Die Spuren der Überschwemmung im März sind auf dem ESV-Platz noch immer zu sehen. Foto: Nädele/Sigrist

Neckar zeigt Kickern bei Hochwasser die rote Karte. Flutlicht für Bolzplatz soll Spielfeld in Rottweil-Altstadt entlasten.

Rottweil-Altstadt - Hätte die Turngemeinde Rottweil-Altstadt (TGA) eine Wasserballmannschaft, hätte sie wohl keinen Grund zu klagen. So allerdings machen die wiederkehrenden Überschwemmungen des Sportplatzes den Fußballern das Leben schwer.

Nach den beiden Hochwassern im Januar und März "kämpft die TGA mit erheblichen Problemen", erklärt Jürgen Sigrist. Er ist einer von drei Vorsitzenden und für den Fußball zuständig. Mal wieder war der Neckar im März über seine Ufer getreten und hatte den ESV-Platz, wo die TGA trainiert, überschwemmt. Der Platz befindet sich in einem Überschwemmungsgebiet des Flusses, deshalb ist die Situation keine neue. "Einmal im Jahr kommt der Neckar da raus", erzählt Sigrist. Damit könnte der Verein leben. Aber der Fußballplatz stehe auch ohne Hochwasser unter Dauerbelastung, "die weit über das Normale hinausgeht", sagt der Vorsitzende. "Er kann sich nicht mehr erholen."

Weil der benachbarte Bolzplatz kein Flutlicht hat, können die Kicker nur im Sommer dorthin ausweichen, um zu trainieren. Von wenigen Trainings abgesehen, die im Rottweiler Stadion stattfinden, wird also jeden Tag auf dem Hauptfeld gespielt. Jetzt, nach dem jüngsten Hochwasser im März, ist dieses gesperrt, wohl noch bis Ende April. "Das Nachholspiel gegen den SC Lindenhof musste schon abgesagt werden", berichtet Sigrist. Das sei beim Württembergischen Fußballverband auf Unverständnis gestoßen, zwischen den Zeilen sei von Wettbewerbsverzerrung zu lesen gewesen, teilt die TGA mit. Dies wiederum kann Sigrist angesichts der Fotos vom überschwemmten Spielfeld überhaupt nicht nachvollziehen.

Jetzt hat die TGA alle Trainings- und Spielzeiten ins Stadion verlegt. Die Verantwortlichen des FV 08 seien der TGA dabei "super entgegengekommen", sagt Sigrist. Denn im Stadion wird es eng: Schließlich spielen dort auch noch der FC Suebia Charlottenhöhe und der Rugby Club. Gerade am Wochenende gäben sich die Sportler "die Klinke in die Hand". Für die Altstädter ist der Komplett-Umzug insofern ein Manko, dass weniger Fans zu den Spielen ins Stadion kommen als auf den eigenen Platz. Darüber hinaus befindet sich die Ausrüstung eben in der Altstadt. Der Stadt lässt derzeit das Hauptfeld am Neckar von einer Fachkraft, die auch für die Rasenflächen im Stadion zuständig ist, wieder herrichten. Mit einem Gerät, dem "Rasenigel", werden die oberen anderthalb Zentimeter des Platzes aufgelockert und der alte Rasen entfernt. "Da durch den Schlamm viele Feinteile auf dem Platz eingelagert sind, muss der Boden zusätzlich ›abgemagert‹ werden. Dies geschieht durch Einbringen von 50 bis 60 Tonnen Sand, verteilt auf rund 6000 Quadratmeter Rasenfläche", erklärt Kurt Faupel, in der Abteilung Tiefbau zuständig für Grünflächen.

Die Maßnahme kostet die Stadt, die den Platz vom ESV angemietet hat, 3500 Euro. Aufgrund der starken Nutzung werde sie auch ohne Hochwasser ein bis zweimal pro Jahr vorgenommen. "Das Engagement, das die Stadt für die Sportvereine aufbringt, ist schon enorm", lobt Sigrist.

Auch die Vereinsmitglieder sind engagiert: So steht am Samstag in der TGA eine Putzaktion auf dem Programm. Ball- und Lagerraum müssen gesäubert werden, denn das Hochwasser hatte sie unter Wasser gesetzt.

Hinsichtlich des Spielfelds gibt es für Jürgen Sigrist nur eine Lösung: "Um die Situation da unten zu entlasten, brauchen wir Flutlicht." Dann könnten die Mannschaften immer auf dem Bolzplatz und im Stadion trainieren und das Hauptfeld schonen. Da allerdings ist seitens der Stadt keine Hilfe in Sicht: Die Verwaltung plane derzeit nicht, den Bolzplatz mit Flutlicht auszustatten, heißt es aus dem Rathaus.