Björn Claussen zeigt auf die Baustelle an der Hochbrücke, an der ein Fangnetz zur Suizidprävention angebracht werden soll. Foto: Maier

Technische Probleme verzögern die Bauarbeiten an der Hochbrücke für das Projekt "Suizidprävention".

Rottweil - Bis Ende September sollte an der Hochbrücke ein Fangnetz installiert werden, um Suizide zu verhindern. Derzeit ruht die Baustelle allerdings wegen technischer Schwierigkeiten. Nun soll das Projekt "Suizidprävention" voraussichtlich im November fertig sein.

Was sind die Gründe für die technischen Probleme? "Die Bohrungen an der Hochbrücke sind sehr schwierig", sagt Bauverständiger Björn Claussen von der Stadtverwaltung Rottweil auf Nachfrage unserer Zeitung. Unwägbarkeiten gebe es bei solchen Baumaßnahmen immer. Aber bei dem geplanten Fangnetz an der Hochbrücke treten gleich mehrere Schwierigkeiten auf, sagt er.

Der schwierigste Bauabschnitt steht derzeit an: Das zwölf Meter breite Brückenbauwerk muss von der einen bis zur anderen Seite komplett durchbohrt werden, erklärt Stefan Hermann, Abteilungsleiter Hochbau bei der Stadtverwaltung Rottweil. "Die Bohrungen durch ein komplettes Bauwerk können nur von sehr wenigen Spezialfirmen ausgeführt werden", sagt er. Aus diesem Grund seien meist nur zwei bis vier Personen auf der Baustelle anzutreffen. "Diese arbeiten auch öfter auf den unteren Etagen des Gerüstes und sind nicht immer leicht zu entdecken. Als Architekt und Bauherr ist uns eine eher unauffällige Baustelle lieber, gerade in einer so zentralen Lage von Rottweil", so Hermann.

Doch derzeit passiert auf der Baustelle gar nichts. Seit Anfang vergangener Woche ruhe sie, sagt Claussen.

Während die Westseite (Richtung Innenstadt) der Hochbrücke im Mittelalter entstanden sei, gehe die Ostseite (Richtung Bahnhof) auf eine Verbreiterung der Hochbrücke im Jahr 1957 zurück. "Die Qualität des Betons auf der Ostseite ist sehr unterschiedlich", erklärt Claussen. Die erste Schwierigkeit sei, dass der Bohrer nicht durchkomme. Dies verhinderten Stahlteile, die als Bewehrung in den Beton eingelassen worden seien. Zweitens habe der Bohrer auch Probleme mit dem vorhandenen Kies. "Auf der Westseite halten drittens die Löcher nicht", sagt er. Und viertens führten die hohen Anforderungen der Maßtoleranz zu Schwierigkeiten, das Ziel zu treffen, das heißt, dass die einzelnen Bohrungen zueinander passen.

"Am 26. August gibt es eine Besprechung, in der wir jedes Bohrloch mit der ausführenden Firma durchgehen und Maßnahmen dafür festlegen", erklärt Claussen. Von den acht notwendigen durchgehenden Bohrungen seien vier "gut". Bei einer seien die Probleme gelöst worden. "Jetzt stehen noch drei aus", sagt er. Bei ihnen handelt es sich um die Bohrungen, die auf der Ostseite direkt unter der Auskragung angebracht werden.

Laut Claussen seien die Bohrungen eine sehr "zähe Angelegenheit". "Wenn wir die hinter uns haben, dann haben wir 90 Prozent der Aufgaben erledigt", meint er. Durch die technischen Probleme verschiebe sich die Fertigstellung der Baustelle voraussichtlich auf November, sagt Hermann abschließend.

Wie berichtet, sind für die Baumaßnahme zur Suizidprävention rund 580.000 Euro veranschlagt.