Zwei Hobbys miteinander kombiniert: Niklas Kappler (großes Bild) fotografiert am liebsten Schwimmer – auch er zieht im Becken erfolgreich seine Bahnen. Links sind seine Impressionen von den Deutschen Meisterschaften zu sehen. Foto: Kappler

Niklas Kappler hilft bei Schwimm-Europameisterschaften in Berlin mit. Hobby-Fotograf nutzt Zeit nach Abi.

Rottweil - Wenn Europas Schwimmelite ab Mittwoch in Berlin ihre Bahnen zieht, ist Niklas Kappler aus Rottweil-Altstadt ganz nah dran: Er ist als freiwilliger Helfer mit seiner Kamera unterwegs.

Gestern Morgen um 9 Uhr ging der Flieger, und ab heute wacht Niklas Kappler statt in Rottweil-Altstadt in der Bundeshauptstadt auf. Viel Zeit zum Schlafen dürfte ihm allerdings nicht bleiben: Er ist nämlich Volunteer, also freiwilliger Helfer, bei den Schwimm-Europameisterschaften, die von 13. bis 24. August in Berlin stattfinden.

"Bis das Studium im Oktober losgeht, hab ich ein bisschen Zeit", erzählt er. "Da ist die Europameisterschaft gerade richtig gekommen." Zumal er beim TSV Rottweil selbst schwimmt. "Bis zu den Süddeutschen hat es schon gereicht" – als Teilnehmer. Die EM allerdings sind noch einmal ein anderes Kaliber.

Selbst bei nationalen Wettkämpfen treffe man schon mal den ein oder anderen Star und bekomme mit, was in der Schwimmszene so los ist. Vorigen Herbst hat der Abiturient so erfahren, dass für Berlin Helfer gesucht werden. Auf die Bewerbung von Dezember folgte "glücklicherweise" im Februar die Zusage: Niklas Kappler ist bei den EM Zuhause als einer von 280 Volunteers am Start. Wenn schon nicht im Becken, dann zumindest am Beckenrand. Dort kann er nämlich sein nächstes großes Hobby ausleben: das Fotografieren.

Vor allem Aufnahmen von Schwimmer sind sein Ding. "Ganz toll sind Schmetterlingsbilder", findet er, "wenn die Arme in der Luft stehen." Aber auch, nach dem Startschuss im richtigen Moment den Auslöser zu drücken, ist eine Herausforderung. Und Niklas Kappler will die Emotionen der Sportler festhalten: "Den Jubel oder das ein oder andere Tränchen", sagt er schmunzelnd.

Bei den Wettkämpfen ist er in einem Social-Media-Team im Einsatz. Das bedeutet, der Rottweiler fotografiert die Schwimm- und Synchronschwimm-Wettbewerbe und bestückt damit die offizielle Twitter-, Facebook- und Internetseite der Veranstaltung. Eine Trainingsrunde haben die freiwilligen Helfer bei den Deutschen Meisterschaften im Mai, ebenfalls in Berlin, bereits eingelegt.

19-Jähriger möchte tolle Bilder mit nach Hause nehmen

Die Aufgaben der Helfer sind völlig unterschiedlich. Während Kappler mit der Kamera unterwegs ist, engagieren sich seine Kollegen beispielsweise in den Bereichen Teambetreuung oder Catering. So unterschiedlich wie die Aufgaben sind die Helfer: Schwimmer seien unter ihnen, erzählt der 19-Jährige, oder Triathleten, aber auch Freiwillige, die sich immer mal wieder bei Großereignissen einbringen. Manche, erzählt er, hätten bereits bei Olympia in Sotschi mitgeholfen. Auch vom Alter her seien sie ganz unterschiedlich.

Niklas Kappler hat sich mit vier anderen zusammengetan und in der Hauptstadt eine Ferienwohnung gemietet. Die Unterkunft müssen die Volunteers selbst bezahlen. "Das ist der einzige Haken." Er hat gejobbt, um den Aufenthalt zu finanzieren.

Arbeit hat er auch ab sofort wieder genug: Niklas Kappler hilft beim Aufbau für die Meisterschaften mit. So wird das Berliner Velodrom, eigentlich für Radrennen vorgesehen, umgebaut. In der Halle entsteht ein mobiles Schwimmbecken, in dem die Wettkämpfe ausgetragen werden. Dort und in der benachbarten Schwimmhalle ist der 19-Jährige dann ab 13. August mit seiner Kamera im Einsatz. Sein Ziel: "Tolle Bilder abliefern."

Und er würde gern den ein oder anderen Schwimmstar treffen. Bei den Deutschen Meisterschaften hatte er bereits Gelegenheit, kurz mit Steffen Deibler zu reden. Der sei "richtig locker drauf gewesen". An so jemanden wie Paul Biedermann komme man dagegen gar nicht ran.

Vielleicht, so hofft er, kann er auch das ein oder andere Autogramm abstauben. Von dem Franzosen Yannick Agnel beispielsweise. "Das wäre toll." Genug Zeit in der Schwimmhalle wird er auf jeden Fall verbringen. Beim Probelauf bei den DM habe sich nämlich gezeigt: "Ich bin morgens um acht in die Schwimmhalle rein und abends um acht wieder raus."

Und wer weiß, vielleicht bietet sich an einem Tage sogar Gelegenheit, selbst in dem Becken abzutauchen, wo sich Europas Schwimmelite misst. Eine Spaßstaffel der Freiwilligen sei geplant, erzählt er. Seine Badehose hat Niklas Kappler zur Sicherheit mal eingepackt.