Günter Eberhardt (rechts) hat viel zu erzählen: Weil dem Unternehmer die Ideen für neue Projekte nicht ausgehen. Foto: Nädele

Gün­ter Eber­hardt schmie­det neue Plä­ne. Riedlingen: zweites Leben für ausgedientes Exemplar.

Rottweil/Riedlingen - Günter Eberhardt ist ein rühriger Unternehmer. Erst die "Neckar Line" in Rottweil, dann die Nachricht von der geplanten Hängebrücke in Bad Wildbad. Und nun noch ein Brücken-Projekt: nämlich in Riedlingen (Landkreis Biberach).

Bei Günter Eberhardt geht es Schlag auf Schlag. Statt sich nach dem gewonnenen Bürgerentscheid zur Rottweiler Hängebrücke in aller Ruhe dem Entwurf des Bebauungsplans zu widmen, hat der Mann schon wieder neue Ideen. Mit dem nächsten Großprojekt ging er erst am Mittwoch an die Öffentlichkeit – eine rund 400 Meter lange Hängebrücke in Bad Wildbad (wir berichteten). Allerdings hat er zum Thema Brücken noch ganz andere Pläne, wie sich an einem Vorhaben in Riedlingen zeigt.

Auch dort geht es um eine Brücke, die Hochwasserkanalbrücke. Die jedoch muss der Unternehmer nicht erst bauen. Sie existiert, wird aber durch ein Nachfolgermodell ersetzt. Dem alten Bau will Eberhardt neues Leben einhauchen – mit einer ungewöhnlichen Idee. Er will die Hochwasserkanalbrücke – Eberhardt lebt im benachbarten Dürmentingen – in ein Café oder Restaurant mit historischem Ambiente integrieren, das er eigens dafür bauen möchte.

"Eigentlich blicke ich immer in die Zukunft", meint Eberhardt, der sich als fortschrittsorientiert beschreibt. "Durch die Arbeit in Rottweil hatte ich aber viel mit Menschen zu tun, die sich für den Erhalt des Historischen einsetzen und die Vergangenheit bewahren wollen." Immer wieder sei er mit dieser Sichtweise konfrontiert worden, sie habe ihm irgendwann imponiert – nun hat er sie sich zu eigen gemacht.

Bei einer Donauradtour nach Wien habe er alte Städte Bayerns wie Regensburg, Straubing und Kehlheim besucht. "Die waren top hergerichtet", sagt Eberhardt bewundernd. "Das hat mich infiziert." Der Gedanke, historisches Erbe zu erhalten und in Einklang mit baulichem Fortschritt zu bringen, begeistert den Bauunternehmer, der auch Eigentümer des alten Postamts in Riedlingen ist. Als er hörte, dass die dortige Hochwasserkanalbrücke ersetzt werden soll, fasste er den Entschluss, diese zu kaufen. Das Interesse ist dabei natürlich auch beruflicher Natur. "Sie ist aus Stahl, dem Werkstoff, mit dem wir täglich arbeiten", erklärt der Unternehmer. Ansonsten würde die Brücke verschrottet.

Noch ist nichts unterschrieben. Geht es allerdings nach dem 49-Jährigen, will er die Stahlkonstruktion aus dem Jahr 1901 in ein Haus einpassen, das noch gar nicht gebaut ist. Die Brücke soll dabei zwei Stockwerke miteinander verbinden, als Art Zwischendecke über einem Erdgeschoss. Neben seinem alten Postamt könnte das Haus entstehen, in das ein gastronomischer Betrieb einziehen soll, den er verpachten würde. Die Lage, findet Eberhardt, würde sich sogar für ein Hotel anbieten.

Der Chef steht oftmals selbst mit auf der Baustelle

"Im vergangenen Jahr war ich hauptsächlich mit der Hängebrücke in Rottweil beschäftigt", erklärt der rührige Bauunternehmer. Jetzt will er mit dem Vorhaben eine Brücke zur Heimat schlagen.

"Man muss Mut haben, um vorwärtszukommen", hat er kurz vorm Bürgerentscheid im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. Daran mangelt es dem dreifachen Familienvater offenbar genauso wenig wie an Visionen. Nicht einmal seine Frau kann ihn bremsen: Die habe ihn für seine Rottweiler Hängebrücken-Idee zunächst für verrückt erklärt, wie er damals erzählte. An seiner Entschlossenheit hat dies bekanntlich nichts geändert.

So kommt es, dass er bereits jetzt ins Jahr 2031 blickt und dann am liebsten an der Loreley eine weitere Hängebrücke errichten würde. Und so kam es, dass er mit seiner Eberhardt Bewehrungsbau GmbH nicht nur am Aufzugtesturm, sondern auch an einer Riesenmoschee in Algier mitgebaut hat. Oder am "Sony Center" am Potsdamer Platz in Berlin. Auf dieser Baustelle habe Eberhardt, gelernter Maurer, selbst mitgearbeitet, erzählt dessen Projektleiter Roland Haag. Er bezeichnet seinen Chef als weitsichtig und mutig, aber auch ehrgeizig und schaffig. Dazu passt, dass Besucher der Unternehmens-Homepage mit dem Spruch "Es gibt viele Wege zum Erfolg. Aber ich kenne nur einen, und der geht über das Wort Arbeiten" begrüßt werden. Das klingt ganz nach Günter Eberhardt.