Hortense Huget (links) spricht beim Internationalen Frauenfrühstück darüber, wie Frauen in der neuen Heimat Schwierigkeiten bewältigen und ihren eigenen Weg finden können. Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder-Bote

Frauenfrühstück: Hortense Huget gibt Migrantinnen Tipps für die neue Heimat

"Ich habe zum Teil auch extreme Erfahrungen gemacht", sagt Hortense Huget, als sie beim Internationalen Frauenfrühstück am Samstag über Probleme von Migrantinnen referiert.

Rottweil. Hortense Huget ist mit vier Jahren nach Deutschland gekommen, ihre Eltern waren Flüchtlinge – und wurden schlecht behandelt: "Diese Erinnerungen sind heute noch so deutlich im Kopf."

Viele andere Geschichten bekommt die Heilpraktikerin und Hypnosetherapeutin in ihrer psychologischen Praxis in Rottweil mit. Zuvor hat sie 18 Jahre lang in der neurologischen und psychiatrischen Diagnostik gearbeitet. Ängste, Depressionen, Panikanfälle – unter den Betroffenen seien viele Menschen mit Migrationshintergrund. Denn: Sich in der neuen Heimat durchzuboxen, sei nicht einfach. "Es braucht einen starken Willen, einen starken Charakter und viel Selbstbewusstsein", ist Huget überzeugt. Auch ihr eigener Weg war "furchtbar schwer", erzählt die Therapeutin. Heute ist es Huget deshalb besonders wichtig, ihre Erfahrungen weiterzugeben und Menschen, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund, aus ihren schwierigen Lebensphasen herauszuhelfen. Sie weiß sehr gut: "Alleine schafft man es nicht."

Es ist auch einer ihrer ersten Tipps an die Besucherinnen des Internationalen Frauenfrühstücks: Von Anfang an ein soziales Netzwerk aufzubauen, Menschen zu suchen, die einen unterstützen, denen man sich anvertrauen kann. In einer bereits bestehenden Gruppe – in einem Sportverein oder einem Chor – sei man immer gut aufgehoben, legte Huget den Frauen nahe.

Wenn man sich stattdessen zurückziehe, könne sehr schnell ein Gefühl der Verlorenheit entstehen, erklärte sie die emotionale Dimension. "Heimweh ist natürlich ein großes Thema für alle, die ihr Land verlassen. Sprache, Mentalität, Kultur, Landschaft – das alles ist auf einmal anders", unterstrich sie.

Schwäbisch bedeutet für die Menschen Heimat

Schon beim Dialekt fange das an. "Schwäbisch bedeutet für die Menschen hier Heimat. Mit ein oder zwei Wörtern können sie die Stimmung ausdrücken. Es gibt viele Nuancen, den Tonfall, die man als Fremder nicht richtig einzuordnen weiß. Dadurch ist man sofort verunsichert", legte Huget dar. Menschen, die stabil in ihrer Persönlichkeit seien, könnten die Belastungen besser verkraften und die Krisen leichter bewältigen. Andere dagegen seien schnell überfordert. "Oft trauen sie sich nicht, um Hilfe zu bitten", weiß Huget. Depressionen, Ängste, Erschöpfungszustände seien die Folgen.

Dabei biete gerade der ländliche Raum, empfindet die Referentin, mehr Möglichkeiten, sich persönlich einzubringen und schnell zu integrieren. Wichtig sei es vor allem, das neue Leben in Deutschland als Chance zu begreifen, den Weg zu sehen, den man gehen möchte.

Bei den Frauen spiele auch der Zusammenhalt eine wesentliche Rolle, ist Huget überzeugt: "Zusammen sind wir stark. In einer Frauenrunde fühle ich mich verbunden mit allen Frauen dieser Welt."