindesbeinen faszinierte Franz Ruchlak die Greifvögel. Trainierte mit den sensiblen Tieren regelmäßig. Mit 38 Jahren stieg er aus und wurde Berufsfalkner.

Dann ist der Uhu dran. Nein, den kann der Falkner nicht frei fliegen lassen. Nur 2,3 Kilo wiegt das exorbitant wirkende Tier. Aber das ist alles nur getürkt, der größte Umfang besteht aus den Federn. Dabei sieht der Uhu auch bei Tag hervorragend – der Meinung die früher in den Schulen gelehrt wurde, der Uhu sehe nur nachts gut, widerspricht der Fachmann rigoros. Aber kräftig sind sie, die Uhus. Unter Idealbedingungen können sie bis zu 60 Jahre alt werden – aber nur laut Lehrbuch, betont der Falkner.

25 eigene Vögel hält er zu Hause. Die Wüstenbussarde sind sehr anhänglich, lassen sich gut trainieren. Die Falken machen dafür viel Arbeit. Viele Leute bringen verletzte Wildvögel, die Ruchlak gesund pflegt und wieder frei lässt. Man könnte meinen, dass viele sich für den Beruf des Falkners begeistern. Dennoch gibt es noch keinen Nachfolger für den 60-jährigen, die Arbeit ist anstrengend, zeitintensiv. Aber ans Aufhören denkt er lange nicht.

"Es braucht vier Männer, um die Kralle zu öffnen, wenn ein Greifvogel richtig zupackt", erklärt er weiter. Ein Junge bekommt einen Handschuh, steht neben einem Helfer von Ruchlak bereit und bald landet ein Steppenadler auf seinem Arm. Später ist ein Mädchen dran und spürt schnell, das Gewicht von 3,5 Kilo des Adlers. Die Kinder werden dieses Erlebnis in ihren Leben wohl nicht mehr vergessen. "Das ist ein richtiger Vogelflüsterer", hört man es im Publikum raunen. Mit der Hand darf man den Vogel nicht streicheln. Schmusen direkt mit dem Kopf mögen sie mehr. "Mit Turmfalken beginnt man zu trainieren", erklärt Franz Ruchlak und zeigt den relativ kleinen und zahmen Vogel in der Runde. Die Kinder bekommen einen Handschuh, der Turmfalke nimmt brav Platz und Mutti knipst ein Foto.