Etliche Poster der Bürgerinitiative sind verunstaltet. Foto: Schickle

Wo "Neckarburg ohne Gefängnis" für Nein beim Bürgerentscheid wirbt, toben sich Sprayer aus.

Rottweil - Die Plakate hingen kaum, schon hat jemand sein Kreuzchen darauf gemacht: Zwar hofft die Bürgerinitiative "Neckarburg ohne Gefängnis" (BI) beim Bürgerentscheid am 20. September auf viele Stimmen. So allerdings hatte sie sich das nicht vorgestellt.

Die Helfer der BI waren am Dienstag, Donnerstag und Freitag zum Plakatieren unterwegs. Vor allem in Rottweil und den Teilorten brachten sie die 72 Plakate an. Eines hängt auch in Zimmern. Die Bürgerinitiative wirbt darauf für ihre Sache: "NEIN zum Gefängnis im ESCH" steht in schwarzen Buchstaben auf orangem Grund. Links daneben ist ein Kreuz in einem Kreis – wie auf einem Stimmzettel –, darunter ein Foto vom Esch zu sehen. Am Freitagvormittag waren etliche BI-Plakate bereits verunstaltet. Unbekannte haben mit schwarzer Farbe Kreuze oder andere Schmierereien darauf gesprüht. So, dass der Text fast nicht mehr zu lesen ist.

Winfried Praglowksi, Grünen-Mitglied und einer der Plakatierer, vermutet, dass der oder die Übeltäter eine Leiter dabei gehabt haben, um die Poster zu erreichen. Ihn verwundern die Schmierereien nicht. Allerdings hätten sie zur Folge, dass einige der BI-Unterstützer bereits entsprechende Aufkleber von ihren Autos entfernt hätten – aus Angst, das diese verkratzt oder ebenfalls besprüht werden könnten. "Das ist recht bezeichnend", meint Henning Theobald von der BI zu den Schmierereien. Der Gruppe schlage in der Stadt mitunter ein "unheimlich aggressiver Ton" entgegen. "Wir erleben immer wieder, dass Leute uns beschimpfen", sagt der Villingendorfer. Etwa am Stand der Initiative auf dem Wochenmarkt. Manche würden die Gruppe darstellen, als würde sie Rottweils Zukunft gefährden mit dem Nein zur JVA auf dem Esch, berichtet Theobald. Die BI hat seiner Meinung nach dennoch immer auf Argumente gesetzt. "Wir beschimpfen niemand."

Eins der besprühten Plakate hängt in der Schramberger Straße. In Sichtweite befindet sich ein Exemplar, auf dem die Stadt für das neue Großgefängnis wirbt. "Ja zur JVA heißt Stärkung des Justizstandortes, 200 sichere Arbeitsplätze, 300.000 Euro Mehreinnahmen", ist darauf unter anderem zu lesen. Ohne störende Graffiti.