Stuttgart - Man solle das bloß nicht einschalten, man solle die Quoten dieser liberalen, volksfernen Hollywood-Stars nach unten treiben: Mit solchen Aufrufen hatten etliche konservative Amerikaner vorab in den sozialen Netzwerken gegen die Verleihung der Golden Globes gewettert. Weil man nichts lieber tut, als sich zu ärgern, dürften einige der Boykott-Ausrufer trotzdem zugeschaut und eine Bestätigung ihrer Vorahnung bekommen haben: Donald Trump wurde das Ziel von Sticheleien und Attacken.

Die Golden-Globes-Verleihung am Sonntagabend in Los Angeles bot zwar keine nahtlose Abfolge politischer Reden. Mancher Preisträger und Präsentator mag Sorge gehabt haben, die wütenden Konservativen nicht noch weiter zu reizen. Aber dafür gab es einen großen, ergreifenden Moment, der die Witzeleien des schwachen Moderators Jimmy Fallon und mancher Prämierter wie Hugh Laurie (bester TV-Nebendarsteller für „The Night Manager“) in den Schatten stellte.

Meryl Streep, die für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde, schalt den bald ins Weiße Haus einziehenden Donald Trump, ohne ihn je beim Namen zu nennen. „Dass eine so mächtige Person in der Öffentlichkeit den Trieb verspürt, andere zu verletzen, nimmt Einfluss auf das Leben aller“, mahnte sie. „Weil es anderen eine Art Erlaubnis gibt, das Gleiche zu tun. Respektlosigkeit lädt zu mehr Respektlosigkeit ein, Gewalt gebiert Gewalt.“

Kein böses Omen für Maren Ade

Die Golden Globes, der Preis der Auslandspresse in Hollywood, haben eine Karriere vom läppischen B-Promi-Treff zum vermeintlichen Testlauf für die Oscars hinter sich. Will heißen: Bei dieser Gala sucht man nach Anhaltspunkten für die amerikanische Befindlichkeit. Weil das eine inneramerikanische Veranstaltung ist, die gewiss nicht von filmkünstlerischen Grübeleien dominiert wird, lässt sich leicht verschmerzen, dass Maren Ades auch die Kritiker in den USA verzückender „Toni Erdmann“ nicht als bester ausländischer Film ausgezeichnet wurde. Der betreffende Globe ging an Paul Verhoevens „Elle“ aus Frankreich. Als Oscar-Omen taugt das aber wenig. „Toni Erdmann“ hat es bei den Academy Awards in eine Zwischenrunde von noch neun Filmen geschafft, „Elle“ nicht. Am 24. Januar werden die fünf Endrunden-Kandidaten verkündet, die Oscars selbst dann am 26. Februar verliehen.