120 Stundenkilometer: Schneller dürfen Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn 81 zwischen Rottweil und Villingen-Schwenningen derzeit nicht unterwegs sein. Grund ist eine noch provisorische Schutzwand. Foto: Cools

Auf der A 81 zwischen Rottweil und Villingen-Schwenningen gilt Tempo 120. Grund ist provisorische Schutzwand.

Rottweil - Es könnte so schön sein: An sonnigen Tagen wie gerade einfach mal ins Auto steigen und an den Bodensee fahren. Weil Rottweil einen Autobahnanschluss hat, geht das ja flugs. Doch halt: Wer Richtung Singen fährt, wird seit geraumer Zeit erst einmal ausgebremst.

Während der Verkehr auf der Autobahn 81 über weite Strecken ungestört seinen Lauf nimmt, gilt zwischen den Anschlussstellen Rottweil und Villingen-Schwenningen Tempo 120. Warum bloß? "Eine Maßnahme zur Verkehrssicherheit", erklärt das Polizeipräsidium Tuttlingen. Schließlich hätten es Autofahrer in besagtem Bereich mit einem baulichen Provisorium zu tun.

Endgültige Abtrennung soll im Herbst gebaut werden

Das Regierungspräsidium Freiburg (RP), das im Auftrag des Bundes für die Autobahnen zuständig ist, erläutert die Maßnahme wie folgt: Im Jahr 2013 sei auf der A 81 zwischen Villingen-Schwenningen und Rottweil, in Fahrtrichtung Stuttgart, eine Betonschutzwand im Mittelstreifen eingebaut worden. Diese gilt als sicherer als die gewohnten Stahl-Schutzplanken, die deshalb laut Erlass des Verkehrsministeriums wo möglich ersetzt werden sollen.

Weil in dem Bereich auch Stützen von Brücken saniert und verstärkt werden mussten, "wurde in Fahrtrichtung Singen eine temporäre und provisorische Stahlschutzwand vor die verstärkten Bauwerksstützen gebaut, die etwas näher als zulässig am Fahrbahnrand steht" – der Regelabstand beträgt 50 Zentimeter. Näher ans Bauwerk allerdings könne die Wand auch nicht gerückt werden, weil sie sonst ihre Schutzwirkung nicht entfalten könne, wenn tatsächlich einmal ein Fahrzeug dagegen prallt. Darüber hinaus sei die Verbindung zwischen bestehender und temporärer Schutzeinrichtung "keine geprüfte Konstruktion". Letzteres ist laut RP der Hauptgrund für die Geschwindigkeitsbegrenzung.

Die wiederum hat dazu geführt, dass es in dem Bereich den ein oder anderen rasenden Autofahrer schon schön erwischt hat. Mitte Februar etwa hatte der Verkehrsüberwachungsdienst der Verkehrspolizeidirektion Zimmern dort einmal mehr eine Geschwindigkeitsmessung vorgenommen. 5302 Verkehrsteilnehmer hat die Polizei an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gemessen. 1841 davon "mussten beanstandet werden", 61 drohte ein Fahrverbot. Das sitzt.

Apropos sitzen: Die Verkehrspolizeidirektion ist in Zimmern angesiedelt, praktisch in Sichtweite des 120er-Bereichs. Sehr praktisch für die Polizei, für die sich dank der Baumaßnahme plötzlich ein "Jagdrevier" vor der eigenen Haustür erschlossen hat. Das munkelt so mancher, zumal die Ordnungshüter schwuppdiwupp auf der Autobahn sind. Da lassen sich ein paar Stunden Leerlauf doch bestens nutzen, um auf die Pirsch zu gehen?

Dazu passt, dass die Polizei schon nach der Februar-Messung ankündigt hatte: "Auch zukünftig wird der Verkehrsüberwachungsdienst in diesem Bereich regelmäßig Geschwindigkeitsmessungen durchführen."

"Die Begrenzung wird überwacht wie viele andere", sagt Manfred Schwanz, Leiter des Sachbereichs Verkehr im Polizeipräsidium Tuttlingen. Nicht öfter, betont er. Zudem gebe es keine Ad-hoc-Überwachungen, die Kontrollen seien im Voraus geplant. Darüber hinaus sitze die zuständige Verkehrsüberwachungsgruppe gar nicht in Zimmern, sondern in Villingen-Schwenningen. Und der Sprecher des Regierungspräsidiums erklärt: "Ein Tempolimit wird nur dann aufgestellt, wenn dies für die Sicherheit des Verkehrs notwendig erscheint."

Im genannten Fall wird es bis zum Herbst bestehen bleiben: Dann soll eine endgültige Betonschutzwand auch in Fahrtrichtung Singen gebaut werden. Erst wenn sie steht, fällt Tempo 120.