Nur zur Probewahl sind Anna Kohl, Katharina Lutz, Kira Willi und Benjamin Friedrich (von links) am Leibniz-Gymnasium zugelassen. Sie würden gerne richtig abgestimmt. Foto: Pach Foto: Schwarzwälder-Bote

Probe-Abstimmung: Leibniz-Gymnasium richtet eine Bundestagswahl aus / Interesse an Politik groß

Die CDU hat den Wahlkreis gewonnen und zieht mit einem Direktmandat in den Bundestag ein. In der Theorie unterscheidet sich das Votum in den Erststimmen von rund 120 Zehnt- und Elftklässlern am Leibniz-Gymnasium kaum vom realen Ergebnis der Bundestagswahl 2017. In der Praxis schon.

Rottweil. Die Zehntklässlerin Kira Willi ist enttäuscht. An diesem Morgen ist sie Wahlhelferin, ehrenamtlich selbstverständlich, und achtet darauf, dass bei der Probewahl an der Schule alles mit rechten Dingen zugeht, die Wahlgrundsätze eingehalten werden. Sie ist sich mit ihren Mitschülerinnen Anna Kohl und Katharina Lutz einig: Am liebsten wäre den Leibnizianerinnen, wenn das Wahlalter auch auf Bundesebene auf 16 Jahre gesenkt würde. "Dann würde es garantiert weniger Politikverdrossenheit geben", ist sich Katharina Lutz sicher. "Und auch die politische Bildung in der Schule bekäme noch einmal einen ganz anderen Stellenwert", betont sie. "Schließlich dürfen wir in diesem Alter auch schon mit einer Ausbildung beginnen, da werden wir schließlich auch ernst genommen", ergänzt Anna Kohl, die den Vorsitz des Wahlausschusses am LG übernommen hat.

"Für die Jugendlichen war es nicht nur spannend, mit dem Originalstimmzettel zur Wahl gehen zu können, sondern nachher auch ihr Ergebnis mit der echten Wahl abgleichen zu können", erklärt Gemeinschaftskundelehrerin Silke Pach, die gemeinsam mit ihren Fachkolleginnen auf Demokratieerziehung setzt.

Der Wahl-O-Mat, eine Sichtung der Parteiprogramme, eine lebendige Diskussion der Ergebnisse – auf Schul- wie auf Bundesebene – gehören dazu. "Unsere Schüler haben gezeigt, dass sie involviert sein wollen", macht Pach deutlich. Von Desinteresse an Politik könne hier nicht gesprochen werden: "Bei unseren Schülern hat die CDU ein Ergebnis von 29,4 Prozent bei den Zweitstimmen erzielt, die SPD kam auf 16,8 Prozent, die Grünen auf 16 Prozent, die FDP auf 13,5 Prozent, die Partei auf 5,9 Prozent und die AfD auf fünf Prozent. Die Linken hätten den Einzug in den Bundestag mit 3,4 Prozent verpasst."

In vier Jahren – bei der nächsten Bundestagswahl – werden Kira Willi und ihre Mitschülerinnen auf jeden Fall zur Wahl gehen dürfen. Dass der Wunsch nach aktiver politischer Teilhabe dann noch immer groß sein wird, daran zweifeln weder Silke Pach, noch die Schülerinnen selbst.