Aus Angst, das Gemisch aus Gülle und Wasser könnte in den Keller laufen, entsorgte es der Landwirt auf einer Wiese. Foto: Lübke

Prozess: Bauer entleert an Weihnachten illegal Gülle und spricht vor Gericht von Intrige.

Kreis Rottweil - Schöne Bescherung: Weil sein Güllebehälter an Weihnachten überlief, entsorgte ein Landwirt den Inhalt illegal auf einer Wiese. Als ihm am Donnerstag der Prozess gemacht wird, erhebt er gegenüber Polizei, Nachbarn und der Stadt schwere Vorwürfe.

Der Weihnachtsbaum ist geschmückt, in der Küche wird der Festschmaus vorbereitet und im Hintergrund läuft "Stille Nacht, heilige Nacht". So in etwa stellen sich viele Heiligabend vor. Auf einem Bauernhof bei Rottweil lief das Weihnachtsfest 2014 allerdings alles andere als geplant. Tagelang hatte es geregnet, einer der Güllebehälter drohte, überzulaufen. Die Frau des Bauern war in Aufruhr. Schon zweimal war der Familie Gülle in den Keller gelaufen. Ein drittes Mal wollte man das nicht erleben. Also sah sich der 63-Jährige gezwungen zu handeln. Wohin mit den Hinterlassenschaften seiner Nutztiere? Kurzerhand wurde der Traktor gestartet und der Güllebehälter auf einer Wiese entleert.

Doch die Entscheidung des Bauern blieb nicht unbemerkt. Ein Nachbar hatte die Nacht- und Nebelaktion beobachtet und es der Polizei gemeldet. Die Feiertage fielen nämlich in eine Zeit, in der das Ablassen von Dünger aus Umweltschutzgründen nicht erlaubt ist. Rund ein Jahr nach dem Vorfall musste sich der 63-Jährige gestern vor dem Amtsgericht verantworten. "Unerlaubter Umgang mit Abfällen" lautete der Tatbestand.

Angeklagter zeigt sich geständig

Schon zu Beginn der Verhandlung zeigt sich der Angeklagte geständig. "Ja, ich habe an Heiligabend Gülle abgelassen", meint er. Schuld sei der öffentliche Weg, den die Stadt vor etwa zwei Jahren neu angelegt habe. "Seither läuft das Wasser bei starkem Regen vom Weg in meine Behälter", sagt der 63-Jährige. Er habe die Behörden informiert, die die Umstände allerdings als sein eigenes Problem abgetan hätten.

Dass ausgerechnet ein Nachbar ihn angezeigt hat, sei nicht überraschend. Seit er eines seiner Grundstücke als möglichen Standort für das geplante Großgefängnis in Rottweil ins Spiel gebracht hatte, mache man ihm das Leben schwer. "Wenn ich Gülle wegfahre, fahren sie mir hinterher. Wenn ich nicht da bin, fahren sie auf meinen Hof", berichtet der Angeklagte.

Er fühle sich "gepiesackt" von seinen Nachbarn. Das gehe mittlerweile so weit, dass er in der Gaststätte nur noch Limonade trinkt. "Kaum komm ich raus oder auf meinen Hof, steht die Polizei da und fragt, ob ich getrunken habe", sagt er aufgewühlt und fügt hinzu: "Das ist ein Komplott!"

Wie schwer die Situation zwischen der Polizei und dem Landwirt ist, zeigt sich bei der Zeugenaussage eines Beamten. Nachdem dieser den Nachbarn vernommen hatte, fuhr er nicht direkt auf den Hof des Beschuldigten. "Da kann ich nur mit einem Durchsuchungsbeschluss hin", erklärt er. Ansonsten könne man nicht vernünftig mit dem Angeklagten reden.

Landwirt hat aus dem Vorfall gelernt

Am Ende des Prozesses wird der Bauer zu einer Geldstrafe von 1200 Euro verurteilt. Der 63-Jährige ist alles andere als glücklich: "Ich verstehe das nicht", kommentiert er den Schuldspruch. "Was hätte ich denn tun sollen mit der Gülle?" Ob Weihnachten ist oder nicht, ein Verstoß gegen das Gesetz kann nicht ungeahndet bleiben – das ist der Tenor des Gerichtsurteils.

Immerhin hat der Landwirt aus dem Vorfall gelernt. Mittlerweile hat er sich weitere Behälter gekauft. Und so sollte es kommendes Weihnachten nur noch nach dem leckeren Festessen auf dem Tisch riecht.