Professor Heiko Rath, Chefarzt an der Helios-Klinik für Innere Medizin II in Rottweil, an seinem Arbeitsplatz in der Endoskopie. Foto: Schwarzwälder-Bote

Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung hört sich schlimmer an, als es ist / Ein Erfahrungsbericht

Von Winfried Scheidel

Rottweil. Zur Darmkrebsvorsorge ins Krankenhaus? Muss das sein? Laut Heiko Rath – in der Helios-Klinik Rottweil Chefarzt für Innere Medizin II – gehen nur 15 Prozent der Männer zur sogenannten Vorsorge-Koloskopie. Bei den Frauen liegt der Anteil höher. Aus medizinischer Sicht sollten es aber insgesamt deutlich mehr sein, zumal die Wahrnehmung des Angebots sehr viel wert sein kann.

Auch beim Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) wird nicht zuletzt mit Blick auf die bescheidenen Untersuchungszahlen der hohe Vorsorgewert von Darmspiegelungen betont. Da mit dem Lebensalter das Krebsrisiko steigt, übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Darmspiegelung bei allen Patienten, die das 55. Lebensjahr erreicht haben.

Wenn nun, wie beim Schreiber dieser Zeilen, der Hausarzt beim jährlichen Check auf diese weitergehende Untersuchungsmöglichkeit im Rahmen des Gesundheits-TÜV verweist, ist es nach kurzem Zögern beschlossene Sache, sich mal wieder als Patient ins Krankenhaus zu begeben, auch wenn das Wort Darmspiegelung schon für etwas Unbehagen in der Magengegend sorgt. Doch Ausreden darf es zu der avisierten Untersuchung keine mehr geben.

Am Tag vor dem Eingriff greife ich zum ersten Liter einer den Darm säubernden Tinktur. Nach gut einer Stunde habe ich es endlich geschafft. Früh am anderen Morgen folgt (Bäh!!!) nochmals ein Liter. Aufgrund der salzigen Konsistenz und des sehr gewöhnungsbedürftigen Geschmacks hat man das Bedürfnis, kräftig mit Wasser (es dürfen auch andere Erfrischungsgetränke sein) hinterherzuspülen. Im Nachhinein betrachtet habe ich mit dieser Darmsäuberungs-Prozedur das Schlimmste bereits hinter mir.

Der von Heiko Rath geleitete Eingriff dauert etwa eine Viertelstunde und geht bei mir während eines sanften Wegschlummerns vonstatten. In den letzten Minuten kann ich sogar verfolgen, wie die Untersuchung langsam zu ihrem Ende kommt.

Bereits einige Minuten später gibt mir der Mediziner ein erstes Ergebnis mit Verweis auf einige Polypen, die entfernt wurden, bekannt.

Deshalb gibt es vom Professor auch den Rat, in fünf Jahren eine weitere Vorsorgeuntersuchung machen zu lassen. Nach zwei bis drei Stunden kann man die Klinik schon wieder verlassen und sich mit einer Begleitperson auf den Nachhauseweg begeben.

Aus rechtlichen Gründen sollte man nach dem Eingriff mit Betäubung nicht selbstständig – auch nicht als Fußgänger – am Straßenverkehr teilnehmen. Für den Tag gibt es eine Krankschreibung.

(asc/wis). 171 Menschen erkranken täglich in Deutschland an Darmkrebs. 71 Menschen sterben pro Tag an dieser Erkrankung, hochgerechnet also jährlich eine Stadt in der Größe Rottweils – und damit ist Darmkrebs die zweithäufigste Todesursache durch Krebs in Deutschland, nach Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern.

"Beim Thema Darmkrebs gibt es eine gute Nachricht, die man gar nicht offensiv genug verbreiten kann", sagt Heiko Rath, Chefarzt an der Helios-Klinik in Rottweil, und verweist dabei auf die besondere Wichtigkeit der Vorsorge: Diese Krebserkrankung entstehe durch sichtbare Vorstufen, den Polypen, in einem Zeitraum von fünf bis etwa 15 Jahren. "Durch rechtzeitige Vorsorgemaßnahmen können wir diese Polypen entfernen und Darmkrebs damit ganz verhindern. Allerdings wird die Darmspiegelung noch immer mit Scham oder auch Angst verbunden. Wenn gezielte Öffentlichkeitsarbeit dazu beiträgt, diese Hemmschwellen abzubauen, hat sie tatsächlich eine lebenswichtige Funktion erfüllt."

Was bei einer Darmspiegelung passiert: Der Darm des Patienten wird mit dem Endoskop von innen betrachtet, nachdem der Patient zuvor eine Spüllösung getrunken hat, um den Darm zu reinigen. So sind mit der Kamera alle Details der Darmwand zu erkennen. "Wenn ich Polypen finde, entferne ich diese sofort – sie sind tickende Zeitbomben, die sich im Laufe der Zeit zu bösartigen Tumoren entwickeln. Damit verhindere ich den Darmkrebs, bevor er entsteht. Sollten sich bereits Frühstadien von Krebs finden, können wir ebenfalls schnell reagieren", erklärt der Professor. Auch Peter Sauer, Leiter des Interdisziplinären-Endoskopie-Zentrums am Universitätsklinikum Heidelberg betont: "Bei keiner anderen Krebsart kann durch die Früherkennung so viel erreicht werden. Darmkrebs ist im Frühstadium, das heißt wenn der Tumor rechtzeitig entdeckt wird, zu nahezu 100 Prozent heilbar. Deshalb bleibt die Darmspiegelung die beste Waffe gegen den Darmkrebs."