Realschule Schramberg. Sie soll im neuen Campus aufgehen. Ob es besser ist, den in der Talstadt zu oder in Sulgen zu bauen, soll jetzt eine Machbarkeitsstudie zeigen. Foto: SB-Archiv

Neuer Campus für Erhard-Junghans-Schule: Rat legt nach CDU-Antrag Denkpause ein.

Schramberg - Überraschung: Schramberg hält an der Campus-Lösung für die Erhard-Junghans-Schule fest, die Werkrealschule bleibt erhalten. Ob der neue zentrale Standort für Werkreal-, Gemeinschafts- und Realschule in der Talstadt oder auf der Höhe kommen soll, ist aber offen.

Diese Grundsatzentscheidung traf der Gemeinderat gestern Abend einstimmig. Im Detail sieht der Beschluss so aus: Die Werkrealschule in Sulgen bleibt erhalten und soll künftig die Funktion einer zentralen Werkrealschule für den Mittelbereich Schramberg erfüllen. Die Erhard-Junghans-Schule (EJS) wird mittelfristig an einem zentralen Campus zusammengeführt. Die Verwaltung erhielt den Auftrag, für die Standortanalyse eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Welche Kriterien das externe Fachbüro in die Analyse miteinbeziehen soll, legt der Gemeinderat fest.

Damit verschaffen sich Verwaltung und Gemeinderat eine Denkpause in einem Thema, das die Stadt derzeit offenbar mächtig aufwühlt. Der ursprüngliche Vorschlag der Verwaltung sah etwas anderes vor: den Abzug der Realschule aus der Stadt und den Bau eines neuen EJS-Campus’ für geschätzte 18 Millionen Euro in Sulgen. Am Dienstag reichte die CDU-Fraktion dann überraschend einen Alternativ-Vorschlag für einen Campus in der Talstadt ein (wir berichteten). OB Thomas Herzog spürte wohl, dass die Stimmung gekippt war, und stellte in Aussicht, die "Standortfrage" vom Beschluss an diesem Abend abzukoppeln. Offenbar kam der Umschwung in letzter Minute: Keine fünf Minuten zuvor hatte der zuständige Fachbereichsleiter noch ein Papier ausgeteilt mit dem Passus, dass die Stadt am Campus in Sulgen festhalte, trotz des CDU-Antrags.

CDU-Sprecher Clemens Maurer erklärte prompt, dass seine Fraktion "in einer so weitreichenden Entscheidung nicht mal einfach zu allem Ja und Amen sagen" werde, solange nicht alle Fakten geklärt seien. Und es gebe noch viele offene Fragen, etwa zu Schülerströmen, Parkplätzen, Zuschüssen und ÖPNV. Der OB nahm dies mit einem säuerlichen Lächeln zur Kenntnis, regte aber an, "gleich ganz neu zu denken" und etwa auch den Schweizer-Parkplatz als Standort zu untersuchen.

Schnell zeichnete sich ab, dass die anderen Fraktionen den CDU-Antrag mittragen. Die Entscheidung sei "so gravierend" für die Stadt, dass er heute keine Entscheidung treffen könne, so Hans Jörg Fahrner (SPD). Die Alternative müsse "unbedingt bedacht" werden. Udo Neudeck (Freie Liste) sagte, der Vorschlag der CDU "kommt zwar spät, hat aber Charme". Da die Verwaltung diese Mammutuntersuchung nicht leisten könne, solle ein externes Büro beauftragt werden. Da wurden die Mienen in den Verwaltungsbänken wieder fröhlicher. Angesichts der Tragweite sei es ihm "egal, ob eine solche Machbarkeitsstudie 40 000 Euro kostet". Es gehe um 20 Millionen und eine Entscheidung, die Auswirkungen für die nächsten 50 Jahre habe. Ähnlich äußerte sich Bernd Richter (ÖPD).

Die Projektgruppe, der auch Vertreter der Schulen angehören, soll weiter miteingebunden bleiben. Udo Trost, Leiter der EJS, konnte mit dem gestrigen Ergebnis leben. Der Campus sei von zentraler Bedeutung für den Schulstandort Schramberg. Ob er in der Talstadt oder in Sulgen entstehe, spiele für ihn zunächst keine Rolle. Untersucht werden soll, ob der Standort entscheidend für die Schülerströme ist. Denn darum geht es: Schramberg will attraktiv sein für Schüler aus der ganzen Raumschaft, es gebe einen Wettbewerb der Städte und Gemeinden. Die Schülerzahlen gingen um 30 Prozent zurück, die Behörden erwarten keine Trendwende bis 2030.

Mit dem Beschluss gestern sandte der Rat auch ein klares Signal Richtung Aichhalden, auf das die dortige Verwaltung wartet. Bürgermeister Ekhard Sekinger hatte angekündigt, das Thema im eigenen Ort rasch auf die Agenda zu setzen, wenn Schramberg definitiv aufrüstet. Sekinger will seinem Gemeinderat in diesem Fall empfehlen, die Aichhalder Werkrealschule zu schließen. Offenbar hatte auch das Schulamt angedeutet, dass es diesen Schritt für sinnvoll hält. Auch der Schramberger Rat drängt zur Eile und will "nicht abwarten, bis der Markt verlaufen ist", wie es Thomas Brantner (CDU) formulierte.