Oberbürgermeister Ralf Broß (rechts) verkündet das Ergebnis des Bürgerentscheids zur Hängebrücke. Foto: Nädele

Bürgerentscheid: 71,6 Prozent sind für Projekt. Investor und OB Ralf Broß freuen sich. Wahlbeteiligung liegt bei 48,4 Prozent.

Rottweil - Das ist eindeutig: 71,6 Prozent der Wähler haben am Sonntag Ja zur Hängebrücke gesagt. Damit bekommt die Stadt nach dem Test-Turm erneut ein Projekt der Superlative. 9652 Bürger waren wählen. Die Wahlbeteiligung lag bei 48,4 Prozent.

Kurz nach 18 Uhr herrschte vor dem alten Rathaus bereits dichtes Gedränge. Gespannt warteten Befürworter und auch Gegner auf die ersten Ergebnisse aus den verschiedenen Wahlbezirken. In unserem Live-Ticker berichteten wir live vom alten Rathaus.

Das erste Ergebnis lag um 18.09 Uhr vor: 75,4 Prozent der Wähler im Abstimmungsbezirk Kindergarten Hegneberg wollen, dass die Stadt die Voraussetzungen für den Bau der Hängebrücke schafft. 26,6 Prozent sind dagegen. Dann geht es Schlag auf Schlag: Minütlich treffen die Ergebnisse aus den 31 Wahlbezirken, vier davon für die Briefwahl, ein. Das verfolgen zahlreiche Bürger auf einer Leinwand vor dem Alten Rathaus. Dieses Mal sind es noch mehr Schaulustige als im September 2015, als Rottweil seinen ersten Bürgerentscheid – damals zur JVA – erlebte.

Je mehr Stimmbezirke ausgezählt sind, desto näher rücken die Zuschauer an die Leinwand. Um 18.16 Uhr sind 22 durch, 72,4 Prozent haben sich für das Projekt ausgesprochen. Es gibt erstmals Applaus: Mit den Stimmen des Bezirks Kindergarten "Auf der Brücke" ist das Quorum von 20 Prozent erreicht – und zwar für die Hängebrücke. Weil sich mindestens ein Fünftel der Wahlberechtigten für eine Seite entschieden haben, dies entspricht in etwa 4000 Stimmen, ist der Bürgerentscheid rechtskräftig. "Jetzt ist es eigentlich gegessen", sagt ein Zuhörer. Er hat recht: Investor Günter Eberhardt hat sein Ziel erreicht und gibt dem SWR bereits ein Interview.

Besonders deutlich fällt die Zustimmung zur Hängebrücke in Feckenhausen aus. Dort befürworten 84,3 Prozent der Wähler (das entspricht 118 Stimmen) das Vorhaben. Nur 22 Stimmen (15,7 Prozent) entfallen auf Nein. Mit 79,4 Prozent (274 Jas) hat Eberhardts Projekt auch in Neufra viele überzeugt. Sehr viele Kritiker der Hängebrücke haben im ehemaligen Spital – bekanntlich nicht weit weg vom Bockshof, wo der Brückeneinstieg angelegt werden soll – ihre Stimmen abgegeben: 42,4 Prozent (97). Entsprechend schwach ist dort das Ergebnis der Befürworter mit 57,6 Prozent (137). Allerdings lag dort die Wahlbeteiligung bei nicht einmal 30 Prozent. Mit 34,6 Prozent (380) verzeichnen die Brücken-Gegner im Briefwahlbezirk zwei ihr zweitstärkstes Ergebnis.

Kurz vor halb sieben fehlen nur noch die Zahlen aus Hausen. Das Ergebnis trifft um 18.29 Uhr ein. Auch hier ist das Ergebnis deutlich. 72,8 Prozent pro, 27,2 Prozent kontra Hängebrücke. "Glückwunsch", sagt Oberbürgermeister Ralf Broß zu Günter Eberhardt. Und als der sich bedankt, fährt er fort: "Sie müssen den Bürgerinnen und Bürgern danken."

71,6 Prozent derer, die mitgestimmt haben, weiß der Investor hinter sich. 19 931 Wahlberechtigte gab es, 9652 Rottweiler haben ihre Stimme abgegeben. Das entspricht 48,4 Prozent. Das sei ordentlich, erklärt der OB. 48,5 Prozent waren es beim JVA-Entscheid. Wie damals kann der Rathaus-Chef auch gestern aufatmen. "Sie sehen einen erleichterten OB", erklärt Ralf Broß. "Der Bürgerentscheid ist gewonnen, die Brücke kann gebaut werden."

Kommentar: Klarer Auftrag

Von Patrick Nädele

Das ist ein Ergebnis mit Ausrufezeichen. Die Aussicht auf die längste Hängebrücke der Welt wollen sich die Rottweiler dann doch nicht nehmen lassen. Die Bedenken um das grüne Innenstadt-Kleinod Bockshof wiegt bei der Mehrheit der Bürger bei Weitem nicht so schwer, wie es sich die Gegner des Projekts gewünscht hätten. Der Bürgerentscheid erteilt klar den Auftrag – an den Investor wie an die Stadtverwaltung und den Gemeinderat: Rottweil will diese Verbindung zwischen dem Berner Feld und der historischen Innenstadt. Wo Günter Eberhardt den Einstieg am Bockshof will, ist seit der Einwohnerversammlung kein Geheimnis mehr. Nun müssen die Stadträte zeigen, wie ernst sie es damit meinen, dem Investor die letzten Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Und mit diesem Votum bedeutet das, auch den Denkmalschutz davon zu überzeugen.

Info: Stimmen

Stadt

Von einem "großen Tag" für die Stadt spricht OB Ralf Broß gestern. "Unser Ziel ist erreicht." Jetzt könne die Verwaltung zeitnah das Bebauungsplanverfahren einleiten. Dabei sollen die Belange von Behörden, Bürgerschaft und der Dialoggruppe einbezogen werden. Bürgermeister Christian Ruf meint: "Wir freuen uns riesig." Auch, weil das Ergebnis so deutlich sei. Es bedeute "starken Rückenwind für die Brücke".  

Bürgerinitiative (BI)

Winfried Hecht ist von den 28,4 Prozent "angenehm überrascht". Er ist wie Werner Fischer Sprecher der Brücken-Gegner. Dieser meint: "Wir akzeptieren das Ergebnis", auch wenn er sich ein anderes gewünscht habe. Die BI werde sich nun nicht zurückziehen, sondern das Bebauungsplanverfahren beobachten. Zumal die Stimme der BI mit fast 30 Prozent Gewicht habe. Jetzt gehe es um Fragen wie: Wo wird der Einstieg gebaut? Und wird der Bockshof zerstört?

 Investor

Günter Eberhardt feiert gestern Abend im Café Lehre: "Es ist eindeutig", meint er zum Ergebnis. Man müsse einfach immer optimistisch sein. "Wir freuen uns und haben auch echt gut gearbeitet."

Seite 2: Der Live-Ticker

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