Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Vorstand Christoph Sander hofft, dass die Bauarbeiten an der Waldorf-Einrichtung bald weitergehen

Von Vera Danner

Mit dem Wintereinbruch im November kam die Baustelle der Waldorfschule Rottweil zum Erliegen. Seit Monaten fehlt es am wichtigsten Baustoff – dem Geld.

Rottweil. Auf dem Gelände der ehemaligen Pflugbrauerei an der Tuttlinger Straße tut sich kaum noch etwas in Sachen Schulbau. Das künftige Hauptgebäude, in dem Fachräume und Werkstätten – in einigen Jahren dann auch Verwaltung, Aula und ein Sportfeld – untergebracht werden sollen, ist seit Monaten eingerüstet, ohne dass es vorangeht. Der Schulträger, die Waldorfschule-Initiative Rottweil, die sich vor rund vier Jahren couragiert an das Mammutprojekt Schulneubau heranwagte, hat mit einem Liquiditäts-Engpass zu kämpfen. Über 900 000 Euro ausstehende sowie Mehrkosten gelte es bis Ende des Jahres zu decken, berichtet Schulvorstand Christoph Sander. Parallel müssten aber auch schleunigst die im nächsten Jahr dringend benötigten Klassenräume ausgebaut werden. Nach der Einschulung der 22 bereits angemeldeten Kinder im September wird es sonst eng im Unterstufengebäude. Dessen Bau verlief ohne größere Probleme. Seit 2013 wird dort unterrichtet. Auch bezahlt ist das Gebäude bereits, mit aktuell 143 Schülern jedoch eben auch maximal ausgelastet.

Zwischen Ostern und Pfingsten müssten am zweiten Bau auf dem Gelände endlich wichtige Baumaßnahmen in die Hand genommen werde, so Sander. Denn Teile der Kosten – wie die Miete für die monatelange Gebäude-Umrüstung – fallen an, auch wenn der Bau still liegt. Ein noch dringlicher Grund ist aber die künftige Oberstufenklasse, die auf den Ausbau zweier Klassenzimmer und eines Chemiefachraums angewiesen ist.

Zurzeit werde nach Wegen für eine Zwischenfinanzierung gesucht, erklärt Sander. Bereits vor einem Jahr habe der Verein einen Nachfinanzierungsantrag bei der Bank gestellt und sei zuversichtlich, dass er gestattet wird. Außerdem stehe die zweite Hälfte des Zuschusses der öffentlichen Schulförderung noch aus. Christoph Sander rechnet Ende des Jahres mit dem Geld. 900 000 Euro – also genug, um alle Verbindlichkeiten zu bezahlen.

Außerdem steht der Verein mit den beschäftigten Handwerkern in Verhandlung über Teilzahlungs- und Stundungsvereinbarungen. Die Gespräche verlaufen laut Sander positiv, er hofft auf eine Lösung bis nächste Woche.

Die Gründe für die Zwangspause auf der Baustelle seien nicht vorherzusehen gewesen. Trotz Voruntersuchungen der ehemaligen Brauereigebäude wurden später schädliche Materialien wie Teerkork, das der Isolation der Lager– und Eiskeller diente, in den Wänden gefunden. Zwei Stockwerke, die eigentlich erhalten bleiben sollten, wurden daraufhin abgerissen. Die daraus resultierenden Mehrkosten, die teure Versorgung der giftigen Baustoffe und eine zweimonatige Verzögerung des Baus seien die Folgen gewesen.

Meinungen von Denkmalamt und Verein gehen auseinander

Auch die archäologische Voreinschätzung des Bodens habe keine Hinweise auf mögliche Funde ergeben. Als bei Baubeginn dann doch welche zu Tage traten, brachte das den Schulträger in eine unbequeme Lage. Denn in der Frage der Kostenbeteiligung gingen die Meinungen auseinander. Für das Landesamt für Denkmalschutz und deren Grabungsleiter Thomas Schlipf stand nie in Frage, dass der Verein die anfallenden Grabungskosten zu tragen haben werde. Bei dem Bau handelt es sich nämlich um kein privates Vorhaben wie ein Eigenheim. Diesbezüglich gebe es klare Richtlinien des Regierungspräsidiums.

Der Schulvorstand sah die Lage anders, sie seien Verein, nicht Investor. Deshalb wollte er aufgrund der Uneindeutigkeit der Situation selbst die Rechtslage genauer prüfen. Fast ein Jahr nahm das in Anspruch. Weil in dieser Zeit kein Geld floss, konnte der Denkmalschutz nicht graben und folglich auch die Baufirma nicht bauen.

Man sei dem Verein schließlich so weit wie nur möglich entgegen gekommen und habe die Kosten auf ein Minimum gedrückt, sagt Schlipf. Anfang 2015 konnte man sich schließlich einigen und die Grabungsarbeiten termingenau zu den Sommerferien abschließen.

Die Waldorfschule blickt jetzt nach vorn – und gibt nicht auf: Im September braucht die Oberstufenklasse schließlich fertige Räume. Gemeinsam mit den Eltern treibt der Verein trotz allem den Innenausbau voran.