Die älteste Glocke des Münsters hängt jetzt an einem Holzjoch. Foto: Hildebrand

Zwei Weltkriege überdauert. Nach der Sanierung erklingen an Ostern die Münsterglocken wieder.

Rottweil - Wenn an Ostern die Münsterglocken wieder läuten, dann hängen einige von ihnen an einem anderen Platz im Turm und an einem neuen Joch. Sie sind verschieden alt. Die größte Glocke ist gleichzeitig auch die älteste. Sie wurde 1697 in Rottweil gegossen. Die vier nächst kleineren Glocken wurden 1950 bei F. Otto in Bremen-Hemelingen gegossen. Die kleinste Glocke, das Sakramentsglöckchen, hängt in einem Türmchen über dem Dach des Chores.

Beim großen Stadtbrand am 26. August 1696 brannte auch der Kirchturm von Heilig-Kreuz aus. In der großen Hitze schmolzen die Glocken. Vom 7. September an rief ein kleines Glöcklein, das man in Zimmern ausgeliehen und auf die Kirchenmauer gestellt hatte, wieder zum Gottesdienst. Schon im Jahr darauf bestellte der Magistrat der Stadt neue Glocken. Glockengießer aus Lothringen kamen nach Rottweil. Im Stadtgraben unterhalb des Neutors wurden an zwei Tagen insgesamt fünf Glocken gegossen. Als man drei Tage später die Gruben in der Erde wieder öffnete, wurden die neuen Glocken für "just, gerecht und vollkommen" befunden. Bereits im Juli wurde der Turmhelm wieder aufgerichtet und am 21. August 1697 konnte der aus Rottweil stammende Benediktinerabt von St. Georgen, Michael Glükher, die neuen Glocken weihen. Die erste und größte Glocke weihte er zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, die zweite zu Ehren des Heiligen Kreuzes, die dritte zu Ehren der Jungfrau Maria, die vierte zu Ehren des Heiligen Josef und die fünfte zu Ehren des Allerheiligsten Sakramentes.

Seit 1697 waren also fünf Glocken auf dem Turm und das Ratsglöcklein im Türmchen über dem Chor. Im Ersten Weltkrieg mussten dann drei Glocken abgeliefert werden. Sie konnten in den schweren Jahren nach dem Krieg unter großen Opfern wieder ersetzt werden und trugen die gleichen Namen und Inschriften wie ihre Vorgänger. Aber es dauerte nur wenige Jahre, bis im Zweiten Weltkrieg erneut Glocken abgeliefert werden mussten. Diesmal waren es fünf; nur die größte Glocke von 1697 durfte bleiben und läutete dann fast jeden Tag, wenn wieder ein Sohn der Gemeinde gefallen war. Nach dem Krieg wurden bis dahin noch nicht eingeschmolzene Glocken wieder an die Gemeinden zurückgegeben. Die Glocken von Rottweil kämen zurück, hieß es. St. Pelagius bekam seine Glocken wieder. Für Heilig-Kreuz war zur großen Enttäuschung nur das Sakramentsglöckchen dabei. In Rottweil wurde noch eine Glocke vom Kapellenturm und die Glocke vom Schwarzen Tor zurück gegeben, allerdings mit einem Riss.

Wenn jetzt zu Ostern die Münsterglocken wieder läuten, sind es fünf im Turm. Das Sakramentsglöckchen als die Nummer 6 auf dem Dach des Chores, läutet jeweils kurz vor Beginn eines Gottesdienstes.