Wo früher an jedem Bauernhof ein Brunnen plätscherte herrscht heute teilweise Ebbe. Die Quellschüttungen sind teilweise deutlich zurückgegangen. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortschaftsrat: Landwirtschaftliche Betriebe auf ausreichende Mengen angewiesen / Lösung meist nicht einfach

Schiltach-Lehengericht. Hätte eine Kommune früher darauf gedrängt, dass Gebäude im Außenbereich an die öffentliche Trinkwasserleitung angeschlossen werden sollten, wäre dies eigentlich nirgends von Erfolg gekrönt gewesen. Dies ist mittlerweile anders. Aufgrund sinkender Wassermengen in privaten Quellschüttungen besteht vor allem auch bei landwirtschaftlichen Betrieben ein zusätzlicher Wasserbedarf.

Dies wurde auch in der Sitzung des Ortschaftsrats Lehengericht am Montag deutlich. So soll neben einer Abwasserleitung in den Erdlinsbach künftig auch Trinkwasser mit verlegt werden. "Im Gespräch mit Anwohnern" habe er "festgestellt, dass auch erheblicher Bedarf an Trinkwasser besteht," berichtete Ortsvorsteher Thomas Kipp in der Sitzung. Somit sei nicht nur Abwasser ein Thema, sondern auch Trinkwasser. Dazu, so merkte er an, sei es aber auch wichtig, zu errechnen, wie weit der Wasserdruck im Netz überhaupt ausreiche, um eine Versorgung gewährleisten zu können. Im Erdlinsbach reiche der Druck bis zum Haus Nummer 3, habe man festgestellt. Deswegen sei auch entschieden worden, bis in diese Höhe eine Trinkwasserleitung mit zu verlegen. Die Vereinbarungen dazu "sind alle draußen, es wird noch ein Gespräch geben hinsichtlich der Trassenführung", informierte Kipp. Bezüglich der Leitungstrasse müsse nur noch eine "Bächlekreuzung" beim Landratsamt genehmigt werden, dann könnte das Projekt im Juni oder Juli starten.

Neben zunehmender Trinkwasserverknappung, so wies Kipp auf weitere Veränderungen beim Trinkwassers hin, sei dazugekommen, dass bei Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie Landratsämter verpflichtet seien, darauf hinzuweisen, dass gutes Trinkwasser zur Verfügung stehe, vor allem wenn Abgabe an Dritte erfolge. Dies mache zur Auflage, dass Quellen untersucht und beprobt werden müssten; "neben der Knappheit kommen auch noch teure Untersuchungen hinzu", so Kipp. Dies sei für manche schwierig und führe auch zu Diskussionen. Dabei erinnerte der Ortsvorsteher an den Ortenaukreis, in dem diese Problematik schon vor Rottweil in den Jahren 2015/16 Thema war.

Gemeinsame Untersuchung

Die Anwohner seien gerade dabei, sich schlau zu machen, wie man bei den Untersuchungen Kosten sparen könne. Dort habe es auch bereits im Bereich der Ortsbauern Gespräche gegeben. Ortschaftsrat Hans-Wilhelm Schuler hat beispielsweise ein Labor in Bühl kontaktiert, bei dem eine "kleine" Untersuchung 35 Euro plus Mehrwertsteuer koste, die große, die alle vier Jahre anstehe, liege bei 650 Euro plus Steuer. "Wenn man sich zusammenschließt, dann kann man günstigere Preise erhalten", warb Schuler für Absprachen unter den Eigenwasserversorgern. Wer Interesse habe, könne sich auch bei ihm melden.

Gabriele Nuoffer hatte Bedenken, dass auch die Wasserqualität schlechter werden könnte, wenn das Wasser knapp werde. Diese Gefahr sah Kipp nicht unbedingt: "Wenn Keime auftreten, kommt das vor allem vom Oberflächenwasser. Alles Wasser, das aus der Tiefe des Bergs kommt, ist kälter und reiner".,.

Grundwasserspiegel sinkt

Die beständigsten Quellen lägen am Horizont zwischen Grund- und Deckgebirge. Seine Ansicht untermauerte der Ortsvorsteher auch damit, dass er das vergangene Jahr bei Knappheit in den Gewässern festgestellt habe, dass das Wasser glasklar sei, weil es "wirklich reines Quellwasser ist, das übrig geblieben ist in Trockenzeiten". Seit 2003 sinke der Grundwasserspiegel, so Kipp, die Sommer 2015 und 2016 hätten weiter dazu geführt, dass die Grundwasserstände zurückgegangen seien – und das treffe eben viele Quellen im Außenbereich.

Landwirtschaftsamt und Regierungspräsidium beschäftigten sich mit dem Thema und es gebe auch Hinweise, dass es Gemeinden gibt, die gewisse Förderungen entwickeln, für diejenigen, die an die öffentliche Versorgung anschließen wollten, informierte Kipp. Aber dort, wo es keine öffentliche Leitung im Außenbereich gebe sei es eben "nicht einfach". In Baden-Württemberg würden vier große Wasserversorger einen hohen Prozentsatz der Trinkwassermenge abdecken, aber im ländlichen Bereich gebe es eben viele Eigenwasserversorger, dort herrsche oft Not, dass nicht genügend Wasser da sei. Im landwirtschaftlichen Bereich sei Wasser erforderlich und es sei auch nicht zumutbar, "dass Höfe über Monate ihr Wasser herfahren".

Gemeinden könnten aber nicht selbst eigene Wege entwickeln, man müsse sehen wie sich Landratsamt und Land verhielten. Lösungen seien sicherlich nicht einfach, und so wisse er von Schnapsbrennern im Tal, die zum Teil nicht mehr richtig brennen könnten, weil sie zu wenig Wasser hätten.

Auch in Lehengericht gebe es Höfe, die kein Wasser mehr hätten, andere müssten Einschränkungen hinnehmen, teilweise seien Quellen ertüchtigt worden, in dem Wünschelrutengänger zu Rate gezogen worden seien, so dass durch eine tiefere Fassung an anderer Stelle eine bessere Lösung gefunden worden sei.

Gleichzeitig, so Kipp, gebe es bei Wasser keine Verpflichtung der Gemeinden eine Leitung in jedes Haus zu legen. Dies sei andersherum aber für die, die Eigenwasser hatten, ein Vorteil gewesen, erinnerte Kipp an frühere Zeiten.