Rottweil-Hausen - Wirtschaftliches Interesse versus Tierschutz. Nach einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig darf das Töten männlicher Küken weitergehen. Dabei gehen Landwirte abseits der groß angelegten Legehennenzucht längst andere Wege. – und das mit Erfolg.

Fast genau ein Jahr ist es her, dass der Schwarzwälder Bote über das Projekt der Hausener Biolandwirte Susanne und Dominik Jauch berichtete. Damals waren bei der Landwirtin die ersten sogenannten Zweitnutzungshühner geschlüpft. Aus der Idee einer Hühnerhaltung, bei der Hahn und Henne ein möglichst langes und artgerechtes Leben führen können und die männlichen Küken nicht bereits kurz nach dem Schlüpfen in Schreddermaschinen landen, wurde ein groß angelegtes Projekt, bei dem neben dem Tierschutz natürlich auch die Wirtschaftlichkeit eine Rolle spielte.

Die Maximilian-Kolbe-Schule erwies sich dabei als enger Partner und die Schüler als große Hühnerliebhaber. In einem vom Regierungspräsidium geförderten Hühnermobil lebt ein Teil der Hühner nun auf dem Schulgelände, wird unter Jauchs Aufsicht von den Schülern gepflegt und gefüttert. Und diese sind vom naturnahen Unterricht begeistert.

Nun, ein Jahr später, hat die Vermarktung von Henne und Bruderhahn sowie der Eier einen festen Abnehmerkreis gefunden. Sogar ins Kühlregal des örtlichen Biomarkts haben es die Eier geschafft. Und in der Mensa der Maximilian-Kolbe-Schule gibt’s auf dem Teller mittlerweile selbst gemachte Bollershofspätzle. "Dafür wurde extra eine Spätzlehex angeschafft", berichtet Jauch.

Nach den Pfingstferien sollen alle Erstklässler im Rahmen des aktuellen Unterrichtsthemas mit den Hühnern in Berührung kommen, anschließend geht’s zu den Rindern der Bauernhoffamilie. Und noch etwas tut sich: "Unser Küken- und Kindermobil steht zum Ausbau bereit. Das Material dafür wurde bereits besorgt", so Jauch. So stehen den Hausener Schülern nach den Pfingstferien spannende Wochen bevor, in denen sie einen respektvollen Umgang mit dem Huhn lernen.

Kommentar: Preisfrage

Von Alexandra Alt

Das Töten männlicher Küken geht weiter, auch wenn dieses laut Urteil des Bundesverwaltungsgerichts nur noch für eine nicht näher beschriebene Übergangszeit zulässig ist. Für die industriellen Eierproduzenten ist das ein Erfolg. Dabei kann eine am Tierwohl orientierte Vermarktung funktionieren. Das zeigt das Projekt von Familie Jauch aus Hausen, für die sich das Konzept vom Zweitnutzungshuhn gleich in zweifacher Hinsicht bezahlt macht. Dennoch kann nicht allein dem Produzenten die Verantwortung für ein lebenswertes Hühnerleben zugeschoben werden. Wir sind es doch, die Verbraucher, die in gleichem Maße ihren Beitrag leisten müssen. Wir sind es, die bereit sein müssen umzudenken und einen angemessenen Preis fürs Ei zu bezahlen, damit auch der Produzent von seiner Arbeit leben kann. Oder heiligt am Ende doch der eigene Geldbeutel die Mittel?