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Hundehalter tauschen sich mit Hegering-Leiter aus. Ehepaar will schlechtes Image aufbessern.

Rottweil-Hausen - Aufklären, was sie eigentlich machen, was es wirklich bedeutet, Jäger zu sein – das wollen Wolfgang und Barbara Sauter. Das Hausener Ehepaar hat sich gerade erst mit Hundehaltern ausgetauscht.

Wolfgang Sauter ist Pensionär, er hat 42 Jahre bei der Kriminalpolizei in Stuttgart gearbeitet. Seit sieben Jahren lebt der 63-Jährige nun in Hausen, seit März dieses Jahres ist er Leiter des Rottweiler Hegerings. Somit ist er Ansprechpartner für rund 200 Jäger, die auf 52 Reviere aufgeteilt sind. Gleichzeitig ist Sauter auch Kontaktperson für die Stadtverwaltung sowie die Jagdbehörde.

Und eben auch für Waldbesucher – bei einem Info-Abend "Jäger trifft Hundehalter" hat er in der vergangenen Woche einen Vortrag gehalten. "Hundehalter sind kein Dorn im Auge des Jägers", beteuert Sauter. Er findet es richtig, dass das Jagd- und Wildtiermanagementgesetz (JWMG) Jägern mittlerweile verbietet, Hunde oder Katzen zu erschießen. Auch wenn diese Wildtiere angreifen sollten. Mit dieser Tatsache könnten Hundehalter beruhigt werden, so Sauter. Viel Konfliktpotenzial zwischen Tierbesitzern und Jägern entstehe allein durch Unwissen. Sauter sagt: "Kein Jäger schießt heutzutage mehr Hunde ab."

Das schlechte Image der Jäger erklärt er sich dadurch, dass keine gute Öffentlichkeitsarbeit existiere. "Die Jäger haben es versäumt, sich darzustellen." So gehe es beim Jagen schließlich nicht nur um das Ausleben einer "archaischen Passion", sondern eben auch um eine gesellschaftliche Verantwortung: Darum, die Tierbestände zu kontrollieren.

Sauter erklärt sich den schlechten Ruf der Jäger aber auch damit, dass das Töten von Tieren zum Tabu-Thema geworden sei. Die Menschen beschäftigten sich immer weniger damit, dass es sich bei einem abgepackten Schnitzel im Supermarkt früher um den Teil eines lebenden Tieres gehandelt habe. "Ohne, dass ein Reh ein Biosiegel trägt, ist es das beste Fleisch, dass man kriegen kann", meint Barbara Sauter. Sie und ihr Ehemann würden außer Wild so gut wie kein Fleisch essen – wegen der oftmals schlechten Tierhaltung und den Tiertransporten.

Töten von Tieren ein Tabu-Thema

Für Jäger selbstverständliche Dinge stießen indes bei Laien auf Erstaunen, berichten die Sauters. Beispielsweise der Umstand, dass Jäger für Schäden von Wildtieren haften. Wenn Rehe Tannen verbeißen oder Wildschweine Maisfelder beschädigen, müssten die Jäger herhalten. Deshalb seien Waidmänner an ruhigen Wäldern interessiert. Ruhig bedeutet, dass Herrchen mit ihren Hunden nicht querfeldein laufen, sondern auf den Wegen bleiben. Ansonsten würde das Wild wegen der Beunruhigung tief im Wald bleiben. Eine Folge: Auf Nahrungssuche verbeißen die Rehe die Gipfeltriebe von Tannen – aus forstwirtschaftlicher Sicht ein Totalverlust des Baums.

Solche Erklärungen stießen bei den Waldbesuchern auf Verständnis. Grundsätzlich gelte auch für die Beziehung zwischen Jägern und Tierhaltern: "So wie man in den Wald reinruft, hallt es zurück", so Wolfgang Sauter. Der Hegewart will weiter am Image der Jäger arbeiten, will durch Wissensvermittlung Anfeindungen verhindern.

Er und seine Frau sind fast täglich in ihren zwei Revieren unterwegs. Mal werden die Hochsitze ausgebessert, mal nach den Salzlecken für die Rehe geschaut. Oder aber es wird nach Rehkitzen Ausschau gehalten, bevor die Landwirte ihre Felder mähen. Rehe gebären nämlich häufig am Waldrand, hinter Hecken. Damit die Rehkitze dort nicht von den landwirtschaftlichen Fahrzeugen überfahren werden, werden ihre Standorte von den Sauters mit Holzpflöcken markiert.

"Jagen ist schon zeitintensiv", erklärt Barbara Sauter. Und fügt an: "Das sind trotz allem wunderschöne Naturerlebnisse." Ein Aspekt, den sicher auch viele Hundebesitzer schätzen und somit eine gute Grundlage für einen Austausch. So zumindest beim Info-Abend – danach hätten sie viele positive Rückmeldungen bekommen, berichten die Sauters.

Info

Was nach dem Erlegen passiert

Ehrung

Viele Jäger haben Rituale nach dem Erschießen eines Tieres, berichten die Sauters. So verabreichen viele Jäger den Tieren den sogenannte letzten Bissen: Dabei wird dem Tier ein Tannen- oder Fichtenzweig in den Mund gesteckt. Danach wird ein weiterer Zweig auf den toten Körper gelegt und inne gehalten. Barbara Sauter bläst zudem noch mit dem Jagdhorn ein Signal. Dies diene der Ehrung des verstorbenen Wildes, erklärt das Jägerpaar.

 Rote Arbeit

Nach der Ehrung muss die rote Arbeit verrichtet werden. Das Wild wird aufgebrochen – soll heißen, Bauch und Brustraum werden aufgeschnitten. Hierzu wird das Tier aufgehängt oder auf eine Plane gelegt. Im Anschluss werden Organe und Verdauungstrakt entfernt und auf Krankheiten begutachtet. Bei Rehen können die Innereien im Wald zurückgelassen werden, bei Wildschweinen müssen sie wegen möglichem Würmerbefall mitgenommen und auf dem Bauhof entsorgt werden. Dort gibt es eine Tierkadaverbeseitigung. Erlegte Wildsauen müssen zudem von einem Tierarzt untersucht werden.

Verarbeitung

Das ausgeweidete Tier kommt zwischen einem und fünf Tagen in einen Kühlraum, erst danach wird es gehäutet und zerlegt. Das machen die Jäger selbst oder ein Metzger. Werden die Fleischteile danach nicht frisch verzehrt, werden sie meistens vakuumiert und tiefgefroren.