Mit Lichtsignalen leiten Glasfaserkabeln die Informationen weiter. Foto: pixabay/Lucent_Designs_dinoson20

Wo man hinblickt: Glasfaser ist ein Thema – sei es bei der Wohnungssuche, im Gemeinderat oder an der ein oder anderen Baustelle auf dem Arbeitsweg. Wir haben uns angeschaut, was es mit der Technik auf sich hat.

Eine Suchanfrage im Internetbrowser eingegeben – und erst einmal dreht sich das Laderädchen. Das bringt den einen oder anderen zur Verzweiflung. Schnelles Internet, das braucht es für Streaming, Home-Office und Online-Einkäufe. Dann ist der Ruf nach Glasfaserkabeln nicht weit.

Was bedeutet eigentlich Glasfaserkabel?

Wie der Name schon sagt, sind die Leitungen beim Glasfaseranschluss aus Glas. Anstelle von elektrischen Impulsen senden sie Lichtsignale. Damit erreichen die Leitungen fast Lichtgeschwindigkeit. „Schneller geht nicht“, schreibt die Firma Horbnet auf ihrer Seite.

Was passiert beim Glasfaserverlegen?

Auf ihrer Homepage hat die Firma Stiegeler dazu ein Erklärvideo eingestellt:

Hat sich ein Ort für den Glasfaserbau entschieden, wird erst einmal die Ortschaft angeschlossen. Dafür wird an einer Stelle im Ort der Boden aufgegraben. Dort wird ein Rohrverband eingelegt, also ein Bündel aus sogenannten „Speed-Pipes“ (deutsch: Geschwindigkeits-Röhrchen). Durch sie verlaufen später die Glasfasern.

Von diesem Bündelungspunkt aus werden die einzelnen Häuser angeschlossen. Dafür werden die einzelnen Speed-Pipes vom Bündel aus mit einer Art „Verlängerungskabel“ verbunden und dann zum jeweiligen Haus verlegt.

Durch die bunten Speed-Pipes Foto: dpa/Uwe Anspach

Beim Haus muss das Kabel unterirdisch ins Haus gebracht werden. Dafür wird die Hauswand aufgebohrt und mit einer Dichtung der Kabelzugang verlegt.

Erst jetzt kommt das eigentliche Glasfaser. Das wird durch die Speed-Pipe eingeblasen. Im Haus angelangt wird es mit dem hauseigenen Verteiler verbunden. Je nachdem, wie viele Anschlüsse es im Haus gibt, können mehrere Glasfasern ins Haus gelegt und verbunden werden. Wer etwa in einem Haus mit drei Wohnungen wohnt, bekommt drei Glasfasern ins Haus verlegt. Dort werden sie mit Hitze verbunden und verlaufen dann in die jeweiligen Wohnungen weiter.

Was ist ein Backbone?

Ein Backbone ist der Bündelungspunkt der Glasfasern, also quasi der Verteilerpunkt im Ort, ab dem sich die verschiedenen Kabel zu den einzelnen Häusern aufteilen und so ihre Daten direkt zum Nutzer übertragen.

Bei uns wurde die „Point-to-Point-Technik“ beworben. Was bedeutet das?

Das bedeutet, dass jeder Haushalt durchgängig sein ganz eigenes Glasfaserkabel bekommt. Die verlaufen im Bündel bis zum Backbone und gehen von dort einzeln zu den Häusern ab.

Im Gegensatz zur Passive-Optical-Network-Technologie: Bei dieser teilen sich mehrere Kunden zu Anfang ein Glasfaser zur Datenübertragung. Erst auf den letzten Metern wird das Signal einzeln weiterverteilt.

Man kann sich das so vorstellen: Bei der Point-to-Point-Methode hat jeder Kunde seine eigene Autobahn und damit jederzeit unbeschränkt freie Fahrt. Bei der Passive-Optical-Network-Technologie teilen sich mehrere Kunden die Autobahn und fahren dann auf kleinere Straßen ab. Das geht jedoch immer noch schneller als beim Kupferkabel.

Bisher wurden Kupferkabel benutzt. Was ist an Glasfaserkabeln besser?

Erstens übertragen Glasfaserkabel mit ihren Lichtsignalen schneller als Kupferkabel mit elektrischen. Es gibt nichts schnelleres als Licht.

In Zeiten, in denen immer mehr Menschen ins Homeoffice gehen und tagtägliche Aufgaben wie Behördengänge oder Banking sich in den Onlinebereich verlagern, bedarf es mehr Volumen als früher für die vielen Daten, die durch die Kabel sausen. Das überlastet die Kupferkabel, die sich meist sehr viele Nutzer teilen.

Gehen nun viele Leute gleichzeitig über die gleiche Leitung ins Internet, verstopfen die Daten die Leitungen, ähnlich wie ein Autostau im Berufsverkehr, vergleicht es Niki Gehlen, Leiter der Netzentwicklung der Firma Stiegler, die bald mit der brain4com fusionieren möchte. Brain4com verantwortet die Horbnet.

Außerdem sind Kupferkabel störanfälliger als Glasfaser. Da sich Kupferkabel, die nebeneinander liegen, gegenseitig stören können, können so auf dem Weg Daten verloren gehen. Die müssen dann erneut gesendet werden – das verlangsamt das Internet. Bei Glasfaser passiert das eher nicht, meint Gehlen.

Warum werden „redundante“, also „überflüssige“ Backbones installiert?

Zur Absicherung. Sollte das „normale“ Backbone einmal ausfallen, gibt es einen Ersatz, so dass die Internetversorgung weiterhin gewährleistet ist.

Und was sind FTTC, FTTB, FTTH?

Diese Abkürzungen stehen dafür, wie weit die Glasfaserkabel reichen. FTTC bedeutet: Fibre to the Core, also Anbindung bis zum Kern. In diesem Fall geht das Glasfaser nur bis zum Backbone, danach werden die Daten mit Kupferkabeln in die Häuser und die Haushalte weiterübertragen.

FTTB bedeutet: Fibre to the building, also bis zum Gebäude. In diesem Fall endet das Glasfaser beim Haus, also im Verteiler, der oft im Keller zu finden ist.

FTTH bedeutet: Fibre to the Home, also bis ins Zuhause. Hier ist auch im Haus Glasfaser verlegt. Das bedeutet: Vom Keller aus werden die Anschlüsse der einzelnen Wohnungen ebenfalls weiter mit Glasfaser versorgt.

Je nachdem, wie weit das Glasfaser reicht, umso schneller ist das Gesamtinternet. Aber selbst, wenn der letzte Abschnitt über das störanfällige Kupferkabel läuft, werden die Daten über eine sehr große Strecke sicher übertragen.

Warum braucht man einen gewisse Kundenanzahl, bevor Glasfaser verlegt wird?

Aus wirtschaftlichen Gründen. Damit der Glasfaseranschluss irgendwann auch Gewinne abwirft, sollte es eine gewisse Mindestanzahl an potenziellen Kunden geben.

Welche Nachteile hat Glasfaser?

Eigentlich keine. Glasfaser könnte nur etwas schwieriger zu reparieren sein, wenn Fasern beschädigt werden, meint Netzentwicklungsleiter Gehlen.